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Illustrierter Klassiker: Kit Carson Winnetou gegen Old Shatterhand Blueberry: Geronimo

Apachen im Comic

Geronimo, Winnetou, Mangas Coloradas und die Weißen
Angesichts des unüberschaubaren Angebots an Westerncomics (nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und gerade im frankobelgischen Raum und in Italien) wird die folgende Vorstellung von Titeln keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Schon bei der Suche nach Apachen im Film war festzustellen, dass die Apachen in den Filmen zumindest hinsichtlich ihrer Häufigkeit in besonderem Maße berücksichtigt wurden. Das wiederholt sich bei Durchsicht der Comics. – Das Wort "Apache", der Name des einstmals so sehr verfolgten und bekämpften Volks der Native Americans, ist heute im US-amerikanischen Alltag vielfältig präsent, als Verwaltungseinheit im Staat Arizona (Apache County), als Bestandteil einer Vielzahl von Orten und Städten, dann aber gerade auch im militärischen Bereich. Und die Ortsnamen sind es, die hier einen ersten Aufhänger für die Nennung eines Comics zum Thema bieten: nicht etwa der Ortsname Apache Wells, der in mehreren Western auftaucht, obwohl ein solcher Ort damals gar nicht existierte (heute übrigens sehr wohl: ein vorwiegend von Ruheständlern bewohnter Ortsteil von Mesa, einem Vorort von Phoenix im Maricopa County), aber doch Apache Junction. Unter diesem Titel erschien eine bisher dreibändige Serie, die die Apachen und ihre Motive sehr differenziert darstellt, begrüßenswert angemessen und nicht selbstverständlich. Eine Vielzahl weiterer Comics mit Apachen lohnt den Blick darauf, wie dieses Volk von den Zeichnern und Autoren gesehen und uns vermittelt wurde. (hjk)
>> Hier den Artikel über Apachen im Comic herunterladen (Stand: 07.07.2024)

 
Festivalplakat Comic-Salon Erlangen 2024 Joann Sfar, (c) Magali Delporte 2022 Cover eines Hefts mit 'The Captain and the Kids' von Rudolph Dirks Barbara Yelin, (c) Martin Friedrich 2024

21. Internationaler Comic-Salon Erlangen 2024

Spezialpreise • Ausstellungen • 20 Jahre Deutsche Comicforschung
Vom 30. Mai bis 2. Juni 2024 findet der Internationale Comic-Salon Erlangen das 21. Mal statt. In vier Messehallen rund um den Schlossgarten und im Redoutensaal zeigen über 300 Verlage, Händler und Künstler ihre Comics. Gut zwei Dutzend Ausstellungen sind angekündigt, worunter diejenigen zu Joann Sfar und zu den "Katzenjammer Kids" hervorstechen. Letztere ist zwar fälschlich mit 'Der älteste Comic der Welt' untertitelt, aber die Historie und die gezeigten Werke von Rudolph und Gus Dirks aus der Zeit um 1900 sind aller Ehren und den Besuch wert (Abb. 3. v. l.). – Im Vorfeld wurden bereits zwei Preisträger der renommierten Max-und-Moritz-Preise bekannt gegeben. Joann Sfar ("Die Synagoge", "Die Katze des Rabbiners") erhält den Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk (Abb. 2. v. l.). In seinen erfolgreichen Comics lässt er tiefgründig auch religiöse und philosophische Themen aufscheinen. – Barbara Yelin ("Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung", "Irmina") wurde der Spezialpreis der Jury für ihre "künstlerische Auseinandersetzung mit Menschen und deren Erfahrungen von Verfolgung, Krieg, Flucht und Gewalt sowie ihr nachhaltiges Engagement gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit" zuerkannt (Abb. 4. v. l.). – Zu einer besonderen Podiumsveranstaltung anlässlich des Jubiläums 20 Jahre "Deutsche Comicforschung" wird am Samstag, 1. Juni, um 15 Uhr ins Besoldsche Palais eingeladen. Unter der Überschrift "Vom Hasszeichner zum Demokraten" hält der Historiker Dr. Matthias Kretschmer einen Vortrag, der beschreibt, wie sich NS-Propagandazeichner nach dem Krieg verhielten. – Weit über 500 KünstlerInnen sind für den 21. Comic-Salon angekündigt, darunter neben Sfar und Yelin auch Giorgio Cavazzano als Ehrengast bei Egmont, Ralf König mit seinem neuen Comic "Harter Psüchater", Olivia Vieweg mit "Fangirl Fantasy", Tobi Dahmen mit "Columbusstraße", Sussi Bech mit "Aida Nur" und Lauraine Meyer mit "Feminists in Progress", um nur einige wenige aus der internationalen ZeichnerInnengemeinschaft zu nennen. (© der Abb.: ICS Erlangen) (adi)

 
Film 'StageCoach' Film 'Der gebrochene Pfeil' Film 'Geronimo' Filme Winnetoons

Apachen im Film

Der lange Weg eines Wandels
Er ist ohne Frage zumindest in Deutschland (und wohl auch nur hier) der bekannteste Apache: Winnetou, die edle Rothaut, der Häuptling der Mescalero-Apachen und Blutsbruder seines deutschen Gefährten Old Shatterhand. Dass Winnetou ein Geschöpf der Phantasie des sächsischen Schriftstellers Karl May ist, dass er gar nicht wirklich gelebt hat, ist den Karl-May-Lesern durchaus bewusst. Gelebt aber haben andere große Häuptlinge der Apachen, sind in Amerika berühmt oder aufgrund ihres Widerstandskampfes gegen das rücksichtslose Vordringen und die Landnahme weißer Amerikaner berüchtigt geworden. Ihren weißen Zeitgenossen galten sie seinerzeit als unzivilisiert, als grausam und blutrünstig. Entsprechend stellte die damalige Propaganda sie dar, und diese Sichtweise übernahm dann der ureigenste amerikanische Heimatfilm, der Western. Es sind das Volk und die Stämme der Apachen, die im Western seit etwa einhundertzwanzig Jahren am häufigsten und am undifferenziertesten als Feindbild haben herhalten müssen. Dieses wohlfeile Feindbild, die undifferenziert diffamierende Darstellung von Geschichte und Kultur der Native Americans insgesamt zieht sich, abgesehen von nur wenigen kurzen Phasen und Einzelbeispielen durch die gesamte Geschichte des Hollywoodfilms und hat erst in den letzten Jahrzehnten eine wirklich substantielle Veränderung erfahren, ein Ergebnis engagierter Arbeit indigener Aktivist(inn)en und einer zunehmenden Zahl indigener Schauspieler(innen). Anhängende lange und eingehend kommentierte Liste verdeutlicht diese Wandlung. (hjk)
>> Hier die Liste der Apachen im Film herunterladen (Stand: 20.05.2024)

 
Classics Illustrated: Esmeralda gibt Quasimodo zu trinken Verfilmung vom 'Glöckner von Notre-Dame' mit Gina Lollobrigida Die brennende Kathedrale Notre-Dame de Paris

Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame

Tragische Verbindung: Esmeralda und Quasimodo
Victor Hugo, geboren 1802, gestorben 1885, gilt als einer der größten Dichter und Schriftsteller Frankreichs im 19. Jahrhundert. Sein literarisches Werk umfaßt Gedichte, Dramen, Romane und auch politische Schriften. Unsterblichen Ruhm verdankt er vor allem zwei Romanen, dem 1831 erschienenen historischen Roman "Notre-Dame de Paris" und dem 1862 fertiggestellten (begonnen 1847) monumentalen Romanwerk "Les Misérables", einer ebenso melodramatisch wie realistisch ausgeschmückten Chronik Frankreichs von 1815 bis 1832. – Handlung und Figuren des Romans "Notre-Dame de Paris" stellen ein alle Schichten der Bevölkerung berücksichtigendes Panorama des spätmittelalterlichen Lebens in der Stadt Paris dar. Im Zentrum stehen einige Personen, deren Leben und Schicksal eng miteinander verknüpft sind. Einer von ihnen ist Quasimodo, der missgestaltete Glöckner von Notre-Dame, den oder dessen Beruf Übersetzungen des Buchtitels immer wieder ins Zentrum rücken, ihn zu einer scheinbaren Hauptfigur des Romans machen. So trägt der Roman in der deutschen Übersetzung in aller Regel den Titel "Der Glöckner von Notre-Dame", in der englischen "The Hunchback of Notre Dame", in der italienischen "Il gobbo di Notre-Dame". – Wie jeder andere auch ist Claude Frollo, der Erzdiakon von Notre-Dame, der Schönheit der jungen Straßenkünstlerin Esmeralda verfallen. Sein Ziehsohn Quasimodo soll ihm Esmeralda entführen. Die Entführung schlägt fehl, Esmeralda wird von Hauptmann Phoebus und seinen Gardisten gerettet, Quasimodo wird überwältigt. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Glöckner von Notre-Dame herunterladen (Stand: 03.03.2024)

 
Blick in den neuen Ausstellungsraum zur Geschichte des Comic Pressekonferenz WBM Rodolphe Toepffer: Monsieur Vieux-Bois

Comic-Historisches im Wilhelm-Busch-Museum

Neue Besen kehren gut
Das Team um die neue Direktorin Dr. Eva Jandl-Jörg, die vor 365 Tagen die Leitung des WBM in Hannover übernahm, setzt viel in Bewegung. Auf der Jahrespressekonferenz des Museums gab Jandl-Jörg unter der Überschrift "Jung und frisch" Rück- und Ausblick auf die Angebote des Hauses für ein möglichst breites Publikum. Dazu gehören dieses Jahr eine Ausstellung zum Fußball, die am 16. März beginnt, eine weitere zum Verhältnis von Österreichern zu Deutschen (ab dem 16. Juli) und eine zu "Hirameki" (jap.: Geistesblitz), eine Kunstform, in der zufällig vorgegebene Farbkleckse durch Zeichnung belebt werden (ab 30. November). In diesen drei großen Ausstellungen sollen Arbeiten von Bettina Bexte, Volker Ernsting, Rudi Hurzlmeier, Gerhard Haderer und vielen mehr zu sehen sein. Parallel dazu widmet man sich in eigenen Räumen zeitweise den Zeichnern Nicolas Mahler ("Thomas Bernhard"), Philip Waechter ("Sehr berühmt") und Ladislav Kondor. Zu den Themen Flucht und Migration werden Ergebnisse des Karikatur-Wettbewerbs "Ein Ort. Irgendwo" ausgestellt. Mit dieser Vielfalt an Angebot wird alt und jung angesprochen, für die ganz Kleinen liegen sogar Windeln bereit. Hinzu kommen musikalische Aktivitäten, Vorträge und Filme. Einzig ein Programmpunkt, in dem es um die Verköstigung mit Alkoholika geht, sprengt den Rahmen des kulturell Sinn- und Wertvollen. – Als eine angenehm überraschende Neuerung beginnt man gerade mit dem Einrichten eines ersten Raumes (s. Foto links), in dem schlaglichtartig die Geschichte des Comic aufgezeigt wird. Man könne theoretisch bei den Ägyptern anfangen, erklärt dazu Lisa Reich, doch fehle der Platz und man wolle sich auf die eigene Sammlung stützen. So werden Wilhelm Buschs "Honigdiebe" (1859) und "Max und Moritz" (1865) nach zwei originalen Zeichnungen von Rodolphe Töpffer eingeordnet (Streifen 6 und 9 aus "M. Vieux-Bois" von 1827, veröffentlicht 1837; s. Foto rechts; auf die Fotos klicken, um sie vergrößert angezeigt zu bekommen), bevor es bis zu Manfred Schmidt, Roland Kohlsaat, Ulli Lust und Josephine Mark weitergeht. In der Mitte des Raumes soll eine Vitrine u.a. einen Druckstock zu einer Arbeit von Wilhelm Busch zeigen, um auf die Techniken hinzuweisen, mittels derer Comics vervielfältigt wurden. (Foto Mitte v.l.n.r.: Luise Wick (Kunstvermittlung), Dr. Eva Jandl-Jörg, Dr. Catrin Kuhlmann (Presse); nicht im Bild: Dr. Elisabeth Reich (stv. Direktorin)) (adi)

 
Filmplakat Stagecoach Filmplakat Pony Express Bessy: Der singende Draht Chinaman: Die Rostfresser

Western-Legenden

Postkutschen, Pony Express, Singender Draht und Eisenbahnbau
Die ehemals englischen Kolonien in Nordamerika haben in einem Krieg von 1776 bis 1783 ihre Unabhängigkeit erkämpft und sich zu den United States of America, den Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Zwar werden sie sich in einem zweiten Unabhängigkeitskrieg (1812-1815) noch einmal gegen englische Ansprüche verteidigen müssen, aber bereits 1803 beginnen sie mit der Ausdehnung ihres Territoriums. Als Horace Greely, Herausgeber der New York Herald Tribune, 1850 schließlich die Losung ausgibt "Go west, young man, and grow up with your country", hat Texas bereits seine Unabhängigkeit von Mexiko erklärt, hat der siegreiche Amerikanisch-mexikanische Krieg 1846-1848 zur Annexion des Südwestens geführt und haben 1848/49 Goldfunde in Kalifornien und der Goldrausch in großer Zahl Abenteurer ins Land gebracht und Kalifornien zum Teil des US-Territoriums gemacht. In der Folge von Greelys Aufruf machen sich von St. Louis und von Omaha Heerscharen von Siedlern in Trecks auf den Weg in den goldenen Westen. (hjk)
>> Hier den Artikel zu den Western-Legenden herunterladen (Stand: 9.11.2023)

 
Ausstellungskatalog Staying West Blick in den 'schauraum' Dortmund Kachina-Figuren Mecky und kulturelle Aneignung

Staying West

Comics vom Wilden Westen
Der schauraum liegt gegenüber vom Dortmunder Hauptbahnhof nahe der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz neben einer geräumigen Tiefgarage mit dem seltsamen Namen "Freistuhl". Der Eintritt in den schauraum ist auch tatsächlich frei. In den im schauraum präsentierten Ausstellungen zum Thema Comic werden Originale gezeigt. Das lockt Comicbegeisterte, Passanten, Bibliotheksgänger oder auch Bahnreisende während einer Fahrtunterbrechung. Noch bis zum 3. März 2024 soll die Ausstellung "Staying West - Comics vom Wilden Westen" laufen. In dem großen Raum hängen die einmaligen Exponate ringsum an (Zwischen-) Wänden oder liegen in Vitrinen (siehe 2. Abb. von links). Eine der Vitrinen zeigt Kachina-Figuren der Hopi oder Zuni aus der Zeit um 1950 (s. 3. Abb. v. l.). Ein Tisch samt Hockern bietet passend zu dieser Ausstellung einige Comics zum eingehenderen Lesen und Studieren an. Dort liegt auch das, wie vom Ausstellungsmacher und MuM-Preisträger Alexander Braun gewohnt, herausragend gestaltete, seitenstarke Katalogbuch aus, das man an Ort und Stelle einsehen und erwerben kann (s. 1. Abb. v. l.). Die umfassende, viele Einzelheiten erklärende Umschau durch den Westerncomic ergänzt sowohl die Ausstellung im schauraum durch viele Abbildungen von Originalen und eingängigen Erläuterungen, als auch den 2014 erschienenen Katalog "Going West" desselben Autors durch einen profunden Überblick zum argentinischen, italienischen und DDR-Westerncomic, zu "Bessy" und zu Westernfunnys. Thematisch greifen Ausstellung und Buch überzeugend auch den Umgang mit den Begriffen "Indianer" und "Kulturelle Aneignung" auf (zu Letzterem s. "Mecki" in 4. Abb. v. l.). Das Katalogbuch "Staying West" (272 Seiten, HC) erschien bei Salleck Publications. (adi)

 
Verfilmung von 1989: A Tale of two Cities von Charles Dickens Phiz: Darnays zweite Verhaftung Illustrierter Klassiker: Zwei Städte

Charles Dickens: Eine Geschichte aus zwei Städten

Französische Revolution in Film und Comic
Zu den wohl am häufigsten in Literatur, Comics und Filmen dargestellten historischen Ereignissen oder Abschnitten gehört zweifellos die Französische Revolution. Im Bereich der Comics ist die frankobelgische) Produktion dabei führend. Das hat sicherlich zum einen mit dem kulturellen Stellenwert und der Tradition dieses Mediums in Frankreich zu tun. Vor allem aber spiegelt es die große Bedeutung dieses historischen Umbruchs für die französische Geschichte und das Selbstverständnis der Französinnen und Franzosen wider. Doch ist die Französische Revolution eine Phase von so einschneidender Bedeutung und von so weitreichenden Folgen, dass diese auch in der historischen und politischen Entwicklung der meisten westeuropäischen, namentlich auch der deutschen Staaten, Auswirkungen und prägende Konsequenzen hatte. Eine Ausnahme bildet dabei Großbritannien, und trotzdem hat die englische Literatur einen historischen Roman zum Thema hervorgebracht, der vermutlich zu einer der bekanntesten literarischen Darstellungen der Revolution wurde, außerordentlich populär bis heute zumindest in der angelsächsischen Welt, wovon nicht zuletzt die eindrucksvolle Zahl der Verfilmungen zeugt: "A Tale of Two Cities" von Charles Dickens. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Eine Geschichte aus zwei Städten herunterladen (Stand: 28.09.2023)

 
Robert Louis Stevenson: Kidnapped Mickyvision: Entführt Verfilmung von Rob Roy Illustrierter Klassiker über Rob Roy

Robert Louis Stevenson: Entführt und Catriona

Highlander, Lowlander, Schotten
Kidnapped (dt. "Entführt" bzw. "Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour", erstmals in deutscher Übersetzung erschienen 1890 unter dem Titel "David Balfour oder die Seelenverkäufer") wurde, wie auch Stevensons Romane "Treasure Island" und "The Black Arrow", zunächst 1886 in Fortsetzungen in "Young Folks", einem Literaturmagazin für jüngere Leser(innen), abgedruckt und im gleichen Jahr in Großbritannien und den USA in Buchform veröffentlicht. Erneut schildert Stevenson die Abenteuer eines jungen Mannes an der Schwelle zum Erwachsenenalter vor historischem Hintergrund, diesmal dem seiner Heimat Schottland. Dabei lässt er seinen Protagonisten seine Geschichte selbst erzählen. Und erneut spielt ein Teil der Handlung auf hoher See. Vor allem aber die schottische Landschaft und Historie werden in Beschreibungen und Szenen lebendig, mit Sympathie und zuweilen Humor geschildert: die Schönheit, aber auch die dunklen Seiten der schottischen Natur sowie die Ambivalenz schottischer Charaktere. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Entführt und Catriona herunterladen (Stand: 13.08.2023)

 
Patrick Prugne: Pocahontas Rainer Gabriel: Billy Jenkins Day/Sorel: Macbeth Dufaux/Charles: Fox

Rezensionen

Pocahontas
When the legend becomes fact, print the legend – so die Begründung des Reporters, warum er die Wahrheit über den "Mann, der Liberty Valance erschoss" nicht drucken werde. Und das ist eine Maxime, die für viele – nicht nur, aber besonders in den USA – Geschichten aus der Geschichte gilt. Auch Patrick Prugne hat sich in seinem neuen Band über Pocahontas daran gehalten. Nach bereits mehreren Comicerzählungen über die Kolonialzeit in Nordamerika (17. und 18. Jahrhundert), Zusammenstöße und Zusammenleben von Weißen und Ureinwohnern unter besonderer Berücksichtigung der Lebensweise indigener Völker ist jetzt ein weiterer Band erschienen: "Pocahontas". Wer die bisherigen Bände "Irokesen", "Canoe Bay", "Tomahawk" kennt, dürfte ein wenig überrascht sein ob des Schwerpunkts, den Prugne für seine Erzählung gewählt hat: eben eine Nacherzählung der bekannten Legende...
>> Hier zu Pocahontas weiterlesen (hjk)
Weitere Rezensionen:
>> weiter zu Mr. Jenkins '45 – Billy auf der Flucht
>> weiter zu Macbeth – König von Schottland
>> weiter zu Fox
>> weiter zu Samsara
>> weiter zu Nottingham – Lösegeld für einen König
>> weiter zu Blackbeard 1 – Hängt sie höher!
>> weiter zu USS Constitution 1

 
Comicmuseum Pordenone im Parco Galvani Ständige Ausstellung in Schränken Ausstellung zu Animationsfilmen in Stop-Motion-Technik

Internationales Comicmuseum Pordenone

Comicgeschichtliches am Park im Schrank
Am Parco Galvani in Pordenone befindet sich seit 2018 in einer geräumigen venetischen Villa das PAFF! International Museum of Comic Art (Abb. links). Pordenone mit seinen gut 50.000 Einwohnern liegt in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien etwa 80 km nordöstlich von Venedig. Direktor des PAFF!-Palasts ist Giulio De Vita ("Lazarus Ledd", "James Healer", "Zehn Gebote" 2, "Quintett"). Absicht der Museumsgründer war, einen "kulturellen Container" zu bauen, bei dem der Comic eine Schlüsselfunktion einnimmt. Für die Wechselausstellungen gibt es reichlich Platz im Erdgeschoss und in einer tieferliegenden Etage. – In der einen nicht-ständigen Ausstellung werden derzeit unter der Überschrift "Träume und Wirklichkeiten bei den ersten Meistern des Comic" um die fünfzig Originale von Winsor McCay, Elzie Chrisler Segar, Floyd Gottfredson, Otto Soglow, Otto Messmer, Chester Gould, Al Capp, Rudolph Dirks, Lyonel Feininger, Milton Caniff, George Herriman u.a.m. gezeigt. Ein zugehöriger Katalog liegt im großen Format einer damaligen Sonntagszeitung vor. – Die andere Wechselausstellung ist Knetmasse-Trickfilmen aus den Aardman Studios gewidmet (Shaun das Schaf, Wallace & Gromit, Die Piraten!). Dazu wurden originale Aufbauten aus den Filmen (Abb. rechts), sogar ein haushohes Piratenschiff, in die Ausstellungsräume gebracht. Über die aktuell laufenden Ausstellungen gibt www.paff.it Auskunft. – In der Dauerausstellung stehen Schränke (Abb. Mitte), in denen man die Exponate durch Herausziehen von waagerechten und senkrechten Schubladen zu Gesicht bekommt. Ferner lassen sich Schranktüren öffnen, in denen der Neugierige weitere Türen findet. Die Beleuchtung der Exponate setzt erst durch das Öffnen der Türen ein. Diese ständige Ausstellung gliedert sich in zwanzig thematische Abschnitte, zum Beispiel den Sonntagsseiten, den italienischen Comicformaten, dem Manga, dem frankobelgischen Comic, der Graphic Novel usw. Große Displays und Audioguides halten nähere Erklärungen bereit. Im Vorraum zur ersten Etage befindet sich eine wandhohe Zeichnung von Davide Toffolo, mit der verdeutlicht wird, dass es Comic schon seit Urzeiten gibt, selbst als er noch nicht so hieß und anders gemacht wurde. Dabei legt man sich auf Rodolphe Töpffer ("Les Amours de Monsieur Vieux-Bois", 1827) als denjenigen fest, der zur Stärke der Wechselwirkung von Bild und Text 1837 erste Gedanken niederschrieb. (adi)

 
Der Schwarze Pfeil im Comic Robert Louis Stevenson: Der Schwarze Pfeil Verfilmung von Der Schwarze Pfeil

Der Schwarze Pfeil

Abenteuer zur Zeit der Rosenkriege
The Black Arrow – A Tale of the Two Roses (dt. "Der Schwarze Pfeil") gehört zu den für ein junges Lesepublikum geschriebenen historischen Abenteuerromanen Stevensons. Die Charakterisierung als nicht nur historischer Roman, sondern auch Abenteuerroman ist von Bedeutung, da das Hauptaugenmerk auf die Abenteuer der jugendlichen Protagonisten gerichtet ist, nicht auf die Vermittlung eines historisch korrekten Bildes. Diese Unterscheidung wird am deutlichsten im Fall des Romans "Treasure Island", während der historische Hintergrund in "The Black Arrow" oder auch in "Kidnapped" sowie dessen Fortsetzung "Catriona" eine durchaus größere Rolle spielt. In vorliegendem Falle befinden wir uns in England in der Zeit der sogenannten Rosenkriege im 15. Jahrhundert, also im ausgehenden Mittelalter. Der Protagonist des Romans ist Richard (Dick) Shelton, ein knapp 18jähriger Junge, aufgewachsen als Mündel des Ritters Sir Daniel Brackley, der nicht ahnt, dass dieser Sir Brackley seine Hände im Spiel hatte bei der Ermordung, von Richards Vater, Sir Harry Shelton. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Schwarze Pfeil herunterladen (Stand: 19.06.2023)

 
Independentverlagstische Bernd Kissel Franz Suess: Diebe und Laien Die vertrieben Kinder

Comicfestival München 2023

Comics im Ausweichquartier
Die Alte Kongresshalle stand nicht zur Verfügung, also wich das alle zwei Jahre stattfindende Münchner Comicfestival ins städtische Kulturzentrum Gasteig HP8 in Sendling aus. Das brachte den großen Vorteil mit sich, dass alle Besucher gratis am Festival teilnehmen konnten. Dass sich durch das neue Quartier die Messe räumlich in Verlagsmesse und Independentmesse aufteilen musste, ließ sich offenbar nicht vermeiden. Es hatte zur Folge, dass die Independentler ihre Tische schon um 17 Uhr geräumt haben mussten, um den Besuchern der Isarphilharmonie Platz zu machen, während die zehn Beschicker der Verlagsmesse den Comicfans noch etwa zwei Stunden länger ihre Bücher anbieten konnten. Das buntere Treiben um die Independenttische und Signierstände (s. Abb. 1. v. l.) hatte aber das Flair, das man sich von einer Comicveranstaltung erhofft. Es signierten unter anderen Hanco Kolk ("Gilles der Gauner", "Tulpen aus Istanbul") und Bernd Kissel ("Die Känguru-Comics") (s. Abb. 2. v. l.). – Bei der ICOM-Preisverleihung wurden Sascha Dörp ("Drinnen"), Franz Suess ("Diebe und Laien") (s. Abb. 3. v. l.) und Michael Mikolajczak (als Autor für "Tick Tock") besonders belobigt. Hocherfreut hielt Franz Suess, Urkunde und Preisgeld in die Kameras. Den Kontakt zum nicht anwesenden Sascha Dörp stellte Jurorin Sandra Nußer per Smartphone her, um das Publikum seinen herzlichen Dank mithören zu lassen. – Auf drei Etagen stellt das Amerikahaus Zeitungscomic alter und neuer Zeit aus (u.a. Kissel, Puck, Reiche). Weitere Comic-Ausstellungen bieten das Istituto Italiano (zu Manuele Fior), das Tschechische Zentrum (zu Jaromir 99), das Istituto Cervantes (zu Miki Montlló) und das Valentin-Karlstadt-Musäum (zu Seyfried) und andere mehr, die auch noch nach dem Festival zu besichtigen sind. – Im Saal "Projektor" des Gasteig, dem Vortragssaal des diesjährigen Comicfestivals, fand zum Beispiel die Vorstellung der Grafiknovelle "Die vertriebenen Kinder" von Marek Toman und und Jan Blažek statt (s. Abb. 4. v. l.). Die Lebenserinnerungen von aus der Tschechoslowakei vertriebenen, deutschen Kindern nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der tschechische Autor in aufrüttelnder Weise dar. – Den PENG-Preis des Festivals erhielt Gudrun Penndorf für ihre beachtlichen Leistungen als Comic-Übersetzerin. (adi)

 
Stadthalle Köln-Mülheim Christian Papazoglakis Händlertische Tänzerin, Jessica Kikisch

Intercomic Mai 2023

Comicmesse Köln mit Mangaextra
Gut besucht zeigte sich die Mai-Ausgabe der Comicmesse Köln. Eine halbe Stunde vor Einlass in die Stadthalle Köln-Mülheim bildete sich bei sonnigem Wetter bereits eine lange Warteschlange auf dem Parkplatz vor dem Eingang (s. Abb. ganz links). Die große Halle war im Unterschied zum Vorjahr dank eines neu hinzugekommenen Mangabereichs gut gefüllt. Über ein halbes Dutzend kleinerer Comicverlage stellten ihr Programm und ihre Neuerscheinungen vor, darunter prominent im Foyer die Salleck Publications, die den Belgier Christian Papazoglakis ("Ayrton Senna", "Alpine") zum Signieren an ihren Stand mitbrachten (s. Abb. 2. v. l.). An den Händlertischen mit ihren Comicstapeln, Merchandiseartikeln und Stöberkisten herrschte reger Betrieb (Abb. 3. v. l.), auch wenn deren Anzahl noch nicht wieder an die Zahl aus der Zeit vor der Seuche heranreicht. Sehr interessant war es, sich im Mangabereich umzusehen und umzuhören, wo junge ZeichnerInnen ihre Arbeiten in teils aufwendig dekorierten Ständen unter fantasievollen Namen vorstellten. Da konnte man zum Beispiel in der Präsentationsmappe von Jessica Kikisch blättern und von ihren Erfahrungen mit dem Inken (Tuschen) erfahren (s. Abb. ganz rechts und inktober.com ("improve your inking skills")). – Nachdem sich schon die Nachricht verbreitet hatte, dass diese Comicmesse nicht mehr stattfinden wird, kann man den Veranstaltern nun danken, diese wohl seit 1977 bestehende Veranstaltung (damals noch als "Kölner Comic-Tauschtage" im Kolpinghaus) am Leben zu halten. (adi)

 
Roman Quentin Durward Film Quentin Durward Comic Quentin Durward Sammelbild Carcassonne

Quentin Durward

Scotts historischer Roman, der in Frankreich spielt
Das eigentliche Interesse Walter Scotts – und das machen schon seine Ausführungen im ersten Kapitel, vor Beginn der Handlung, deutlich – ist die Darstellung zweier historischer Persönlichkeiten, des französischen Königs Ludwigs XI. und Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die geschilderten Abenteuer, vor allem aber die Liebesgeschichte zweier junger Menschen, Quentin Durwards und der Gräfin Isabelle de Croye, werden in Adaptionen, auf die wir im Comic- und im Filmteil kommen werden, im Mittelpunkt stehen, im Roman sind sie jedoch nur ein Handlungsstrang von mehreren. Handlungszeit des Romans ist das 15. Jahrhundert, der sogenannte Herbst des Mittelalters, den wir – auch und gerade in der Kunst – in erster Linie mit Frankreich und ganz besonders mit Burgund assoziieren. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Quentin Durward herunterladen (Stand: 13.04.2023)

 
TV Sonderband: Ivanhoe Walter Scott: Ivanhoe (Buchausgabe) François Walthéry: Ivanhoe Richard und Elizabeth Taylor: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

Ein Klassiker des historischen Romans
Sir Walter Scott, der Verfasser des Romans "Ivanhoe", wurde 1771 geboren. Seine Romane machten ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und brachten ihm die Bewunderung von Dichtern und Schriftstellern in ganz Europa, gerade in Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein. Vor allem gilt er (neben Alexandre Dumas (père) in Frankreich) als einer der Erfinder des historischen Romans. So galt der Untertitel seines ersten Romans für lange Zeit als Kriterium für die Definition eines "historischen" Romans: ein Abstand zwischen der Gegenwart des Autors und dem behandelten Thema von mindestens sechzig Jahren. Dazu kommen die Konstruktion eines sogenannten "mittleren Helden" als Protagonist und Vermittler des Geschehens zum Leser/zur Leserin und die bei Scott durchgängig erkennbare Intention, das Wissen um die Vergangenheit als wichtigen Aspekt im Gegenwartsbewusstsein, im kulturellen Gedächtnis zu verankern. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Ivanhoe herunterladen (Stand: 28.03.2023)

 
Les Chroniques du Bestiaire Discord Frontend Comicbeispiel Midjourney 2 Comicbeispiel Midjourney 3

Comics machen mit KI

Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)

 
Woyzeck von Andreas Eikenroth Skizze von Georg Büchner durch Alexis Muston um 1835 Skizze Georges Danton Andreas Eikenroth: Dantons Tod, Edition 52 2023

Büchner-Zyklus von Eikenroth

Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
Das Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau zeigt eine Ausstellung mit Eikenroths Arbeiten. (adi)
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 15.06.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert

 
Achim Greser, Johannes Janssen, Heribert Lenz Ausstellung Günter Mattei Greser & Lenz Aufsteller Dialog

Alles erlaubt?

Greser & Lenz im Wilhelm-Busch-Museum
Was darf Satire? Dieser Fragestellung geht eine Ausstellung am Beispiel der Karikaturen von Greser & Lenz im Museum Wilhelm Busch in Hannover ab März bis Juni 2023 nach. Das interessiert auch beim Comic, wenn man etwa an Joe Saccos Satire "BUMF" oder Walter Moers' "Es ist ein Arschloch, Maria" denkt. – Am ersten Tag der Werkschau standen die beiden Zeichner (linkes Foto, Achim Greser 1. v. l., Heribert Lenz 3. v. l.) zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Hiram Kümper, und dem Leiter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Johannes Janssen (linkes Foto, 2. v. l.), Rede und Antwort. Dank der Sponsoren konnte das Museum 84 Arbeiten von Greser & Lenz ankaufen. Janssen stellte fest, dass Satire alles erlaubt sein müsse. Man unterstütze Ausstellungen wie diese auch gerade deswegen, weil sie nicht bloß "eine Verlängerung bürgerlichen Amüsements" seien. Kümper kritisierte, dass sich an die Aussage "Was darf die Satire?   Alles." von Kurt Tucholsky (man lese bei Wiki nach) oft ein "aber" anschlösse. Nachdrücklich betonten Kümper und Greser, dass Satire nicht eingeschränkt werden dürfe, sonst bliebe sie eine solche ihrem Wesen nach nicht. Greser beschrieb einen möglichen Eingriff in die Freiheit der Satire bildhaft wie eine "Faust auf Schmetterling". Lenz erwähnte Grenzbereiche der Satire im Hinblick auf Beleidígungen, die justiziabel sind (siehe Böhmermann-Affäre, Satire vs. verbotener Schmähkritik). Man wolle als Satiriker den gesellschaftlichen Fortgang "nicht nur Moralwärtern" überlassen, wozu Greser auf die "bubenhafte Lümmeligkeit" von Max und Moritz hinwies, die sich ebenfalls gegen das wandten, was ihnen nicht passte. – Bei der F.A.Z. fühlen sich die beiden Zeichner gut aufgehoben, da diese als Stiftung den "freien Geist" böte, der ihnen auch ihre Mohammed-Karikaturen abzudrucken erlaubte. Dass der Staatsschutz anschließend ihr Atelier untersuchte, diente nicht dem Aufdecken eines Vergehens, sondern dem Schutz der beiden vor etwaigen Anschlägen. Ihre damalige, bewachte Ausstellung wurde dann zur "sichersten Witzbildschau". – Das Besondere an der jetzt im WBM beginnenden Ausstellung von Greser&Lenz-Karikaturen sind die zugehörigen Leserbriefe, die neben den Exponaten angebracht sind. Die Reaktionen der Leserbriefschreiber sind teils amüsierend, teils erschreckend. Greser & Lenz stehen zum Dialog bereit (rechtes Foto). – Im oberen Ausstellungsraum werden ebenfalls bis Juni 2023 beeindruckende Zeichnungen von Günter Mattei gezeigt (Foto in der Mitte), auch die mit Banane. (adi)
Hier weiterlesen zu:
>> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin

 
Lederstrumpf Band 2, All 2021 Maid Marian, Tiberius 2023 Johanna von Orleans, ILC 2021

Neues von den legendären Helden

Auf dem Laufenden bleiben
Robin Hood, Klaus Störtebeker, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Jim Hawkins und John Silver oder König Artus – sie alle leben fort in Büchern, Comics und Filmen. Und diese Unsterblichkeit bedeutet eben auch, dass es immer mal wieder Neues von ihnen zu berichten gibt, ob es nun aktuelle mediale Auftritte sind oder andere Anlässe, sich ihrer einmal wieder zu erinnern – oder auch neue (und vielleicht überraschende) Fundstücke, Ergänzungen, Übersehenes (bedauerlich, aber auch das soll vorkommen) oder die Korrektur von Fehlern in den bisherigen Ausführungen. Für solche Nachträge soll hier nun ein erstes Mal der Platz sein, und zwar in – sofern betroffen – historisch-chronologischer Reihenfolge. Mit kurzen Anmerkungen werden zudem die Ausarbeitungen zu den Heiligenlegenden, Surcouf und Slatin Pascha ergänzt.
>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk)

 
Sandman-Heft Nummer 1 Sandman 1, Panini 2007 New York World's Fair Comics Nummer 1 Netflix-Serie Sandman

Sandman

Gaimans großes Götterepos
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
 
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?).

 
Plakat Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor und Ava Gardner Programmheft Prinz Eisenherz Die Schlümpfe und die Zauberflöte Filmprogrammheft Unter schwarzem Visier

König Artus

Die Ritter der Tafelrunde
In Comic und Film sind König Artus mit seinem Hof in Camelot und seinen Rittern Lancelot, Parzival, Gawain, Iwein, Erec usf. in einem Ausmaß präsent, das einem besonders deutlich wird, wenn man sich die Mühe macht, einige Monate lang alles zusammenzutragen und anzusehen, was bei uns zum Thema Artus und seiner Tafelrunde in den Regalen liegt oder bei den Händlern erhältlich ist. Allein der Comicstapel erreicht eine Höhe von nahezu zwei Metern. Die Sichtung aller Filme dauerte Monate. Wegen dieses großen Umfangs, veröffentlichen wir den Artikel zu König Artus in zwei Teilen. Der erste Teil stellt die Artus-Comics, der zweite die Artus-Filme vor. Beide Dokumente sind recht lang (109 und 103 Seiten) und das Herunterladen wird daher eventuell einige Zeit dauern.
>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und
>> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. (hjk)

 
Ukraine: Taras Bulba Ukraine: Panzerkreuzer Potemkin Treppe Ukraine: Mit Feuer und Schwert Ukraine: Holodomor - Bittere Ernte

Ukrainische Geschichte in Film und Comic

Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen

 
Dorian Gray Knesebeck Dorian Gray Alan Ford Dorian Gray Film 1945

Das Bildnis des Dorian Gray

Ewige Jugend, dauerhafte Schönheit
Ein Porträt, das die Spuren des Alters und des Lebenswandels übernimmt, während der Porträtierte auf ewig jung und schön erscheint, dieses Motiv regte viele Comic- und Film-Autoren an, sich an eine Adaption des Romans von Oscar Wilde zu setzen, mal in ernsthafter, mal in scherzhafter Weise. Die seitenstarke Comic-Adaption von Amálie Kovárová und Petr S’rédl, die 2021 erschien, ist Anlass, auf immerhin zwei Dutzend Comics einzugehen, die sich in den letzten Jahrzehnten ab 1956 mit dem lasterhaften Leben des Londoner Lebemannes beschäftigten. Auch über Verfilmungen wird einiges angemerkt, eine Liste der Filme gibt es gleich hier. (adi)
Artikel Das Bildnis des Dorian Gray herunterladen

 
Schatzinsel Petzi Schatzinsel Long John Silver Schatzinsel Arena

Die Schatzinsel

Mit Long John Silver zur fast verlassenen Insel
Natürlich ist Die Schatzinsel nicht in erster Linie ein Film, sondern ein Roman, die literarische Vorlage für eine ganze Reihe von Verfilmungen, aber auch von Comic-Adaptionen und Übertragungen in andere Medien. Als Roman ist Die Schatzinsel ein klassisches Beispiel jener Bücher, mit denen man die längst zum Klischee gewordene Erinnerung verbindet, sie nächtens im Licht einer Schattenlampe unter der Bettdecke gelesen zu haben (als ob nicht schon die Eltern das gemacht hätten und deshalb im Bilde waren). Der Originaltitel des Romans lautet Treasure Island und ist schon fast eine eingetragene Marke. (hjk) Artikel Die Schatzinsel herunterladen

 
Sammelbild Störtebeker-Album Störtebeker Ralswiek 1997 Störtebekers Schädel

Klaus Störtebeker

Zwölf Meter kopflos
In erster Linie ist in unserer Wahrnehmung die Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts die Region, in der die Piraten ihr Unwesen trieben. Und die berühmten Piraten, Korsaren und Seeräuber waren demnach allesamt Engländer, ein paar Spanier oder Franzosen, vielleicht mal ein Holländer. Aber die Geschichte der Piraterie ist sehr viel älter, die Schauplätze finden sich in fast allen Ecken der Welt(meere). Einer dieser Schauplätze war im späten Mittelalter die norddeutsche Küste. Und genau hier finden wir den einzigen Deutschen, der als Pirat unsterblich wurde: Klaus Störtebeker. (hjk) Artikel Störtebeker herunterladen

 
Slatin Pascha Wüstenkrieger Slatin Pascha im Comic Slatin Pascha im Film

Slatin Pascha

Der Aufstand des Mahdi
Der Sudan heute – das ist nach wie vor ein Land andauernder Bürgerkriege, ein geteiltes Land, das nicht zur Ruhe kommt und wo es den beiden jetzt dort existierenden zwei Staaten nicht gelingt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, Probleme, die ihren Ursprung in den Tagen des Imperialismus und Kolonialismus haben, als europäische Staaten Afrika rücksichtslos unter sich aufteilten. Europäer im Sudan des 19. Jahrhunderts? Da fallen dem einen oder anderen vielleicht auch deutsche Namen ein: zuallerest vermutlich Karl May (1842–1912) und dann Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (1840–1892), Emin Pascha, und Rudolf Slatin (1857–1932), Slatin Pascha. (hjk) Artikel Slatin Pascha herunterladen

 
Eiserne Maske Vier Musketiere La femme mousquetaire

Die drei Musketiere

Einer für alle, alle gegen Milady
Mögen auch längst nicht mehr so viele den dicken Wälzer mit den Abenteuern der drei (genaugenommen sind es ja vier) Musketiere, den verwegenen Helden aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, oder gar die beiden weiteren Romane der Trilogie wirklich lesen. Dennoch gehören die in ihnen vorgestellten Motive dank gekürzter Fassungen, unzähliger Verfilmungen, Comics oder auch Bühnenstücken und sogar Musicals zu unserem gedanklichen Gemeingut. (hjk) Artikel Drei Musketiere herunterladen

 
Mutter Theresa Johanna von Orleans Sankt Ursula

Heilige

Heilig, heilig, heilig
Heilige als legendäre Helden? Nun, legendär sind viele von ihnen – nicht zuletzt, da ihre Taten, ja sogar ihr Leben in nicht wenigen Fällen gar nicht eindeutig belegt sind, vielleicht nur Legende sind. Und manche von ihnen, Männer wie Frauen, waren auch Helden und Heldinnen – oft nicht so sehr im herkömmlichen Sinn, sondern eher unter moralischen Aspekten. (hjk)
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Chingachkoog Der letzte Mohikaner Lederstrumpf im Film

Lederstrumpf

Politisch korrekte Indianer
Deerslayer, La Longue Carabine, Hawkeye, Pathfinder, Leatherstocking – all das sind die Namen, unter denen wir Nathaniel Bumppo kennen, eine mythische Figur der frühen amerikanischen Geschichte, eine literarische Schöpfung des Schriftstellers James Fenimore Cooper, der in ihm jenen Pionieren der frühen Siedlungsgeschichte ein unsterbliches Denkmal setzte. (hjk)
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Robert Surcouf Surcouf im Film Surcouf im Comic

Surcouf

Pirat für Napoleon
In Frankreich ist Robert Surcouf, als Kaperkapitän – sowohl Pirat wie Freibeuter – in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gelangt, bis heute ein Held, von Legenden umwoben. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen, in der erzählenden Literatur, im Comic und im Film. Überraschenderweise wurde ihm auch in Deutschland ein Kranz geflochten von dem eigentlich durch andere Schauplätze berühmt gewordenen Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. (hjk)
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Marco Polo Comic Marco Polos Buch der Wunder Max & Luzie bei Marco Polo

Marco Polo

Übers Meer, durch die Wüste, bis weit nach China
Das "Buch der Wunder", in dem von den Reisen von Marco Polo berichtet wird, ist ein Beispiel dafür, wie eine Erzählung aus einer mittelalterlichen Handschrift bis in unsere Zeit herübergerettet wird und immer noch Verbreitung findet. Waren es im Mittelalter des 14. Jahrhunderts buchmalerische Ausschmückungen, so sind es in heutiger Zeit Werbecomics oder Zeichentrickfilme, die auf unsere Bilderwelt zu Marco Polo einwirken. (adi)
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Don Quijote gegen die Windmühlenflügel Don Quijote bei Clever & Smart Don Quijote bei flix

Don Quijote

Gegen Windmühlenflügel
Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel wird es besonders deutlich: Sein Knappe Sancho Panza bemerkt, dass Don Quijote die Wirklichkeit nicht so wahrnimmt, wie sie ist. Durch das Lesen zu vieler Ritterromane gerät Don Quijote in eine eingebildete Welt und reitet nun als "Ritter von der traurigen Gestalt" durch die Lande. Das hört sich nach einer Steilvorlage für einen Vergleich mit heutigen "Querdenkern" an. (adi)
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Robin Hood Robin Hood als frühe Illustration Robin Hood im Film

Robin Hood

Mit Pfeil und Bogen grün und gerecht
Obwohl heute jedes Kind seine Geschichte – und auch den historischen Hintergrund – kennt, ist es doch sehr zweifelhaft, ob es sich bei ihm um eine historische Gestalt handelt. In der Geschichts- und Literaturforschung ist das zumindest immer noch umstritten. Sehr wahrscheinlich aber dürfte die Existenz historischer Bezüge für die literarische Überlieferung sein. (hjk)
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Ergänzende Liste: Wer spielt wen? in den Robin-Hood-Filmen (Stand: 26.1.2023)

 
Zorro im italienischen Comic Zorro im Film Fuchsis Zorro

Zorro

Hundert Jahre Z
Man erfuhr es beim Münchner Comicfestival 2019, in Fachzeitschriften und im Fernsehen: Der für Gerechtigkeit streitende Degenfechter reitet seit hundert Jahren durch das spanische Kalifornien. Passend zum Geburtstag entstehen neue Zorro–Comics jenseits der von Disney gewohnten Art, darunter "Lady Zorro" oder sogar eine Begegnung mit Dracula. (adi)
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Olivia Vieweg: Fangirl Fantasy Fangirl Fantasy (Olivia Vieweg, Carlsen 2024, 272 S., HC, farbig)
Der Schauspieler Allan Dale will hoch hinaus ins seriöse Fach. Doch er musste sich bis dato mit Rollen in schlichten Produktionen begnügen. Er nennt diese einen "lächerlichen Dreck". Die bisherigen Filmrollen, zum Beispiel eine mit einem niedlichen Hund, bescheren ihm zwar viele weibliche Fans, aber die empindet er als lästig. Drei Fangirls setzen ihm nun besonders zu. Sie wollen nicht akzeptieren, dass er aus ihren Lieblingsserien vorzeitig ausgestiegen ist. Lia, Kate und Ashley entführen Allan in ein einsames Haus nach Bad Sülzenbrück, um ihre Lieblingsserien von ihm zuende spielen zu lassen. Allan flieht natürlich umgehend und erfolglos. Er kann sich dem Wunsch der drei Fangirls letztlich nicht entziehen. Für Lia bringt er die Schnulze "Only the Wind Knows" zu einem guten Ende, für die Ärztin Kate geht es mit dem Superheldenmachwerk "Young Destroyers" weiter und dann fehlt noch das Happy End beim SciFi-Epos "Opportunity" für Lehrerin Ashley. – Die zumindest seit ihrer Erzählung "Endzeit" recht bekannte Autorin spart nicht mit witzigen Einfällen, sei es, dass sie den Inhalt typischer Fernsehserien karikiert, sei es, dass sie das Geplapper von Fans auf den Arm nimmt: "Ich liebe die Farbe deiner Ohren, wenn die Sonne von hinten durchscheint." (adi)

 
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Zeittafeln


Zeittafel 1965 Zeittafel 1965 (adi)
In Vietnamkrieg lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen

 
Zeittafel 1964 Zeittafel 1964 (adi)
Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen

 
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Zeittafel 1947 Zeittafel 1947 (adi)
Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen

 
Zeittafel 1945-46 Zeittafel 1945-46 (adi)
Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen

 
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René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer: Graphica 6 Graphica 6 (René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer, Wiele Verlag 2024, 32 S., Heft, farbig)
Das sechste Heft des neuen Magazins mit Comics aus deutschsprachigen Werkstätten kündigt für das siebte Heft, das Ende September nach der Sommerpause erscheinen soll, Beiträge aus drei neuen Quellen an: Peter Schaaf aus Düsseldorf, Kristina Stroh aus Erftstadt und Kim Schmidt aus Güllerup werden den Raum füllen, der durch die mit diesem Heft zu Ende gehenden Serien "MacRogers" und "Gravity" frei wird. Damit setzt der Verlag die Idee fort, den LeserInnen einen möglichst abwechslungsreichen Inhalt vorzulegen. – In diesem Heft erfährt man, ob Don Caneloni seiner angebeteten Lilly Laola als Liebesbeweis das wertvolle Diamantenkollier der Prinzessin Dia beschaffen kann. Die mexikanische Konkurrenz um El Bandido schläft allerdings ganz und gar nicht und auch die holde Lilly ist nicht ohne eigenen Plan. – Als Fortsetzung der sehr persönlichen Erinnerungen in der Graphic Novel "Daphne erstarrt" wird man nach der Sommerpause lesen können, ob die Kunststudentin Daphne irgendein Interesse an ihrem Verehrer entdeckt, der zu mehr führt, als einem gemeinsamen Spaziergang am Fluss. Werden dabei Lateinkenntnisse helfen? Ardua via prima est. (adi)

 
Bill Willingham/Mark Buckingham/Steve Leialoha: Fables - Im tiefen, dunklen Wald 2 Fables: Im tiefen, dunklen Wald 2 (Bill Willingham/Mark Buckingham/Steve Leialoha, Panini 2024, 124 S., SC, farbig)
Da sind sie wieder, die Figuren aus Märchen und Kinderbüchern, die in neuen Rollen im tiefen, dunklen Wald ihre Ruhe oder Machterfüllung suchen. Schneewittchen (Snow White) und der große, böse Wolf (Bigby) haben sich ein neues Zuhause eingerichtet (siehe Band 1), doch Peter Pan mit seiner Sklavin Tinkerbell (Tink, "Glöckchen") stört die familiäre Idylle. Er will seinen Vorstellungen alles im tiefen, dunklen Wald unterwerfen und ist damit nicht der einzige Bewerber um diese Position. Auch der Jagd-Gott Herne und Jack in the Green mischen sich in den Kampf um die Herrschaft ein. Der alte Herne unterschätzt dabei die Fähigkeiten von Tinkerbell. Die wendige und mächtige Fee hält Peter Pan gezwungenermaßen (noch) die Vasallentreue. Bei den unweigerlich kommenden Auseinandersetzungen fühlt sich Peter in seiner magischen Rüstung (siehe Titelbild) und mit seinem Zauberschwert jedenfalls sicher, selbst wenn ihn der große Wolf frisst. – In der gut aufgebauten Erzählung gelangt man sowohl zu überraschenden Ergebnissen, als auch zu einem märchenhaften Ende, wobei Aschenputtels (Cinderella) Vorschlag, Pinocchio zum Präsidenten der USA zu machen, seinen ganz besonderen Reiz entfaltet. (adi)

 
Doug Headline/Luana Vergari/Onofrio Catacchio/Jean Ray: Harry Dickson 1: Mysteras Harry Dickson 1: Mysteras (Doug Headline/Luana Vergari/Onofrio Catacchio/Jean Ray, Schreiber & Leser 2023, 64 S., HC, farbig)
Der belgische Schriftsteller Jean Ray (d.i. Raymundus Joannes de Kremer, 1887-1964) ist Autor von etwa hundert Kriminalromanen, die in den 1930er Jahren unter der Überschrift "Harry Dickson: Le Sherlock Holmes americain" erschienen, wie Text und Abbildungen im Anhang dieses ersten Bands der Comicadaption erläutern. Jean Ray soll für die Serie "60 bis 70 Seiten in einer einzigen Nacht" geschrieben haben. Dass dabei solche komplexen Erzählungen wie "Mysteras" herauskamen, das ist allemal beachtlich. – Die Schriftstellerin Delphina Cruyshank wohnt abgeschirmt von der Außenwelt in der Kuppel eines hohen Turms. Von dort oben kann sie mit dem Fernrohr ins benachbarte Gefängnis hineinsehen, woher sie Einfälle für ihre Romane erhält. Sie beobachtet, dass im Knast ein elektrischer Stuhl aufgebaut wird und erlebt eine Hinrichtung mit. Kurz darauf verschwinden sowohl die Leiche des Hingerichteten, als auch Miss Cruyshank spurlos. So beginnt der mysteriöse Kriminalfall, den Harry Dickson und sein Assistent Tom Wills nun aufzuklären haben. Wie konnte Miss Cruyshank aus dem Turm verschwinden, obwohl der Zugang zur Kuppel offenbar nicht benutzt wurde? (adi)

 
Budjette Tan/KaJo Baldisimo: Trese 1: Mord am Balete Drive Trese 1: Mord am Balete Drive (Budjette Tan/KaJo Baldisimo, Dantes Verlag 2024, 144 S., SC, schwarzweiß)
Sie klärt mysteriöse Todesfälle und Verbrechen dank ihrer Kenntnisse über die örtlichen Dämonen und Dunkelgestalten auf. Beschützt durch zwei durchsetzungsstarke Begleiter, den Kambal, tritt Alexandra Trese das Erbe ihres Großvaters an. Dieser brachte ihr bei, wie man mit den übernatürlichen Wesen umgeht, die sich um uns herum im Verborgenen aufhalten. Alexandra weiß, welche von ihnen nützlich oder gefährlich werden können und wie man sie anspricht. Da gibt es zum Beispiel die Aswang, mörderischen Beutegreifern, bei denen man Babys gegen Nixenknochenpulver eintauschen kann, oder die Tikbalang, schnelle und pferdeförmige Wesen, die Freude daran haben, Menschen in die Irre zu führen. – Der vorliegende erste Band der philippinischen Autoren enthält vier Geschichten, in denen die mythischen Figuren ihres Landes ihr Unwesen treiben. Diese Sagengestalten werden den LeserInnen jeweils am Ende der Kapitel in Form von Tagebucheinträgen vorgestellt. Zusätzlich, wie bei diesem Verlag üblich und sehr willkommen, ergänzt der Übersetzer das Abgebildete im Anhang durch Ergebnisse seiner umfangreichen Recherche. So lässt sich eine ferne, neue Sagenwelt gerne entdecken. (adi)

 
Olivia Vieweg: Fangirl Fantasy Fangirl Fantasy (Olivia Vieweg, Carlsen 2024, 272 S., HC, farbig)
Der Schauspieler Allan Dale will hoch hinaus ins seriöse Fach. Doch er musste sich bis dato mit Rollen in schlichten Produktionen begnügen. Er nennt diese einen "lächerlichen Dreck". Die bisherigen Filmrollen, zum Beispiel eine mit einem niedlichen Hund, bescheren ihm zwar viele weibliche Fans, aber die empindet er als lästig. Drei Fangirls setzen ihm nun besonders zu. Sie wollen nicht akzeptieren, dass er aus ihren Lieblingsserien vorzeitig ausgestiegen ist. Lia, Kate und Ashley entführen Allan in ein einsames Haus nach Bad Sülzenbrück, um ihre Lieblingsserien von ihm zuende spielen zu lassen. Allan flieht natürlich umgehend, aber erfolglos. Er kann sich dem Wunsch der drei Fangirls letztlich nicht entziehen. Für Lia bringt er die Schnulze "Only the Wind Knows" zu einem guten Ende, für die Ärztin Kate geht es mit dem Superheldenmachwerk "Young Destroyers" weiter und dann fehlt noch das Happy End beim SciFi-Epos "Opportunity" für Lehrerin Ashley. – Die zumindest seit ihrer Erzählung "Endzeit" bekannte Autorin überzeugt mit gelungenen, witzigen Einfällen, sei es, dass sie den Inhalt typischer Fernsehserien karikiert, sei es, dass sie das Geplapper von Fans auf den Arm nimmt: "Ich liebe die Farbe deiner Ohren, wenn die Sonne von hinten durchscheint." (adi)

 
Jörg Hülsmann: Kant - Vom Aufbruch der Gedanken Kant - Vom Aufbruch der Gedanken (Jörg Hülsmann, Knesebeck 2024, 96 S., HC, zweifarbig)
Im Stile eines Sachcomics werden hier sowohl die Persönlichkeit des famosen Philosophen Immanuel Kant, sein beruflicher Lebensweg und seine alltäglichen Gewohnheiten umrissen, als auch Kants wesentliche philosophischen Überlegungen wiedergegeben. Letzteres gerät trotz Wechselspiels zwischen Zitaten von ihm und dem begleitenden, zusammenfassendem Text angesichts der inhaltlichen und sprachlichen Komplexität wohl nicht immer so leicht und verständlich wie es ein eiliger Leser hoffen mag, doch immerhin entsteht mindestens ein Eindruck von den Gedanken, mit denen sich Kant beschäftigte. Diese ließen ihn zeitweise mit König und Kirche aneinandergeraten. Sie lohnen auch weiterhin eine Auseinandersetzung mit ihrem Gehalt. Kants wohl bekanntestes Ergebnis umfangreicher Überlegungen über die Freiheit des menschlichen Willens sollte als Grundlage eines friedllchen Zusammenlebens gelten: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Daraus lässt sich ableiten, dass das eigene Handeln durch Respekt seinen Mitmenschen gegenüber seine Grenzen erhalten sollte. Eine solche Einsicht wünscht man insbesondere so manchem Potentaten. (adi)

 
Miguelanxo Prado: Kreidestriche Kreidestriche (Miguelanxo Prado, Cross Cult 2024, 104 S., HC, farbig)
"Und so bleibt an diesem Ort die Welt – das gesamte Universum – in zwei Hälften geteilt durch diesen Kreidestrich inmitten des Ozeans." Der unverhältnismäßig lange, gerade Pier einer kleinen, einsamen Insel bietet den Booten, die hier ankommen, einen geschützten Liegeplatz. Nach stürmischer Irrfahrt erreicht Raúl die Insel und findet dort Aufnahme im Gasthaus von Sara und ihrem Sohn Dimas. Bei einem Rundgang über das ansonsten menschenleere Eiland sieht Raúl in der Ferne Ana auf das Meer hinausblickend (s. Titelbild), deren Boot auf der anderen Seite des Piers liegt. Später trifft er im Gasthaus auf sie und bemüht sich vergeblich um Annäherung. Ana beschreibt die Insel als weiße Trennlinie zwischen dem Fassbaren und dem Möglichen. Ana wartet auf die Ankunft von jemandem. Doch wenn drei Boote zur selben Zeit an der Insel anlegen, bringe das laut Sara immer Unglück. Es wäre ein böses Omen. Eines Nachts legt tatsächlich ein drittes Boot an. Mit ihm kommen zwei Männer, unter denen ganz offensichtlich nicht derjenige ist, auf den Ana gewartet hat. – Mit seiner eindringlichen Erzählung regt Prado zum Hineinfinden in eine ungewöhnliche Situation an, in der die Personen vielleicht nicht ganz zufällig an diesem verlassenen Strich im Meer zusammentreffen. (adi)

 
Ralf 'Ramar' Marczinczik: Digger Digger (Ralf "Ramar" Marczinczik, Kult Comics 2024, 192 S., HC, schwarzweiß und farbig)
Außer zu Manny bekommt der in Einzelhaft sitzende, schwergewichtige Digger keinen Kontakt. Manny hat im Gefängnis einige "Privilegien": Manny darf Post und Bücher an die Insassen verteilen, darf in den Hof und kommt beim Putzen im Knast weit genug herum, um Digger auch einmal eine Rolle Extra-Klopapier oder sogar Trockenwürmer zustecken zu können. Digger scheint mit dem Aufeinthalt in seiner Einzelzelle gut klarzukommen. Auch eine Messerattacke im Duschraum bringt ihn nicht aus dem Gleichgewicht. Sein massiger Körper widersteht dem Angriff. Aber Manny weiß, dass das Alleinsein die Gefangenen irgendwann 'loco' (irre) werden lässt. Auch bei Digger deutet sich so etwas an. Er beginnt, jeden Tag wie doof im Hof zu tanzen. Er erklärt: "Es gibt Abkürzungen zum Glücklichsein, mein Freund... und tanzen ist eine davon!" Wie das genau gemeint ist, werden die LeserInnen dieser kurzweiligen Erzählung schließlich erfahren. – Der Autor Ramar legt uns mit dieser gut gebauten und gekonnt gezeichneten Knastgeschichte ein Lesestück vor, das in der mitfühlenden Leserschaft den Wunsch wachsen lässt, dass es Digger wie auf dem Titelbild trotz seiner Masse in himmlische Freiheit schafft. (adi)

 
Xermánico/Scott Godlewski/Jeremy Adams: Green Lantern (3. Serie) 1: Zurück auf der Erde Sweeney Boo/Tini Howard/Erica Henderson et al.: Harley Quinn (4. Serie): Eine Krise nach der anderen Matthew Rosenberg/Tini Howard/Stefano Raffaele/Leila Leiz et al.: Batman Sonderband: Knight Terrors Tini Howard/Sami Basri/Nico Leon et al.: Catwoman (3. Serie) 1: Es kann nur eine Katze geben Green Lantern (3. Serie) 1: Zurück auf der Erde (Xermánico/Scott Godlewski/Jeremy Adams, Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
Harley Quinn (4. Serie) 1: Eine Krise nach der anderen (Sweeney Boo/Tini Howard/Erica Henderson et al., Panini 2024, 140 S., SC, farbig)
Batman Sonderband: Knight Terrors (Matthew Rosenberg/Tini Howard/Stefano Raffaele/Leila Leiz et al., Panini 2024, 244 S., SC, farbig)
Catwoman (3. Serie) 1: Es kann nur eine Katze geben (Tini Howard/Sami Basri/Nico Leon et al., Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
Durch die Titelzeile "Dawn of DC" auf den Buchdeckeln macht der Verlag bei DC-Bänden kenntlich, dass diese Comics einen einfachen Einstieg in die Erzählreihen der jeweiligen Superhelden und -schurken anbieten. Es sind kaum Kenntnisse über eine womöglich komplexe Vorgeschichte nötig oder es helfen Kommentare zu Beginn und am Schluss der Bände den Neu- und GelegenheitsleserInnen (und den Vergesslichen) auf die Sprünge. So beginnt es mit Hal Jordan als Green Lantern wieder ganz einfach und irdisch in Coast City, ohne grüne Laterne, aber mit einem besonderen Ring und außergewöhnlicher Willenskraft. Er bemüht sich, zurückgekehrt aus dem Weltraum, um einen Neuanfang mit Carol Ferris, die mittlerweile jedoch anderweitig verlobt ist. Als der rücksichtslose Thaal Sinestro versucht, seinen gelben Ring durch die von ihm bei den Erdbewohnern geschürte Angst aufzuladen, muss Hal all seine grüne Vorstellungskraft aufbringen. Denn Hals Fähigkeiten sind jetzt begrenzt, was es zum Glück spannend macht. – Auffällige Änderungen im inhaltlichen und grafischen Fortgang der Harley-Quinn-Serie von 2021 sind Anlass, bei uns in der Numerierung der Bände nun in einer 4. Serie wieder bei 1 anzufangen. Die Clownprinzessin prügelt sich wie üblich mit Two-Face (d.i. Harvey Dent) und knockt diesen mit einem dicken Fisch aus. Wo kommt der denn her? Die Antwort darauf hat Folgen, und als Harley in letzter Sekunde in die kosmische Karotte von Erde 26 beißt, greift die erboste Lady Quark ein... – Die Erzählungen im "Knight Terrors"-Band wirken noch überraschender, wenn man Vorwort und Werbetext zuvor nicht liest, sondern darüber staunt, wie Batman erst auf die Nase, dann vom Dach fällt und schließlich als Leiche in Jokers Schrank landet. Im diesem, dem abgedrehtesten der obigen vier "Dawn of DC"-Titel haben außer dem Joker auch Harley Quinn, Catwoman und Poison Ivy furchtbare Träume durchzustehen. Dafür zeichnet ein "Meister der Nachtmahre" verantwortlich, der versteckte Ängste aufdeckt, zum Beispiel Furcht vor einer Welt ohne Batman, vor irrsinnigen Reisen durch Raum und Zeit oder vor dem Leben mit Harley Quinn in einem Traumhaus. – In Gotham City steht nicht nur das Arkham Asylum für die besonders schweren Fälle, sondern da hält auch noch ein Bezirksgefängnis Zellen für kriminelle Sonderbegabungen wie Catwoman (d.i. Selina Kyle) bereit. Die Räume dieses Frauenknasts sind nicht so gut abgeriegelt, dass Katzen nicht durch sie hindurchschlüpfen können. Catwoman und ihr katzengleiches Double Eiko Hasigawa lassen sich zusammen mit dem braven Tomcat (d.i. Dario Tomasso) von der Durchsetzung ihrer Pläne für die Zukunft Gothams jedenfalls durch nichts aufhalten. (adi)

 
Martin Quenehen/Bastien Vivès: Corto Maltese: Die Königin von Babylon Corto Maltese: Die Königin von Babylon (Martin Quenehen/Bastien Vivès, Schreiber & Leser 2023, 192 S., HC, farbig)
Wer wollte schon behaupten, dass Corto Maltese ein moralisch integrer Comicheld sei, ein Abenteurer, der eigene Interessen hinter Recht und Gesetz stellt, ein Vorbild an lauterem Verhalten. Nein, das ist Corto wirklich nicht. Der laut ursprünglicher Erzählreihe 1887 auf Malta geborene Freigeist verfolgt seine eigenen Ziele. – Der vorliegende aktuelle Band zeigt einen verliebten Corto, der seine Semira im Venedig des Jahres 2002 in den Nachwirren der Balkankriege begleitet. Er hilft, einen von ihr ermordeten Serben zu beseitigen. Semira sinnt auf Rache, die auf ihren Erlebnissen im Jugoslawienkrieg beruht. Ein Überfall auf ein Schiff bringt Corto und Semira in erhebliche Gefahr und Semira zum Nachdenken: "Corto...? Wenn wir das hier überleben... dann vergessen wir die Piraterie?" Auf dem Weg nach Sarajevo ist ihr erhoffter, gemeinsamer Weg dann schon zu Ende. Corto nimmt die Verfolgung des Mörders auf, was ihn erst nach Istanbul führt und dann mit der Agentin Gina nach Babylon (bei Bagdad) bringt. Gina meint, Corto könnte ihr bei einer Schatzsuche helfen. Das liefert Corto neuen Gefahren aus, führt aber auch zu bleibender Erinnerung an Semira, seiner Königin von Babylon. (adi)

 
Frank Giroud/Daniel Hulet: Zehn Gebote: Benjamin Zehn Gebote: Benjamin (Frank Giroud/Daniel Hulet, comicplus+ 2024, 120 S., HC, farbig)
Der Student Benjamin Fleury trifft während der Barrikadenkämpfe der Julirevolution im Paris des Jahres 1830 auf den Maler Hippolyte Lecomte. In dessen Wohnung findet Benjamin ein Porträt, das ihn fesselt. Es zeigt eine Frau namens Ana-Luna und wurde von einem Herrn Beauchamp in Auftrag gegeben, aber nie abgeholt. Benjamin macht sich auf die Suche nach dieser Frau, eine Suche, die ihn nach Ägypten bringt. Dieses Land, von dem er bisher nur durch Aquarelle eine Vorstellung gewonnen hat, sieht er nun mit eigenen Augen und fühlt sich davon überwältigt. Das Abbild von Ana-Luna verfolgt ihn auch hier bis in seine Träume. Dank seiner Aufmerksamkeit findet er eine Spur, die in das Haus Armel Paschas führt. Damit beginnt für Benjamin eine spannende Entdeckungsreise, in der es gar nicht mehr um Ana-Luna geht. – Frank Giroud, der Autor dieser Erzählung, die als Ableger seiner Serie "Zehn Gebote" gelesen werden kann, spielt in der Geschichte sowohl auf historische Tatsachen wie den Kanalbau vom Roten Meer zum Mittelmeer an, als auch auf Erkenntnisse über die faszinierende Kultur rund um die Grabanlagen der Pharaonen. Scheinbare Scheintüren, tödliche Fallen, Räuber und die heilige Königin Sabakhtari erwarten Benjamin schon. (adi)

 
Éric Corbeyran/Paul Marcel: Der Goldkäfer Der Goldkäfer (Éric Corbeyran/Paul Marcel, Knesebeck 2024, 48 S., HC, farbig)
Ein golden glänzender Käfer, dessen Rückenpanzer wie mit einem Totenschädel bemalt aussieht, der lässt dem verarmten, weltabgeschieden lebenden William Legrand keine Ruhe. Legrands Diener Jupiter hatte den Käfer am Fundort in ein Papier eingewickelt. Dieses Papier enthält ein Geheimnis, das zur Ursache für Legrands Aufregung und Anlass für eine aufwendige Suche wird. – Edgar Allan Poe veröffentlichte diese Kurzgeschichte im Juni 1843. Im Kern geht es in ihr um die Entschlüsselung eines Textes, um die Veranschaulichung eines kryptografischen Vorgangs, der auf das Wissen von Buchstabenhäufigkeiten beruht. Für die zugehörige Erklärung nehmen sich die Autoren dieser Comicadaption zum Glück den nötigen Raum, was nicht etwa zulasten der Darstellung der abenteuerlichen Handlung, also der Suche nach dem Totenschädel und nach dem Nachlass von Käpt'n Kidd geht. Dieser Kapitän erweist sich nicht nur als sehr erfolgreicher Pirat, sondern auch als begnadeter Schreiber geheimer Texte mit geheimnisvoller Tinte. Zum Schluss bleibt noch die Frage, warum der Goldkäfer unbedingt durch das linke Auge des Totenschädels fallen soll. Natürlich hat auch das seinen ausgeklügelten Grund. (adi)

 
Franz Gerg/Monika Sattrasai/Doris Ertel-Zellner, Reinhold Zellner: Max & Luzie Integral 1: 1989-1991 Max & Luzie Integral 1: 1989-1991 (Franz Gerg/Monika Sattrasai/Doris Ertel-Zellner, Reinhold Zellner, Kult Comics 2024, 200 S., HC, farbig)
Meistens beginnt es mit einer Bruchlandung. Die beiden abenteuerlustigen Kinder Max und Luzie und der geniale Erfinder Kieks kommen mit ihrem Luftfahrrad zwar immer an ihr Ziel, aber so eine ungewollte Landung kann hart sein und sogar den Turm von Pisa schief werden lassen. Das neugierige Trio gelangt nach Pisa um das Jahr 1600, in die Französische Revolution von 1789, zum Alten Fritz in die Mitte des 18. Jahrhunderts und an all die anderen Orte und Zeiten, weil ihr Luftfahrrad über eine Zeit-Super-Automatik verfügt, also einer ähnlich der von Doktor Who, aber ohne Telefonzelle. Die Absicht hinter diesem erzählerischen Zeitreise-Kniff ist, den jungen LeserInnen dieser von 1983 bis 2002 erschienenen Kundenzeitschrift einer Versicherungsgesellschaft außer Unterhaltung auch geschichtliches Wissen zu vermitteln. Beim Zusammentreffen mit Galileo Galilei erfahren sie sogar, dass alle Körper unabhängig von ihrer Masse in gleichen Zeiten gleiche Strecken durchfallen. Tatsächlich, Max, Luzie und Kieks plumpsen gleichzeitig nach knapp 4 Sekunden unter dem Turm von Pisa ins Stroh ("PLOF"). (adi)

 
Tobi Dahmen: Columbusstraße Columbusstraße - Eine Familiengeschichte 1935-1945 (Tobi Dahmen, Carlsen 2024, 528 S., HC, schwarzweiß)
Tobi Dahmen gehört unser Beifall und Respekt dafür, dass er die Geschichte seiner Familie so sehr im Einzelnen recherchiert und gründlich aufgezeichnet hat, dass daraus nicht nur eine betroffen machende Beschreibung, sondern auch ein mahnendes Schaubild der NS- und Kriegs-Zeit geworden ist. Im Vordergrund stehen dabei die Schicksale zweier Familien, derjenigen von Karl und Elisabeth Dahmen im Westen, und der von Heinz und Lore Funcke im Osten. Karl und Elisabeth lebten in der Columbusstraße in Düsseldorf. Der jüngste der drei Söhne der beiden ist Vater des Autors. Aus Erzählungen und aus vielen Briefen und Fotos, die man ihm hinterließ, setzte Tobi Dahmen eine seitenstarke Dokumentation zusammen, in der nicht zuletzt die Kriegserlebnisse seiner Onkel Eberhard und Peter vom Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Leid erzählen. Zudem werden die Folgen der Kriegswirtschaft durch die Aufzeichnungen zu Heinz Funcke und dessen Familie deutlich, der in Chemnitz als Direktor einer Schraubenfabrik einerseits die Anforderungen der unersättlichen Rüstungsproduktion und andererseits die Sorge um den Schutz seiner Familie auszuhalten hatte. (adi)

 
Bruno Gazzotti/Olivier Bocquet: Soda - Der blutrünstige Priester Soda - Der blutrünstige Priester (Bruno Gazzotti/Olivier Bocquet, Piredda 2024, 64 S., HC, farbig)
David Solomon aka Soda hält aus Sorge um seine Mutter sein doppeltes Spiel aufrecht. Ihr gegenüber gibt er den braven Priester, tatsächlich aber arbeitet er bei der Kriminalpolizei in einem gefährlichen Beruf, von dem die Mutter wegen ihres schwachen Herzens nichts wissen soll. Ihr helfen ihre Herzmedikamente und auch Soda schluckt Pillen, die seine Schlafstörungen beseitigen sollen. Das hat unerwartete Folgen. Sein Erinnerungsvermögen setzt aus. Man drängt ihn, mit dem "Seelenklempner" bei der Polizei zu sprechen, Doktor Giovanni Argiolas, der ihn jedoch noch mehr verzweifeln lässt, zumal ihn ein Gewaltopfer in seiner Verkleidung als Priester als Täter wiedererkennt. Ob er im Schlaf übelste Dinge anstellt, von denen er nichts weiß? Seine Freunde Corporal Linda Tschaikowski und Sergeant Babcock halten in dieser schwierigen Zeit zwar zu ihm, doch die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. – Mit diesem Einzelband wird eine in sich abgeschlossene Geschichte zur Serie "Soda" vorgelegt, die in Deutsch von 1989 bis 2017 mit dreizehn Bänden erschien. Darin sind nicht nur Sodas Kriminalfälle spannend und humorvoll erzählt, auch die detaillierten Zeichnungen zum New York der 1980er Jahre sind überaus sehenswert, deren Entstehung man im Skizzenteil dieses Albums nachvollziehen kann. (adi)

 
Doug Wagner/David Hillyard: Vinyl Vinyl (Doug Wagner/David Hillyard, Cross Cult 2024, 160 S., HC, farbig)
Walter ist leidenschaftlicher Schallplattensammler und berüchtigter Serienmörder. Die Kopfhörer, die er auch auf dem Titelbild trägt, dienen ihm dazu, Musik zu hören, die seine Erinnerung aufrecht erhält, was ihm wegen seiner Alzheimer-Erkrankung schwerfällt. Er will den FBI-Agenten Dennis aus den Fängen von Madeleine und ihren monströsen Anhängern befreien, obwohl Dennis staatlicherseits den Auftrag hat, Walter dingfest zu machen. Doch das ist nicht das einzig Seltsame an dieser Erzählung, in der Sonnenblumen an eine friedliche Umgebung denken lassen, deren gruselige Räumlichkeiten in der Sonnenblumenfarm der Bellini Familie aber tatsächlich eher etwas von der Blutkammer Blaubarts haben. Walters und Madeleines brutale HelfershelferInnen treffen hier aufeinander. Die LeserInnen werden sich fragen, warum Walter so sehr darauf aus ist, Dennis zu retten. Warum macht dieser Psychopath das und was hat das mit Vinyl zu tun? Doch das erfährt man dann schon noch rechtzeitig vor der Schlussklappe. – Unterm Strich ist festzuhalten, dass das Autorengespann wie schon in Plastik abermals einen irren Comic mit reichlich Gehacktem abgeliefert hat. (adi)

 
Dominique Ziegler/Olivier Dauger: Agatha Christie: Die Tote in der Bibliothek Agatha Christie: Die Tote in der Bibliothek (Dominique Ziegler/Olivier Dauger, Carlsen 2024, 64 S., HC, farbig)
Wenn es darum geht, verzwickte Kriminalfälle zu lösen, dann ist den Betroffenen anzuraten, Miss Marple hinzuzurufen. Genau das fällt auch Dorothy Bantry ein, als man in der Bibliothek ihres Hauses eine Tote findet. Dorothys Mann, Colonel Arthur Bantry, ein wohlhabender und konservativer Politiker, muss um sein gutes Renommee fürchten, sollte der Fall nicht bald aufgeklärt werden. Chief Constable Melchett und Inspektor Flem sind sofort zur Stelle und sehen sich einem Fall gegenüber, der sie zwar zu Verdächtigen führt, aber nicht zu Täter oder Täterin. – Diese mit beachtlichen Zeichnungen wiedergegebene Agatha-Christie-Adaption lässt Miss Marple als freundliche, unscheinbare, grau gekleidete, ältere kleine Dame auftreten, die so gar nicht an die resolute Margaret Rutherford aus den vier Filmen der frühen 1960er Jahre erinnert. Diese Darstellung betont, dass es im Weiteren vornehmlich auf die unaufgeregte, großartige Beobachtungsgabe von Jane Marple ankommt, wenngleich die Identifizierung der toten jungen Frau, die dort in der Bibliothek liegt, tatsächlich der Polizei selbst gelingt. Doch die Anzahl der in den Fall verwickelten Personen machen das Aufspüren des Mörders oder der Mörderin zu einem Fall für eine wahre Spezialistin. (adi)

 
Brian Michael Bendis/Sara Pichelli: Marvel Must-Have 91: Spider-Men Marvel Must-Have 91: Spider-Men (Sara Pichelli/Brian Michael Bendis, Panini 2024, 172 S., HC, farbig)
An der Existenz von Parallelwelten mag man kaum noch zweifeln, zumal auch die Physik ein solches Weltbild als Möglichkeit nicht ausschließt. Als ComicleserIn ist man natürlich mit solchen Modellen vertraut, weiß also beispielsweise, dass Peter Parker der bekannte Spider-Man im Universum Erde-616 ist, während Miles Morales den Spider-Man in Erde-1610 gibt. Solange man die beiden Welten voneinander getrennt hält, hat man keine Probleme. Doch der üble und technisch geniale Mysterio (d.i. Quentin Beck) versetzt Peter mittels eines Dimensionsstrudels zur Erde-1601, womit er ihn auf Erde-616 endlich los ist. Für Peter wird es nun kompliziert, da er auf die Erde-1601-Varianten seiner vertrauten Mitmenschen trifft, zum Beispiel auf Tante May, MJ und Gwen Stacy, zu denen seine offenbar anders als in 616 entwickelte Beziehung erst einmal zu klären ist, zumal er in 1601 eigentlich bereits starb. Für Nick Fury und seinen Geheimdienst S.H.I.E.L.D. wird sein Fall zu einer Herausforderung: "Wir wissen, es gibt noch andere Erden. Wir waren schon auf einigen. [...] Was wir nicht brauchen, ist ein Kerl wie Mysterio, der [...] zwischen ihnen herumtanzt." Zusammen mit Tony Stark (d.i. Iron Man) und Miles wird versucht, das Mysterio-Problem zu lösen. (adi)

 
François Schuiten/Benoît Peeters: Die Heimkehr des Kapitän Nemo Die Heimkehr des Kapitän Nemo (François Schuiten/Benoît Peeters, Schreiber & Leser 2024, 96 S., HC, schwarzweiß und farbig)
Statt der Nautilus nun die Nautipus, Kapitän Nemo beschreibt das veränderte Unterseeboot, das wie eine Krake mit acht Armen auch an Land um sich greift. In einem nachdenklichen Rückblick auf sein Leben, das im südindischen Bangalore begann und letztlich zu langen, weltabgeschiedenen Tauchfahrten führte (wohlbekannt und nachzulesen bei Jules Vernes "20.000 Meilen unter den Meeren"), schildert Nemo sowohl die Entstehung der Nautipus, als auch wie es zum Zusammentreffen mit dem Naturforscher Prof. Pierre Aronnax und seinen Begleitern und im späteren Leben mit anderen fünf Schiffbrüchigen kam. – Wie angesichts des famosen Zeichners dieses Buches nicht anders zu erwarten, werden die Erinnerungen des Kapitäns Nemo durch eindrucksvolle, ganzseitige grafische Arbeiten illustriert. Als der geniale Kapitän zum Schluss in Samarobrive resp. Amiens eintrifft, wechselt Schuiten zu farbiger Darstellung und verknüpft Nemos Lebensgang mit dem von Jules Verne, der sich ebenfalls am Ende in Amiens einfand. – Eine zweiter bemerkenswerter Teil des Buches handelt von einem wiedergefundenen Roman, der unter dem Titel "Paris im 20. Jahrhundert" die visionären Fähigkeiten Jules Vernes (1828-1905) erkennen lässt. Schuiten setzt Vernes Zukunftssicht in erstaunliche Bilder um. (adi)

 
Marc Wasterlain: Die Abenteuer von Monika Morell, Fotoreporterin - Integral 1 Die Abenteuer von Monika Morell, Fotoreporterin - Integral 1 (Marc Wasterlain, Kult Comics 2024, 240 S., HC, farbig)
Als Pressefotografin arbeitet Monika Morell in den Krisengebieten der Welt. Das führt die unerschrockene Frau im ersten Teil dieses Sammelbands ins Südostasien der späten 1970er Jahre, als Pol Pot mit den Roten Khmer gewaltsam in Kambodscha herrschten. In den anschließenden Erzählungen reist Monika Morell nach Südamerika, später in den Libanon, nach Ostafrika und nach China. Sie liefert den LeserInnen dadurch Bilder der dortigen Missstände. – Ausführliche redaktionelle Beiträge zwischen den Geschichten beschreiben dazu die jeweiligen politischen, kulturellen und kriminellen Hintergründe. Zudem wird in diesen Beiträgen die damalige Arbeitsweise des Autors Marc Wasterlain deutlich gemacht. Wasterlain wollte keine historisch korrekten Comics abliefern. Er verschleierte daher anfangs Namen und Orte, nennt Pol Pot zum Beispiel Pô-Port oder Kambodscha etwas veralbernd Khompôt. – Abenteuer als ReporterIn in aller Welt, das erinnert an andere Comicserien. Als Monika schließlich in Tibet landet, bemerkt auch sie: "Das hört sich an wie »Tim und Struppi«". Doch wie weit hier die Ähnlichkeit tatsächlich geht, auch das wird im Kommentar dieses vorbildlichen Sammelbands eingehend untersucht. (adi)

 
Dany/Yann: Spirou und Fantasio Spezial 42: Spirou und die blaue Gorgone Spirou und Fantasio Spezial 42: Spirou und die blaue Gorgone (Dany/Yann, Carlsen 2024, 96 S., SC, farbig)
Spirou und Fantasio erreichen zusammen mit der CIA-Agentin Kay McCloud den "8. Kontinent", einen riesigen Müllteppich im Pazifik, bis zu dreißig Metern dick, der sich aufgrund der Meeresströmungen aus weggeworfenen Plastikartikeln und anderen Abfällen gebildet hat. Doch nicht wegen dieser (wirklich existierenden) Umweltkatastrophe nimmt Kay die beiden Titelhelden mit aufs hohe Meer, sondern wegen der Verfolgung von Öko-Aktivistinnen, die sich als "Töchter der Gorgone" in blauen Anzügen mit Schlangenmaske (daher der Name) gegen die internationale Fast-Food-Branche und ihrem trumpfrisierten, skrupellosen Anführer Simon Santo wenden. Als sich die eher harmlosen Aktionen der blauen Aktivistinnen zur Entführung von Coralie Blaukopf (alias Lara Mac Burgy), der Freundin von Simon Santos, auswachsen, setzt Kay alle Hebel in Bewegung, die blaue Gorgone auszuschalten. – Spirou und Fantasio wollten eigentlich nur auf das große weiße Marsupilami hinweisen, das sie in den palumbianischen Sümpfen entdeckten, aber die Gelegenheit, sich in den Entführungsfall einzubringen, lassen sich die beiden natürlich nicht entgehen. Das deckt ungeahnte Machenschaften auf, für die sich auch der Graf von Rummelsdorf schämen sollte. (adi)

 
Si Spencer/Dean Ormston/Meghan Hetrick/Phil Winsdale/Tula Lotay: Bodies Bodies (Si Spencer/Dean Ormston/Meghan Hetrick/Phil Winsdale/Tula Lotay, Panini 2024, 220 S., SC, farbig)
Ein mit Blut gesprenkeltes Pin-up ist Blickfang für einen ungewöhnlichen Comic, bei dem man sich einerseits fragen mag, worauf dieses Pin-up inhaltlich verweisen soll, taucht es doch in der Erzählung gar nicht auf, und mit dem man andererseits auf einen (oder vier?) Eso-Krimis vorbereitet wird, die zunächst nebeneinander stehen, aber durch die immer gleich erscheinende, geschundene Leiche des Mordopfers miteinander verbunden sind. Der Tatort ist immer die Longharvest Lane in London, doch der Autor Si Spencer lässt seine vier Zeichner die Teile der Geschichte in vier verschiedenen Zeiten abbilden. Es beginnt mit einem 2015 angesiedelten Geschehen, in dem sich die Polizistin Detective Sergeant Shahara Hasan als Hauptfigur durchzusetzen weiß, dann wird ins Jahr 1890 zu Inspektor Edmond Hillinghead gewechselt, dem der Fund der Leiche keine Ruhe lässt. Kurios gerät danach der Sprung ins Jahr 2050, in dem ein technisches Ereignis offenbar eine großes Vergessen ausgelöst hat, in deren Folge sich die Polizistin Detective Maplewood nur mühsam an ihre berufliche Aufgabe erinnert. Die vierte Erzählzeit liegt im Kriegsjahr 1940. Ein deutscher Fallschirmspringer landet ausgerechnet auf der oben erwähnten Leiche und rückt Inspektor Charles Whiteman und seine Herkunft in den Fokus. Und das ist einer der Punkte, die allen vier Erzählfäden gemeinsam sind, sie handeln von Personen, die zu ihren Zeiten Schwierigkeiten haben, gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Die Sache mit dem Wunderkind und der Tachyonen-Interferenz gibt dabei weiterhin zu denken. (adi)

 
James Tynion IV/Michael Dialynas: Wynd 3: Das Geheimnis der Flügel Wynd 3: Das Geheimnis der Flügel (James Tynion IV/Michael Dialynas, Carlsen 2024, 112 S., SC, farbig)
Der dritte Band dieser kurzweiligen Fantasy-Geschichte beginnt mit einem Rückblick, in dem man vom Auffinden von Wynd als Baby durch die Wirtin Molly Copperlock erfährt. Aus dem spitzohrigen Baby ist inzwischen ein junger Mann geworden, dem Flügel gewachsen sind (wie das Titelbild verrät). Mit deren Hilfe versucht er, seine GefährtInnen vor den Nachstellungen des erbarmungslosen Mumienmanns zu retten, der brutal gegen alle Wildblüter vorgeht, da die Menschen in Pipetown Infektionen durch eine Magie fürchten, die die äußere Gestalt eines Menschen erschreckend verändert (siehe Wynd 1). Der Mumienmann hat Wynd zu erkennen gegeben, dass er Angehöriger eines Vampyriums ist (siehe Wynd 2). Er stammt wie seine Schwester, die Generalin Zedra, aus einem Reich weit im Westen, das sich nun trotz allen gegenseitigen Misstrauens mit König Yossar aus Pipetown verbündet, um den flüchtenden Prinzen Yorik zurückzuholen und dessen Freunde zu vernichten. – Das Machtgerangel zwischen mehreren Parteien, das üblicher Gegenstand solcher Fantasy-Erzählungen ist, bleibt den LeserInnen durchschau- und nachvollziehbar. Das Szenario wirkt durchdacht, die Erzählteile geschickt zusammengefügt, die Spannung bricht an keiner Stelle ein. (adi)

 
Paul Dano/Stevan Subic: Der Riddler: Das erste Jahr Der Riddler: Das erste Jahr (Paul Dano/Stevan Subic, Panini 2024, 220 S., SC, farbig)
Der Waisenjunge Edward Nashton entwickelt sich nach manchen leidvollen Erfahrungen zum uns gut bekannten Edward Nigma (gelegentlich auch Nygma geschrieben), dem Riddler (siehe beispielsweise hier), dem späteren Superschurken, der sich für Rätsel, Wortspiele und Puzzles begeistert. In Bildern, die die bedrückende Stimmung dieses Werdegangs wiedergeben, lassen die Autoren Edwards Weg vom Waisenhaus bis an den Arbeitsplatz eines Wirtschaftsforensikers deutlich werden, dessen Verdienste nicht angemessen gewürdigt werden. Das unterscheidet sich zwar von der Schilderung in der "One Bad Day"-Reihe, gelingt hier aber dank ausführlicherer, geduldiger Erzählweise beeindruckender ("Schhh. Einfach atmen."). Dazu gehört, dass Edward dank seines fabelhaften Zahlensinns korrupten Machenschaften in Gotham City auf die Spur kommt, in denen Vorgesetzte und Stadtobere verwickelt sind. Er sieht sich also auf der Seite eines Vigilanten wie Batman, der sich für das einsetzt, was die Polizei Gothams zu schaffen nicht imstande ist. Edwards Tätigkeit als Zahlenprüfer führt zur Ermordung eines an Geldwäsche Beteiligten, was Edward umso mehr antreibt, auf seine Art für Gerechtigkeit zu sorgen. (adi)

 
Mark Russell/Richard Pace/Leonard Kirk: Second Coming 2: Einziggeborener Sohn Second Coming 2: Einziggeborener Sohn (Mark Russell/Richard Pace/Leonard Kirk, Dantes Verlag 2024, 160 S., SC, farbig)
"Wir sollten noch entscheiden, wohin mit ihm... – Wie hieß der Planet nochmal? Der, wo es Suppe gibt? – Erde? – Okay. Dann ab zur Erde..." Der Planet Zirkonia steht vor der Implosion. Im letzten Moment können Voldor und Zoldana ihren kleinen Sohn Sunstar das Leben retten. Sie setzen ihn in ein kleines Raumschiff mit Kurs zur Erde. – Diese Geschichte wird den meisten bekannt vorkommen. Auch Motive aus Erzählungen des Neuen Testaments wird man wiederkennen, wenn Jesus zum Beispiel auf der Flucht aus einem biblischen Vergnügungspark übers Wasser des Jordan Pools läuft. Wie im ersten Band dieses Nachdenkens über eine Wiederkunft von Christus in der heutigen Welt, spielt der vorbildlich kommentierte Band auf Entwicklungen an, die einerseits humorvoll, andererseits skeptisch aufgegriffen werden. Das Gegenüber von Superheldenfigur Sunstar, der Menschen rettet, den teuflischen Superschurken Cranius bekämpft, bei Bauarbeiten hilft, und vom wenig spektakulär handelnden Heiland Jesus, der predigt, der seine JüngerInnen um sich schart, macht den Reiz des facettenreichen Buches aus, das auch einen satirischen Blick auf das Geschehen in Himmel und Hölle wirft. (adi)

 
Catherine Meurisse: Allzumenschliches Allzumenschliches (Catherine Meurisse, Carlsen 2024, 96 S., HC, farbig)
Zum französischen Philosophie Magazine trug die famose Catherine Meurisse einmal im Monat zweiseitige Comics bei, in denen sie sich Gedanken jeweils eines Philosophen zur Vorlage nahm. In der von ihr gewohnt vergnüglichen, auch spöttischen, aber zugleich angenehm lehrsamen Art brachte sie die in diesem Buch versammelten fast vier Dutzend Beiträge zu Papier. Das führt uns humorvoll zu René Descartes Überlegungen über ein Stück Wachs, Hegels "Ästhetik mit Schmackes" bis zu den drei Affen aus der fernen asiatischen Vorstellungswelt. Wenn Blaise Pascal darüber sinniert, dass "die Eigenliebe eine erbärmliche Unterhaltung" sei, dass "Angst der Schwindel der Freiheit" sei, wie es Søren Kierkegaard sieht, dass man laut Heraklit nie "zweimal in denselben Fluss" steigt, dann lohnt nicht nur das Nachdenken über solcherart Erkenntnis, sondern auch Bewunderung für die Leistung der Übersetzerin Lilian Pithan, die die wortgewaltige und gerade auch im Detail bedeutsame Begriffswelt der Philosophie sorgfältig für uns übertrug. Hätte man wie Michel de Montaigne Balken an seiner Zimmerdecke, so möchte man wie er dort oben einige der genannten Sinnsprüche für die Ewigkeit hinschreiben. (adi)

 
James Tynion IV/Lisandro Estherren/Patricio Delpeche/Maria Llovet: Sandman Albtraumland 2: Das Glashaus Sandman Albtraumland 2: Das Glashaus (James Tynion IV/Lisandro Estherren/Patricio Delpeche/Maria Llovet, Panini 2024, 196 S., SC, farbig)
Max Lee will Karriere machen. Seine Firma "Prophet Capital" möchte tatsächlich die Geschichte von Madison Flynn und dem augenfressenden Korinther verfilmen (siehe den ersten Band der Erzählung). Dream, Herrscher des Traumreichs, hat dem Korinther mittlerweile als Aufpasserin eine Katze zur Seite gestellt (siehe Titelbild), die niemand andere ist, als die neugestaltige Madison Flynn. Sie muss den Gewalttaten des Korinthers jeweils vorher zustimmen. – Max Lee lernt derweil Kells kennen und lieben, eine von Schusswunden durchlöcherte Frau, die nicht sterben kann. Wenn sie von ihren "Kunden" allzu sehr zerstört wird, weiß sie sich mit einer alten Singer-Nähmaschine wieder zusammenzuflicken ("Ich glaub, all meine Organe sind nur noch Brei."). – Wir sind im Albtraumland. In diesem überlassen uns die Autoren einem Stück voller horrender Gestalten, in der sich auch die Hexe Thessaly durchzusetzen sucht. Als Fake Jamie Tyler will sie das Skript zum oben genannten Film schreiben. Aber dazu benötigt sie Hilfe, die sie sich mit einigen Tassen Tee verschafft. (adi)

 
René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt: Graphica 5 Graphica 5 (René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer, Wiele Verlag 2024, 32 S., Heft, farbig)
Den Preis des Heftes hat man anpassen müssen, der bunte Mix des Inhalts bleibt erhalten. Da streiten weiterhin Don Caneloni und El Bandido um die Gunst der Sängerin Lilly Laola. Beide wollen Lilly das Diamantkollier der Kaiserin Dia als Zeichen ihrer Liebe schenken. Doch das ist gar nicht verkäuflich. So steuert dieser Mafiafunny auf einen heftigen Ausbruch krimineller Energie gleich von drei Seiten aus zu. – In einem rätselhaften Beitrag setzt sich Detlef anschließend mit der Schwerkraft auseinander, bevor MacRogers von einem Indianerstamm skalpiert, gevierteilt, massakriert und dann umgebracht werden soll. Im autobiographischen Beitrag "Daphne erstarrt" trifft man in diesem Heft erstmals auf die titelgebende Daphne, von der der Autor zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht viel berichten kann. Im abschließenden Onepager gibt sich Captn Crazy eine unerwartete Blöße. Damit gelangt auch das fünfte Heft dieser Reihe abwechslungsreich in Kiosk und Comicladen. (adi)

 
Hanco Kolk/Peter de Wit: Gilles der Gauner 2: Agenten und Wale haben's schwer! Gilles der Gauner 2: Agenten und Wale haben's schwer! (Hanco Kolk/Peter de Wit, Panini 2024, 192 S., HC, farbig)
Jetzt geht es mit dem tapferen Gilles und dem starken Leo weiter. Nachdem sich am Ende des ersten Gilles-Bandes schon andeutete, dass sich die Autoren auf längere Erzählungen vor dem Hintergrund der spanischen Besatzung der Niederlande im 16./17. Jahrhundert einlassen, so liefert dieser zweite Band der Gesamtausgabe nun gleich drei albenlange Geschichten und zusätzlich unter der Überschrift 'Spionage' fünf Episoden, in denen auch Hata Mari mit ihren geheimdienstlichen Künsten zum Einsatz kommt. – Da ein Pottwal die Geldkiste geschluckt hat, mit der Prinz Wilhelm von Oranien seine Söldner bezahlen will, müssen Gilles, Leo und der tölpelige Admiral Lumeij der Kiste hinterher hoch in den Norden nach Smeerenburg, einem finsteren Walfängernest. Für ihren Prinzen die Kohlen aus dem Feuer zu holen, im unermüdlichen Widerstand gegen die spanischen Besatzer, das hält das ungewöhnliche Trio auch in der zweiten Geschichte auf Trab, in einem Zirkuswagen, mit einem sehr selbstbewussten Zirkusbären. Die Fülle an humorigen Einfällen macht diese Reise in fünf niederländische Fürstentümer zu einem besonderen Lesespaß. Die dritte lange Geschichte dreht sich um ein unglaubliches Artefakt, das Gilles in ein esoterisches Abenteuer verwickelt. Einfälle haben die Autoren wirklich reichlich. (adi)

 
Juan Díaz Canales/Juanjo Guarnido: Blacksad 7: Wenn alles fällt, Teil 2 Blacksad 7: Wenn alles fällt, Teil 2 (Juan Díaz Canales/Juanjo Guarnido, Carlsen 2024, 56 S., HC, farbig)
Schon im ersten Teil dieser Kriminalgeschichte stellte sich heraus, dass hier der skrupellose Bauunternehmer Lewis Solomon die Fäden zieht, die John Blacksad, der schwarze Kater, zu entwirren hat. Um seine Bauprojekte lukrativ werden zu lassen und dauerhaften Ruhm für seine städtebaulichen Großtaten zu erwerben, scheut der Adler Solomon auch nicht davor zurück, die Möwe Shelby auf seine Gegner anzusetzen. Shelby ist von Solomon in erschreckender Weise abhängig, wie Blacksad bald feststellen wird. Der Titel dieses und des Vorgängeralbums lautet "Wenn alles fällt", was im Zusammenhang mit Solomons Brückenbau und dem Brückeneinsturz in Baltimore 2024 eine traurige, unbeabsichtigte Aktualität zeigt. Die Autoren beziehen sich aber offenbar auf die Takomabrücke, die 1940 durch Schwingungen zu Fall gebracht wurde, als es zur Resonanzkatastrophe kam. – Es ist immer wieder bemerkenswert, wie gut der Zeichner den Figuren in diesem komplexen Krimi die zu ihrer Rolle passende Tiergestalt gibt. Auf dem Titelbild zeigt man neben der fiesen Möwe Shelby die attraktive Katze Alma Mayer, deren Verhältnis zu Blacksad noch zu klären sein wird. (adi)

 
Jane Goodall/Peter Gabriel/Alan Moore/Yoko Ono/Timo Wuerz/Paul McCartney/David Mack et al.: Der wichtigste Comic der Welt Der wichtigste Comic der Welt (Jane Goodall/Peter Gabriel/Alan Moore/Yoko Ono/Timo Wuerz/Paul McCartney/David Mack et al., Panini 2024, 360 S., HC, farbig)
Über dreihundert AutorInnen und ZeichnerInnen haben zu diesem Buch beigetragen, das als "wichtigster Comic" bezeichnet wird, da man sich damit für eine Vielzahl von Initiativen und Verhaltensweisen engagiert, die der Artenvielfalt, dem Klimaschutz, der Renaturierung, der Aufforstung. also unserem Planeten dienen. Eine Reihe bekannter Organisationen wie Greenpeace, Extension Rebellion, Fridays for Future, Sea Shepherd, World Land Trust stellen ihre Anliegen und ihr Tun in kurzen, comicartigen Beiträgen vor. Paul, Mary und Stella McCartney rufen dazu auf, weniger Fleisch zu essen, Yoko Ono betont in ihren von Timo Wuerz gezeichneten Bildern daran, dass man sich der Erde liebevoll verbunden fühlen sollte, Lucy Lawless ("Xena") tritt in den von David Mack ("Kabuki") aquarellierten Seiten für Änderungen in der Land- und Forstwirtschaft ein. Die als Schimpansen-Forscherin berühmt gewordene Jane Goodall steuert der umfangreichen Sammlung von sehr unterschiedlich bebilderten Gedanken ein Vorwort bei, das jeden dazu auffordert, sich an am Erhalt unserer Natur zu beteiligen. Das könnte bedeuten, bei sich Bäume zu pflanzen, Plastik zu meiden und den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen. (adi)

 
Makoto Yukimura: Planetes 1 Planetes 1 (Makoto Yukimura, Carlsen 2024, 360 S., SC, schwarzweiß)
Der Weltraummüll nimmt zu. In der Erdumlaufbahn befinden sich tatsächlich mittlerweile viele zehntausend menschengemachte größere Objekte und Millionen kleinere, die in die technischen Einrichtungen dort oben einschlagen können. Der vorliegende Science-Fiction-Manga greift unter anderem dieses Problem auf. – Hachimaki Hoshino und Juri Mikhailov arbeiten auf dem Schrottsammler DS-12, der diesen besonderen Müll beseitigen hilft. Dabei sind sie auch selbst dem gefährlichen Anflug der vielen Kleinteile ausgesetzt. Sie verlassen sich auf ihre Kommandantin Fee, die sie mit der DS-12 um die 200 km über der Erde beim Einsammeln kaputter Satelliten und ähnlichem Abfall sicher anleitet. – Auf dem Mond sind Siedlungen gebaut worden. Geschützt vor dem Sonnenwind können sich die Raumfahrer dort aufhalten und in eigenen Räumen auch einmal eine rauchen gehen, was Fee sehr begrüßt. Hachimaki trifft in einer Mondsiedlung auf Nono, eine echte Lunarierin, die die Welt mit ganz anderen Augen sieht als er. – In acht Episoden geht dieser erste Band auf Aspekte der erdnahen Raumfahrt ein, die sich nach den letztjährigen Bemühungen von staatlichen Einrichtungen und privaten Firmen näher zu betrachten lohnen. Eine Gruppe gewaltbereiter Weltraumgegener machen die Erzählung zusätzlich spannend. (adi)

 
Delaf: Gaston 22 - Die Rückkehr eines Chaoten Gaston 22 - Die Rückkehr eines Chaoten (Delaf, Carlsen 2024, 48 S., HC, farbig)
Bowling-Kugel, Fiat 509, Möwe, Bruchmüller, Katze, Fräulein Trudel, Chemiebaukasten, Wachtmeister Knüsel, alle und alles sind zurückgekehrt: Gaston nimmt nach einem langen Urlaub in der Carlsen-Redaktion wieder seinen altbekannten Platz ein. Und statt brav die Post zu sortieren, geht wieder der Erfindergeist mit ihm durch, was die leidgeprüften Kollegen haltbar an die Decke gehen lässt. Demel, Fantasio, Krause, sie haben besondere Klebstoffe, spezielle Mobiltelefone und Zaubertinte zu erdulden. Zudem lassen die Machwerke eines von Gaston protegierten, jungen, aufstrebenden Comiczeichners, der unbedingt einmal bei Carlsen veröffentlichen will, den armen Redakteuren zum Schutz der Augen Sonnenbrillen aufsetzen. Als besonderen Clou fügt der Autor Delaf (d.i. Marc Delafontaine, "Les Nombrils") den typischen Gaston-Einseitern eine längere Erzählung an, in der Gaston lediglich die Filme einer von Franquin gezeichneten Episode zum Drucker zu bringen hat. Dass dabei dann doch alles schiefgehen wird, mag man ahnen, doch wie Delaf hier das Inventar aus den Einseitern zu einem witzigen Ganzen zusammenfügt, das ist ein Hauptspaß. (adi)

 
Ross Andru/Frank Miller/Klaus Janson/Garth Ennis/Becky Cloonan et al.: Punisher - Bestrafer und Vollstrecker Punisher - Bestrafer und Vollstrecker (Ross Andru/Frank Miller/Klaus Janson/Garth Ennis/Becky Cloonan et al., Panini 2024, 324 S., HC, farbig)
Ein Ex-Supersoldat, der das Recht in die eigenen Hände nimmt, ein Kämpfer der Selbstjustiz, das ist Frank Castle, der Punisher. Er ist also ein krimineller, für den Superheldenleser aber ein überaus gewohnter Charakter. Für das Verhalten solcher Figuren wird den Lesenden meist ein Grund angegeben, damit es leichter fällt, Verständnis und Zustimmung für sein Tun zu entwickeln. Bei Batman ist es der Mord an seinen Eltern, beim Punisher ist es der Mord an seiner Frau und seinen Kindern, wie in dieser seitenstarken Anthologie wiederholt nachzulesen ist. Dieses Buch ist keine beliebige Anreihung von Punisher-Erzählungen, sondern es zeigt an Beispielen die Entwicklung dieser Marvel-Figur und wie sich grafischer Stil und Erzählweise über die Jahrzehnte änderten. Das reicht von der eher schlichten ersten Story von 1974, als der grüne Schakal den Punisher auf Spider-Man hetzt, über einen Beitrag gezeichnet von Frank Miller 1981, bei dem im harten Fight der Protagonisten Schornsteine zerlegt werden, bis hin zur semirealistisch gezeichneten, brutal-kuriosen Geschichte von 2022, in der sich der Punisher als "König der Killer" unverhofft im Bett seiner Maria wiederfindet. Erklärende Texte zwischen den Teilen der Anthologie schaffen im Ganzen gute Übersicht. (adi)

 
Sean Murphy/Clay Cormack/Katana Collins/Mirka Andolfo: Batman - Der weiße Ritter: Generation Joker Batman - Der weiße Ritter: Generation Joker (Sean Murphy/Clay Cormack/Katana Collins/Mirka Andolfo, Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
In dem nach ihm benannten Murphiversum löst der Autor Sean Murphy alte Gewissheiten der Batman-Welt auf. Dazu gehört, dass Bruce Wayne seine Geheimidentität preisgegeben hat und nun im Knast sitzt. Er ist mit Harley Quinn zusammen, die aus ihrer Zeit mit dem Joker ihre zwei Kinder, Bryce und Jackie, mit in diese Beziehung brachte. Vom Joker ist inzwischen nur noch eine KI-Version übrig, ein Hologramm von Jack Napier, der Personifizierung der guten Seite des Jokers. Dieses Joker-KI-Wesen will mit seinen Kindern einige Tage verbringen. Er schafft es dank der Energie eines Kobaltgasdrives von Powers Tech und eines tarnfähigen Batmobils tatsächlich in eine Art Urlaub mit den Kids aufzubrechen. Doch der Ausflug bringt sie alle in große Gefahr durch rachsüchtige Figuren aus alten Zeiten. Jackie und Bryce treten die Flucht in einem Fahrzeug an, für dessen Pedale ihre Beine noch nicht lang genug sind. Harley und auch der inzwischen weißhaarige Batman suchen nach Wegen, den Kindern zu Hilfe zu kommen. – Für die handlungsreiche, gut gezeichnete Geschichte, fahren die Autoren viel an Personal und Ausstattung auf, welches für das Batman-Universum kennzeichnend ist. Von alten Superschurken bis zu Harleys Hyänen, von Jokers BANG-Pistole bis zum Holzhammer findet man hier vieles in kurzweiligem, neuem Kontext wieder. Der alte Batman muss aber auch noch einmal ran. (adi)

 
Rafael Grampá/Matheus Lopes: Batman - Der Gargoyle von Gotham 2 Batman: Der Gargoyle von Gotham 2 (Rafael Grampá/Matheus Lopes, Panini 2024, 56 S., HC, farbig)
Im ersten Teil dieser eigenständigen Erzählung beschloss Batman, den Tod von Bruce Wayne zu inszenieren. Er will sich konzentrierter an die Bekämpfung besonderer Superschurken machen können und daher seine zivile Erscheinung aufgeben. – Bei der Suche nach einem Serienkiller und nach den Drahtziehern der geheimen TNT-Labore in Gotham entdeckt Detective Jim Gordon, dass es vor langer Zeit im Arkham Asylum auch eine Kinderstation gab, geleitet von Dr. Charles Quinton. In dessen Patientenakten findet Gordon die Namen aller Opfer des Serienkillers. Das ist eine heiße Spur. Doch in der Liste der kleinen Patienten steht auch der Name von Bruce Wayne, was Gordon zumindest rätselhaft ist. Leider lässt sich Dr. Quinton dazu nicht befragen, da er vor zwanzig Jahren spurlos verschwand. Zusätzlich machen Demonstranten Druck auf die Ermittlungsbehörden. Ihre Sprecherin Nia Grace fordert ihre MitbürgerInnen auf, sich gegen ihre Rolle als Benachteiligte und Opfer zu wehren. Opfer geheimnisvoller, finsterer Gestalten, das werden aber vielleicht schon bald auch Gordon und Batman. – Ursprünglich sollte diese Fortsetzung einer vierteiligen Batman-Serie schon letztes Jahr erscheinen, was wohl nicht zu schaffen war. Der dritte Teil ist für Juni 2024 angekündigt. (adi)

 
Clara Lodewick: Merel Merel (Clara Lodewick, Carlsen 2024, 160 S., HC, farbig)
Im dörflichen Mit- und Gegeneinander steht die alleinstehende Journalistin Merel ihr selbstbestimmtes Leben durch. Dazu gehören ihr liebevoller Einsatz für ihre Enten und deren Zucht und ihre beständige Teilnahme am Clubleben des örtlichen (männlichen) Fußballvereins. Zu deren Vorhaben und Ergebnissen schreibt sie Artikel, von denen natürlich erwartet wird, dass sie dem Verein gefallen. Merels Einbindung in die gesellige Runde der Fußballer erweckt Argwohn. Man fängt an, ihr übel nachzureden. Die Anfeindungen gehen von Suzie aus, deren Ehe mit Geert, einem der Fußballer, in die Brüche zu gehen droht. Ihr Sohn Finn durchlebt diese Zeit leidend und reagiert auf das Verlangen seiner Mutter, Merel zu meiden, indem er sich auf böse Streiche seiner Spielkameraden gegen Merel einlässt. Das führt für ihn und auch für Merel zu aufrüttelnden, krisenhaften Erlebnissen. – Der Autorin dieser Erzählung gelingt eine Beschreibung eines dörflichen Lebens, welches der Wirklichkeit abgeschaut sein könnte. Die Geschichte wirbt zugleich für Toleranz gegenüber einer freien Lebensweise. Dazu wird Merel als positive Figur hervorgehoben, die nicht nur als duldsam, sondern auch als sehr mitfühlend gezeigt wird, indem sie sich zum Beispiel für das Verhältnis von Marianne, der Besitzerin des Dorfladens, zu deren Mutter einsetzt. Einer Merel möchte und sollte man ihre Freiheiten zugestehen. (adi)

 
Charles Soule/Ryan Browne: Eight Billion Genies - Gib acht, was du dir wünschst Eight Billion Genies - Gib acht, was du dir wünschst (Charles Soule/Ryan Browne, Panini 2024, 284 S., SC, farbig)
Wenn die Weltbevölkerung auf 8 Milliarden Menschen angewachsen ist, taucht bei jedem ein Dschinn auf, der einem genau einen Wunsch erfällt. Was dann alles passieren könnte, haben sich die Autoren ausgemalt und aufgezeichnet. Nach acht Sekunden sehen sie eine Million Wünsche erfüllt und die Bevölkerungszahl dadurch um eine Million Menschen verkleinert, nach acht Stunden wird es laut ihrer pessimistischen Weltsicht wohl nur noch gut 7 Milliarden Menschen geben. Der egoistischen, menschlichen Natur, sich über andere zu erheben und gegen andere durchsetzen zu wollen, trauen sie diese drastische Folge zu. Auf den Straßen ist man seines Lebens nicht mehr sicher. Doch es gibt eine Gaststätte, in der der Wirt einen Wunsch geäußert hat, der diesen Ort und seine Gäste von den Auswirkungen aller Wünsche schützt. Der Wirt Will Williams der Gaststätte "The Lampwick Bar & Grill" hat sogar genug Vorräte gebunkert, um mit seinen Gästen die üblen Vorgänge außerhalb seines Hauses sicher zu überstehen. In der Lampwick Bar sind mehrere Personengruppen versammelt, deren Wünsche und Schicksale im Weiteren geschildert werden. Dabei versäumen die Autoren auch nicht, auf die Folgen widersprüchlicher, kindlicher oder lange Zeit aufgesparter Wünsche einzugehen. Was passiert, wenn nur noch zwei Wünsche übrig sind? (adi)

 
K. Perkins/Mellow Brown/Mike Johnson/Fernando Dagnino: Blade Runner Origins 1: Produkte Blade Runner Origins 1: Produkte (K. Perkins/Mellow Brown/Mike Johnson/Fernando Dagnino, Panini 2024, 112 S., SC, farbig)
Das Androidenmodell Nexus-5 der Tyrell Corporation ist gerade fertig entwickelt worden. Es ist zwar "nur" das Vorläufermodell des berühmten Nexus-6, gegen dessen Exemplare Harrison Ford 1982 in seiner Rolle als Rick Deckard anzutreten hatte, aber auch die Nexus-5-Replikanten sind bereits stärker und wendiger als ein Normalo und mit hoher Intelligenz ausgestattet, die ständig nach Optimierungen sucht. Die geniale Entwicklerin von Nexus-5 heißt Lydia Kine. Sie wird, kaum dass der erste Prototyp funktioniert, von ihrer engen Mitarbeiterin, der psychoemotionalen Programmiererin Effie Koropey, in ihrem Labor erhängt aufgefunden. Der Prototyp selbst scheint entflohen. Der Polizist Cal Moreaux soll den Fall aufklären. Er gerät bei seinen Ermittlungen in Schwierigkeiten, da die zur Aufklärung angebotene Kooperation mit der Tyrell Corporation mehr als nur zu wünschen übrig lässt. Zudem macht ihm seine Schwester Nia Sorgen, die regungslos im Krankenhaus liegt. Nachdem sich der Bruder der erhängten Forscherin, Marcus Kine, bei Cal einfindet, beginnen immer mehr Zweifel an der offiziellen Version von Lydias Tod aufzukommen. Sollte sie das Transferproblem gelöst haben, steckt sie nun vielleicht sonstwo. (adi)

 
James Tynion IV/Jorge Jiménez/Tomeu Morey: Batman Paperback 4: Das feige Pack Batman Paperback 4: Das feige Pack (James Tynion IV/Jorge Jiménez/Tomeu Morey, Panini 2024, 172 S., SC, farbig)
Harley Quinn bringt es auf den Punkt: "Diese Stadt ist völlig ⋆⋆⋆⋆⋆ in der Birne! Ich kann das offiziell beurteilen, weil ich Ärztin bin... und weil ich auch ein bisschen ⋆⋆⋆⋆⋆ in der Birne bin". Es ist natürlich von Gotham City die Rede, in der sich mehrere Gruppen mit ihren Interessen durchsetzen wollen. Da ist zum einen Simon Saint mit Saint Industries, der Bürgermeister Christopher Nakano seine Peacekeeper-Spezialpolizisten aufdrängen will, die es sogar mit Superhelden wie Batman aufnehmen können. Zum anderen hat sich ein Kollektiv des Klarsinns gebildet, angeführt durch Master Wyze, der mit Mad-Hatter-Technologie ganz Gotham "rebooten" will, damit man nochmals ganz unbelastet von vorne anfangen kann. Als dritte Partei scheint Scarecrow (d.i. Jonathan Crane) darauf aus, den Leuten Furcht einzuflößen, was nach einem Gasangriff auf das Arkham Asylum einfach umzusetzen ist. In dieser schwierigen Lage hat Batman das Glück, mit Harley Quinn, Oracle (d.i. Barbara Gordon) und Ghost-Maker (d.i. Minhkhoa Khan) engagierte Mitstreiter zu haben, die beim Aufräumen zwischen Gut und Böse in dieser irren Stadt helfen. In diesem Zusammenhang taucht mit Miracle Molly (d.i. Mary Kowalski) eine neue schillernde Figur auf, die unsere Körper technisch verbessern will. Etwas Cyborg gefällig? (adi)

 
Gabus/Reutimann: Der Hafen der Geheimnisse 4 Der Hafen der Geheimnisse 4 - Die rätselhaften Teufelswirbel (Pierre Gabus/Romuald Reutimann, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Das Titelbild zeigt es sehr deutlich. Für das geheime Labor am Meeresboden vor New Cherbourg fällt alle weitere Forschung ins Wasser (siehe dazu auch Hafen der Geheimnisse 2). Der Gründler Naka rettet Criqueboeuf, den unterseeischen Kommandanten und Weinbastler, vor dem Ertrinken, nachdem die beiden beim Algensaugen versehentlich einen Suiden verletzt haben. Eines dieser wertvollen Meereswesens scheint aus seinem Rhythmus gekommen, was offenbar ungeahnte Folgen hat. – Derweil wird Julienne Collenot von der Geheimdienstleiterin in ein Trainingslager für geschliffenes Benehmen geschickt, um zu einer "ernst zu nehmenden Agentin" ausgebildet zu werden. Für die Spionageabwehr bleiben aber Emil und Émile Glacère am Ort, die als einsatzbereite und gelegentlich sehr harte Agenten eine Geiselnahme zu beenden haben. Die beiden fragen sich, welchem Umstand sie ihre besonderen Fähigkeiten verdanken sollten. Als eine Foto-Ausstellung von Juliennes Freund John Treburt eröffnet wird, bei der eine Fotografie eines Meereswirbels gezeigt wird, erinnern sie sich an eine Erzählung ihrer Mutter und geraten darüber in Streit. Sollten diese Teufelswirbel ihnen etwa eine Erklärung für ihre Härte liefern? Emil, Émile und die LeserInnen dürften gespannt sein. (adi)

 
Paul Jenkins/Paolo Rivera: Marvel Must-Have 89: Mythos Marvel Must-Have 89: Mythos (Paul Jenkins/Paolo Rivera, Panini 2024, 144 S., HC, farbig)
Sechs Herkunftsmythen neu erzählt und grafisch mit couleur directe von Paolo Rivera gemacht, das ist ein guter Grund, diese Serie von 2007/08 in einem Band der jetzigen "Must-Have"-Reihe aufzunehmen. So erfahren beispielsweise diejenigen, denen Spider-Man, die Fantastic Four, Captain America, Hulk, Ghost Rider und die X-Men bisher nur in Filmen bekannt wurden, wie diese zu ihren besonderen Fähigkeiten gekommen sind, sei es durch radioaktive Strahlung, durch Mutation, durch Sonnenwind, durch körperwandelnde Injektionen oder eine Spinne. Ein besonderes Schicksal durchsteht dabei Johnny Blaze, der vom Teufel betrogen wurde und nächtens also mit brennendem Schädel und Motorrad als Ghost Rider über den Asphalt jagt. Ebenfalls brennend wird Jonathan Storm als Fackel Mitglied des Fantastic-Four-Teams, nachdem er bei einem Außeneinsatz von seiner Raumstation einem Sonnenwind ungeahnter Stärke ausgesetzt ist. Auch auf seine drei KameradInnen hat die extreme Strahlungsexposition so heftige Auswirkungen, dass sich ein Untersuchungsausschuss um die Sicherheit des Landes sorgt. Angesichts von Das Ding (d.i. Ben Grimm) mit seinem steinernen Äußeren wird den unwissenden Normalos eben angst und bange. (adi)

 
Michael Mikolajczak/Dom Valecillo: Red Cross Red Cross (Michael Mikolajczak/Dom Valecillo, Kult Comics 2023, 184 S., HC, farbig)
Sumi kommt ins "Red Cross Klinikum", um die Maschinen ausschalten zu lassen, die ihren Vater noch am Leben halten. Zur gleichen Zeit ist im Red Cross Sander wegen eines Hirntumors in Behandlung. Er nennt seinen Tumor Mr. T und spricht mit ihm wie mit einer anderen Person, die ihm ab und an ihren Willen und ihre Sichtweisen aufzwingt. Als dritte Hauptfigur fügt der Autor zu Sumi und Sander einen Priester hinzu, Pater Dominic, der dem dann einsetzenden Horror eine religiöse Begleitung liefert. Zum Entsetzen der Menschen in der Klinik fängt das Red Cross nämlich an, sich mit seinen technischen Mitteln gegen alle Personen im Haus zu richten. Es kommt zu tödlichen Gräueltaten. "Das Gebäude scheint von einer bösen Seele besessen", berichtet das Fernsehen, keiner kann hinein, keiner heraus. Die Lebensmittel gehen zur Neige, das Wasser geht aus. Beim künstlichen Wesen HAL aus "2001: Odyssee im Weltraum" konnte das KI-Problem durch Manipulationen an der Hardware gelöst werden. Aber dem Red-Cross-Wesen kommt man so einfach nicht bei. – Für diese fesselnde Erzählung nutzen die Autoren mehrere Spannungsfelder, die sich aus den Beziehungen zwischen Sander und Mr. T. und zwischen Sumi und ihrem Vater ergeben. Hinzu erfährt der Lesende eine gesunde Skepsis an KI-Häusern. (adi)

 
Patrick Mallet/Paul Marcel: Tutanchamuns Vermächtnis Tutanchamuns Vermächtnis - Im Reich der vergessenen Pharaonen (Patrick Mallet/Paul Marcel, Knesebeck 2024, 112 S., HC, farbig)
Die Totenmaske des Tutanchamuns ist sicherlich das berühmteste Fundstück, das Howard Carter und sein Grabungsteam 1922 aus dem Grab KV62 zu Tage brachte. Dank seiner Beharrlichkeit und der finanziellen Unterstützung von Lord Carnarvon hatte Carter im Tal der Könige den großen Erfolg, das noch nahezu unversehrte Pharaonengrab des Pharaos Tutanchamun, der von etwa 1332 bis 1323 v. Chr. regierte, entdecken, betreten und detailliert archäologisch untersuchen zu können. Der Presserummel muss damals erheblich und störend gewesen sein, so dass Carnarvon dagegen einschritt, wie es die vorliegende Graphic Novel schildert. Überhaupt stehen in diesem Buch und in dessen eindrucksvollen Zeichnungen die näheren Umstände der Entdeckung des Grabes und die Arbeit von Howard Carter im Mittelpunkt. Bemerkenswert ist die Beschreibung, wie man die Särge um Tutanchamuns Mumie voneinander trennte und öffnete. Ganze vier Tage brauchte man anschließend, um die Mumie Schicht für Schicht auszuwickeln, wobei man ihr über 140 Schmuckstücke und Schutzamulette entnahm. Grenzen für die ägyptologische Neugier gab es da nicht. (adi)

 
Doug Wagner/Daniel Hillyard/Laura Martin: Plastik Plastik (Doug Wagner/Daniel Hillyard/Laura Martin, Cross Cult 2024, 144 S., HC, farbig)
Seine Virginia geht ihm über alles. Für sie besorgt er Donuts, Erdöl-Gelee und eine weichere Bürste. Virginia ist aus Plastik. Sie ist Edwyns aufblasbare Sexpuppe. Er verlangt, dass man sie und ihre Ansichten respektiert. Mit brutaler Gewalt reagiert Edwyn (aka Viktor) auf ein ungehöriges, erniedrigendes Verhalten gegenüber seiner Plastikfreundin. Als er den Sohn von Thaddeus Belliveau, einem Provinzganoven, wegen Virginia ins Krankenhaus prügelt, wird es für ihn sehr unangenehm, denn dieser Kriminelle nimmt Virginia als Geisel, damit ihm Edwyn einen mörderischen Dienst erweist. Edwyn macht es, ihm ist Plastik wertvoller als Menschenleben. Er arbeitet nahezu geräuschlos. Es landen Köpfe in Gefrierbeuteln. Aber er rettet andererseits auch die Anhalterin Gwen vor einem Polizisten, die ihn anschließend verständnisvoll bei der Rettung von Virginia unterstützt. – Dass dieser Psychopath, dessen blutige Gewalttaten abstoßend gezeigt werden, dennoch einige Sympathiepunkte bei den LeserInnen sammelt, liegt wohl daran, dass er anderen üblen Figuren wegen ihrer Schandtaten ohne zu zögern das Licht auspustet. Hoffentlich bleibt ihm dabei Virginia immer gut aufgepustet. (adi)

 
Philippe Buchet: Sillage 22: Der Transfer Sillage 22: Der Transfer (Philippe Buchet, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Dass Monde ihre Umlaufbahnen um einen Planeten aufgrund gravitationeller Einflüsse alle paar Jahre tauschen, sieht man bei den Saturnmonden Epimetheus und Janus. Dass das auch Planeten beim Umlauf um ihre Sterne passiert, erfährt man in diesem SciFi-Album. Mal ist es auf dem einen Planeten warm und dem andern eisig, mal ist es umgekehrt. Wer dort überleben will, muss rechtzeitig von dem einen auf den anderen Planeten wechseln, womit der Titel dieser Episode erklärt ist. Makké-Ji trifft das Urteil ihres Stammes daher hart, als sie wegen einer Tätlichkeit vom kommenden Transfer ausgeschlossen wird. Doch Makké-Ji ist zäh und gibt nicht so schnell auf. – Zur gleichen Zeit ist Nävis, die Agentin von Sillage, mit ihrem Ärger darüber beschäftigt, dass der von ihr festgenommene Jjiddodjaa-Tô vor Gericht freigesprochen wird, obwohl sie doch Augenzeugin seines Verbrechens war. Poukram! Zusammen mit der pandagesichtigen Juliette und dem einäugigen Weweh geht sie dem Fall beharrlich nach. Man stößt auf polymorphe Spione. Doch wie lassen sich diese Metamorphen aufhalten, bevor ihre Fähigkeit zur Gefahr wird? Diese spannenden Erzählideen setzt Philippe Buchet in diesem Band abwechslungsreich ins Bild. (adi)

 
Tony Sandoval: Die Leiche und das Sofa Die Leiche und das Sofa (Tony Sandoval, Cross Cult 2024, 96 S., HC, farbig)
Christians sterbliche Reste liegen verwesend im Gras. Der Junge war verschwunden, aber die Suche nach ihm blieb erfolglos. Jetzt stolpert Polo fast in die Leiche hinein, als er auf dem Heimweg von Sophie einen unüblichen Weg nimmt. Die Sophie begegnete ihm bei einem seiner Streifzüge durch die dörfliche Umgebung. Sie gibt dem schüchternen Jungen zu erkennen, dass sie ihn mag. Zwar scheint ihm ihr Interesse an Werwölfen merkwürdig, aber die beiden kommen sich immer näher. Sophie hatte ein Sofa am Wegrand gefunden. In einer Schlüsselszene der Erzählung stellen sie dieses Sofa vor Christians Leiche auf. Sie begleiten vom Sofa aus Christians Verwesungsprozess, was Polo mit der Vergänglichkeit seiner Beziehung zu Sophie gleichsetzt. Denn die schöne Freundin wird das Dorf nach den Sommerferien wieder verlassen. – Nach dieser Beschreibung des bizarren Verhaltens des Paares nimmt die Erzählung Fahrt auf. Mit klug eingestreuten Andeutungen bereitet der Autor die Lesenden auf die Hintergründe und Überraschungen vor, die sich im Umfeld der Frage nach dem Grund für Chistians Tod ergeben. Auf die Leiche und das Sofa kommen sonderbare Momente zu. (adi)

 
Ed Brubaker/Bryan Talbot/Steve Leialoha: Sandman - Dead Boy Detectives: Das Geheimnis der Unsterblichkeit Sandman - Dead Boy Detectives: Das Geheimnis der Unsterblichkeit (Ed Brubaker/Bryan Talbot/Steve Leialoha, Panini 2024, 108 S., SC, farbig)
Die ungewöhnlichen Fälle der beiden toten und für die meisten Menschen unsichtbaren Detektivjungen Charles Rowland und Edwin Paine sehen wir demnächst auch in Filmen, die der Anbieter mit "unkonventionell, ausgefallen, spannend" beschreibt. Als Comic liegt mit diesem Buch die Heftserie von 2001 in gedruckter Form vor. Darin möchte das Mädchen Marcia die beiden übernatürlichen Spezialisten mit der Aufklärung der Morde an Straßenkindern beauftragen, zögert aber, als sie das windige Baumhaus aufsucht, das Charles und Edwin als Büro dient. Sie geht wieder. Aber Charles und Edwin wollen diesen Fall lösen, in dem die Opfer wie ausgetrocknet aufgefunden werden. – In dieser Erzählung bekommen es die beiden, die sich geweigert haben Death zu folgen, mit dem rücksichtslosen Willen eines sehr alten Wesens zu tun, das von einem anderen dessen Unsterblichkeit stehlen will. Die Autoren führen dazu mysteriöse Figuren wie Mad Hettie, Chippy und einen hundertjährigen Geist in die Erzählung ein, die den beiden Detektiven verstehen helfen, warum da jemand Kindern die Lebensessenz aussaugt. Zum Glück kann das den toten Jungs prinzipiell nicht passieren, oder doch? (adi)

 
Willem Ristier/Minck Oosterveer: Nicky Saxx 1: Der Betrug ⋅ Die Vergebung Nicky Saxx 1: Der Betrug ⋅ Die Vergebung (Willem Ritstier/Minck Oosterveer, Kult Comics 2023, 52 S., HC, farbig)
Nicky Saxx soll beseitigt werden. Sie muss als gewiefte Detektivin eines Unternehmens namens "Room 666" jemandem gehörig auf die Füße getreten sein, der nun viel investiert, um sie nach Bolivien zu locken, wo man die schlagkräftige Frau unauffälliger verschwinden lassen kann als in Westeuropa. Rache ist teuer. Nicky ahnt noch nichts Böses und macht sich mit ihrer übersinnlich begabten Freundin Elja Steiner auf die Reise, um dem Verbleib von Harald Vanhaven nachzugehen, der in die Hände von Freiheitskämpfern gefallen sein soll. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen können sich Nicky und Elja den Nachstellungen durch einen Fremden nicht ganz entziehen. So beginnt ein Abenteuer in Südamerika, welches die (wohl wegen der Hitze) leichtbekleideten Damen mit Glück und Geschick zu bestehen haben. – Die zweite der beiden hier nun in Farbe abgedruckten Geschichten bringt Nicky und Elja nach Südengland. Es gilt, die Gründe für den Tod von Eljas Tante herauszufinden. Es heißt, es gäbe im Dorf einen Mann, der alte Frauen hasst. Doch mit ihren paranormalen Fähigkeiten spürt Elja, dass nicht dieser Mann, sondern ein Insekt für den Tod der Tante verantwortlich sein könnte: eine Biene! (adi)

 
André Franquin: Schwarze Gedanken - Gesamtausgabe Schwarze Gedanken - Gesamtausgabe (André Franquin, Carlsen 2024, 80 S., HC, schwarzweiß)
Finsteren Gedanken so nachzuhängen, dass man darüber lachen kann, dieses Kunststück brachte André Franquin von 1977 bis 1983 zu Papier. In seinem Vorwort zu dieser neuen Ausgabe bezeichnet Volker Hamann diese Arbeiten von Franquin sehr treffend als "schwarzhumorige Einseiter", in "denen die makabersten Scherze keine Grenzen kennen". Der Erfolg und die Zeitlosigkeit der bitterbösen Funnys lässt sich auch daran bemessen, dass der Verlag den Titel in diesem Jahrhundert nun schon zum dritten oder vierten Mal neu auflegt, ergänzt durch einen Anhang mit Skizzen und eine Zusammenstellung von Gesprächen mit dem famosen Zeichner. – In den Gesprächen, die Franquin bereitwillig mit Fanzinemachern führte, wird deutlich, dass nicht ausschließlich die eigenen Depressionen, unter denen Franquin litt ("Heute weiß ich, dass meine Depression Teil von mit ist. Angeboren."), zu diesen Schwarzen Gedanken führten, sondern es ihm auch "mächtig Spaß" machte, dass man ihm derartige Zeichnungen übel nahm. "Die Schwarzen Gedanken, das ist wie ein rußverschmierter Gaston", erklärte er. Und so mag man sich nun vorstellen, wie Franquin boshaft in sich hineingelacht hat, als er Tennisgegner zersiebt, Pelzmantelfrauen in den Weltraum entsorgt, Hubschrauberpiloten zerschnitzelt und Straftäter in ein Kugellabyrinth verbannt hat. (adi)

 
Rainbow Rowell/Luca Maresca/Takeshi Miyazawa: She-Hulk 2: Gamma-Herzen Rainbow Rowell/Andrés Genolet/Joe Quinones: She-Hulk 3: Mit harten Bandagen She-Hulk 2: Gamma-Herzen (Rainbow Rowell/Luca Maresca/Takeshi Miyazawa, Panini 2023, 112 S., SC, farbig)
She-Hulk 3: Mit harten Bandagen (Rainbow Rowell/Andrés Genolet/Joe Quinones, Panini 2024, 132 S., SC, farbig)
Die Chefin unserer gammastrahlenden Heldin zeigt sich erst ablehnend, als She-Hulk (d.i. die Anwältin Jennifer Walters) einen Auftrag von einem Superhelden-Kollegen an Land ziehen will. Doch als ihr klar wird, was ihnen das Supermenschenrecht für lukrative Aufträge einbringen kann, ändert sie umgehend ihre Meinung. Sogar Doombot wird von Jen erfolgreich vor Gericht verteidigt, da er doch nur eine mechanische Kopie von Dr. Doom ist (mit kleinen Programmierfehlern). Es läuft zeitweise gut für Jennifer, vor allem auch in Sachen Liebe mit Jack of Hearts (d.i. Jonathan Hart), der ihr gerade nicht mehr bei Berührung Energie absaugt. Doch dann kommen ihnen die Wissenschaftler April und Mark der Firma "Booth Cybernetics" in die Quere. Und das ändert einiges. – Alles Training im "Fight Club" mit Titania (d.i. Mary MacPherran), mit Das Ding (d.i. Ben Grimm) und den anderen Kraftprotzen hilft Jennifer nicht. Ein ertappter Dieb in einem geheimen Regierungslabor schafft es, die leibhaftige, jadegrüne She-Hulk aus dem (geschlossenen) Fenster zu werfen. Nicolás "Scoundrel" (d.i. Schurke)) nennt er sich, ist unverwundbarer und attraktiv. Bahnt sich da für Jennifer eine neue Romanze an? – Wie schon im ersten She-Hulk-Band bringt die Autorin auch hier spaßige Momente in der Erzählung unter, wenn sich zum Beispiel der quaderköpfige Robot Awesome Andy äußert oder eine Gästin im Buchclub stolz erklärt, sie sei jetzt "Veto", also jemand, der nur Fleisch von Tieren isst, die sich vegetarisch ernähren. (adi)

 
Akane Torikai: Saturn Return 1 Saturn Return 1 (Akane Torikai, Carlsen 2024, 240 S., Tb., schwarzweiß)
In ihre Ehe fügt sich die Bestsellerautorin Ritsuko Kaji als brave Hausfrau ein, obwohl sie die Beziehung zu ihrem Mann Noda Kazufumi nicht gerade glücklich macht. Die beiden lügen sich gegenseitig an, aber Kaji findet daran "nichts Schlimmes". – Kaji wurde vor vielen Jahren von ihrem verstorbenen Freund Nakajima aufgefordert, eine Geschichte zu schreiben, die von ihm handelt, ein Beleg für sein Dasein, dessen Ende er schon vor seinem dreißigsten Geburtstag erwartet. Seiner Aufforderung kam Kaji in ihrem überaus erfolgreichen Buch "Nap Land" nach. Nun bedrängt sie ihr neuer Redakteur Koide, eine Fortsetzung zu schreiben. Da Kaji ihm gegenüber behauptet, ihr Roman sei reine Fiktion, also auch ihre Romanfigur Aoi ohne reales Vorbild, versteht Koide nicht, dass das nicht möglich sein sollte. – In einer zentralen Szene dieses ersten Bandes wird Kaji von Nakajima erklärt, dass diejenigen fortwährend Verluste zu erleiden haben, die nicht spüren, ob "ihr Leben ihnen gehört oder nicht." Dieser Gedanke treibt Kaji um. Sie bricht mit Koide zu einer Reise auf, die die Hintergründe um Nakajimas Tod aufklären soll. Dabei gelingt Kaji auch eine Rückbesinnung auf ihr eigenes Leben, welches für Koide und die LeserInnen einige Überraschungen bereithält. – Der Titel "Saturn Return" dieser Mangaserie liefert den astrologischen Hinweis, dass Kaji gezwungen werden wird, sich der Wirklichkeit zu stellen. Dem kann man doch nur zustimmen. (adi)

 
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