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Neues, Vorwort und Index
Was ist neu? (Chronologie)     Wieso? Weshalb? Warum? (Motivation)     Was? Wer? Wo? (Titel und Autoren)

Illustrierter Klassiker: Kit Carson Winnetou gegen Old Shatterhand Blueberry: Geronimo

Apachen im Comic

Geronimo, Winnetou, Mangas Coloradas und die Weißen
Angesichts des unüberschaubaren Angebots an Westerncomics (nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und gerade im frankobelgischen Raum und in Italien) wird die folgende Vorstellung von Titeln keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Schon bei der Suche nach Apachen im Film war festzustellen, dass die Apachen in den Filmen zumindest hinsichtlich ihrer Häufigkeit in besonderem Maße berücksichtigt wurden. Das wiederholt sich bei Durchsicht der Comics. – Das Wort "Apache", der Name des einstmals so sehr verfolgten und bekämpften Volks der Native Americans, ist heute im US-amerikanischen Alltag vielfältig präsent, als Verwaltungseinheit im Staat Arizona (Apache County), als Bestandteil einer Vielzahl von Orten und Städten, dann aber gerade auch im militärischen Bereich. Und die Ortsnamen sind es, die hier einen ersten Aufhänger für die Nennung eines Comics zum Thema bieten: nicht etwa der Ortsname Apache Wells, der in mehreren Western auftaucht, obwohl ein solcher Ort damals gar nicht existierte (heute übrigens sehr wohl: ein vorwiegend von Ruheständlern bewohnter Ortsteil von Mesa, einem Vorort von Phoenix im Maricopa County), aber doch Apache Junction. Unter diesem Titel erschien eine bisher dreibändige Serie, die die Apachen und ihre Motive sehr differenziert darstellt, begrüßenswert angemessen und nicht selbstverständlich. Eine Vielzahl weiterer Comics mit Apachen lohnt den Blick darauf, wie dieses Volk von den Zeichnern und Autoren gesehen und uns vermittelt wurde. (hjk)
>> Hier den Artikel über Apachen im Comic herunterladen (Stand: 07.07.2024)

 
Film 'StageCoach' Film 'Der gebrochene Pfeil' Film 'Geronimo' Filme Winnetoons

Apachen im Film

Der lange Weg eines Wandels
Er ist ohne Frage zumindest in Deutschland (und wohl auch nur hier) der bekannteste Apache: Winnetou, die edle Rothaut, der Häuptling der Mescalero-Apachen und Blutsbruder seines deutschen Gefährten Old Shatterhand. Dass Winnetou ein Geschöpf der Phantasie des sächsischen Schriftstellers Karl May ist, dass er gar nicht wirklich gelebt hat, ist den Karl-May-Lesern durchaus bewusst. Gelebt aber haben andere große Häuptlinge der Apachen, sind in Amerika berühmt oder aufgrund ihres Widerstandskampfes gegen das rücksichtslose Vordringen und die Landnahme weißer Amerikaner berüchtigt geworden. Ihren weißen Zeitgenossen galten sie seinerzeit als unzivilisiert, als grausam und blutrünstig. Entsprechend stellte die damalige Propaganda sie dar, und diese Sichtweise übernahm dann der ureigenste amerikanische Heimatfilm, der Western. Es sind das Volk und die Stämme der Apachen, die im Western seit etwa einhundertzwanzig Jahren am häufigsten und am undifferenziertesten als Feindbild haben herhalten müssen. Dieses wohlfeile Feindbild, die undifferenziert diffamierende Darstellung von Geschichte und Kultur der Native Americans insgesamt zieht sich, abgesehen von nur wenigen kurzen Phasen und Einzelbeispielen durch die gesamte Geschichte des Hollywoodfilms und hat erst in den letzten Jahrzehnten eine wirklich substantielle Veränderung erfahren, ein Ergebnis engagierter Arbeit indigener Aktivist(inn)en und einer zunehmenden Zahl indigener Schauspieler(innen). Anhängende lange und eingehend kommentierte Liste verdeutlicht diese Wandlung. (hjk)
>> Hier die Liste der Apachen im Film herunterladen (Stand: 20.05.2024)

 
Classics Illustrated: Esmeralda gibt Quasimodo zu trinken Verfilmung vom 'Glöckner von Notre-Dame' mit Gina Lollobrigida Die brennende Kathedrale Notre-Dame de Paris

Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame

Tragische Verbindung: Esmeralda und Quasimodo
Victor Hugo, geboren 1802, gestorben 1885, gilt als einer der größten Dichter und Schriftsteller Frankreichs im 19. Jahrhundert. Sein literarisches Werk umfaßt Gedichte, Dramen, Romane und auch politische Schriften. Unsterblichen Ruhm verdankt er vor allem zwei Romanen, dem 1831 erschienenen historischen Roman "Notre-Dame de Paris" und dem 1862 fertiggestellten (begonnen 1847) monumentalen Romanwerk "Les Misérables", einer ebenso melodramatisch wie realistisch ausgeschmückten Chronik Frankreichs von 1815 bis 1832. – Handlung und Figuren des Romans "Notre-Dame de Paris" stellen ein alle Schichten der Bevölkerung berücksichtigendes Panorama des spätmittelalterlichen Lebens in der Stadt Paris dar. Im Zentrum stehen einige Personen, deren Leben und Schicksal eng miteinander verknüpft sind. Einer von ihnen ist Quasimodo, der missgestaltete Glöckner von Notre-Dame, den oder dessen Beruf Übersetzungen des Buchtitels immer wieder ins Zentrum rücken, ihn zu einer scheinbaren Hauptfigur des Romans machen. So trägt der Roman in der deutschen Übersetzung in aller Regel den Titel "Der Glöckner von Notre-Dame", in der englischen "The Hunchback of Notre Dame", in der italienischen "Il gobbo di Notre-Dame". – Wie jeder andere auch ist Claude Frollo, der Erzdiakon von Notre-Dame, der Schönheit der jungen Straßenkünstlerin Esmeralda verfallen. Sein Ziehsohn Quasimodo soll ihm Esmeralda entführen. Die Entführung schlägt fehl, Esmeralda wird von Hauptmann Phoebus und seinen Gardisten gerettet, Quasimodo wird überwältigt. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Glöckner von Notre-Dame herunterladen (Stand: 03.03.2024)

 
Blick in den neuen Ausstellungsraum zur Geschichte des Comic Pressekonferenz WBM Rodolphe Toepffer: Monsieur Vieux-Bois

Comic-Historisches im Wilhelm-Busch-Museum

Neue Besen kehren gut
Das Team um die neue Direktorin Dr. Eva Jandl-Jörg, die vor 365 Tagen die Leitung des WBM in Hannover übernahm, setzt viel in Bewegung. Auf der Jahrespressekonferenz des Museums gab Jandl-Jörg unter der Überschrift "Jung und frisch" Rück- und Ausblick auf die Angebote des Hauses für ein möglichst breites Publikum. Dazu gehören dieses Jahr eine Ausstellung zum Fußball, die am 16. März beginnt, eine weitere zum Verhältnis von Österreichern zu Deutschen (ab dem 16. Juli) und eine zu "Hirameki" (jap.: Geistesblitz), eine Kunstform, in der zufällig vorgegebene Farbkleckse durch Zeichnung belebt werden (ab 30. November). In diesen drei großen Ausstellungen sollen Arbeiten von Bettina Bexte, Volker Ernsting, Rudi Hurzlmeier, Gerhard Haderer und vielen mehr zu sehen sein. Parallel dazu widmet man sich in eigenen Räumen zeitweise den Zeichnern Nicolas Mahler ("Thomas Bernhard"), Philip Waechter ("Sehr berühmt") und Ladislav Kondor. Zu den Themen Flucht und Migration werden Ergebnisse des Karikatur-Wettbewerbs "Ein Ort. Irgendwo" ausgestellt. Mit dieser Vielfalt an Angebot wird alt und jung angesprochen, für die ganz Kleinen liegen sogar Windeln bereit. Hinzu kommen musikalische Aktivitäten, Vorträge und Filme. Einzig ein Programmpunkt, in dem es um die Verköstigung mit Alkoholika geht, sprengt den Rahmen des kulturell Sinn- und Wertvollen. – Als eine angenehm überraschende Neuerung beginnt man gerade mit dem Einrichten eines ersten Raumes (s. Foto links), in dem schlaglichtartig die Geschichte des Comic aufgezeigt wird. Man könne theoretisch bei den Ägyptern anfangen, erklärt dazu Lisa Reich, doch fehle der Platz und man wolle sich auf die eigene Sammlung stützen. So werden Wilhelm Buschs "Honigdiebe" (1859) und "Max und Moritz" (1865) nach zwei originalen Zeichnungen von Rodolphe Töpffer eingeordnet (Streifen 6 und 9 aus "M. Vieux-Bois" von 1827, veröffentlicht 1837; s. Foto rechts; auf die Fotos klicken, um sie vergrößert angezeigt zu bekommen), bevor es bis zu Manfred Schmidt, Roland Kohlsaat, Ulli Lust und Josephine Mark weitergeht. In der Mitte des Raumes soll eine Vitrine u.a. einen Druckstock zu einer Arbeit von Wilhelm Busch zeigen, um auf die Techniken hinzuweisen, mittels derer Comics vervielfältigt wurden. (Foto Mitte v.l.n.r.: Luise Wick (Kunstvermittlung), Dr. Eva Jandl-Jörg, Dr. Catrin Kuhlmann (Presse); nicht im Bild: Dr. Elisabeth Reich (stv. Direktorin)) (adi)

 
Filmplakat Stagecoach Filmplakat Pony Express Bessy: Der singende Draht Chinaman: Die Rostfresser

Western-Legenden

Postkutschen, Pony Express, Singender Draht und Eisenbahnbau
Die ehemals englischen Kolonien in Nordamerika haben in einem Krieg von 1776 bis 1783 ihre Unabhängigkeit erkämpft und sich zu den United States of America, den Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Zwar werden sie sich in einem zweiten Unabhängigkeitskrieg (1812-1815) noch einmal gegen englische Ansprüche verteidigen müssen, aber bereits 1803 beginnen sie mit der Ausdehnung ihres Territoriums. Als Horace Greely, Herausgeber der New York Herald Tribune, 1850 schließlich die Losung ausgibt "Go west, young man, and grow up with your country", hat Texas bereits seine Unabhängigkeit von Mexiko erklärt, hat der siegreiche Amerikanisch-mexikanische Krieg 1846-1848 zur Annexion des Südwestens geführt und haben 1848/49 Goldfunde in Kalifornien und der Goldrausch in großer Zahl Abenteurer ins Land gebracht und Kalifornien zum Teil des US-Territoriums gemacht. In der Folge von Greelys Aufruf machen sich von St. Louis und von Omaha Heerscharen von Siedlern in Trecks auf den Weg in den goldenen Westen. (hjk)
>> Hier den Artikel zu den Western-Legenden herunterladen (Stand: 9.11.2023)

 
Ausstellungskatalog Staying West Blick in den 'schauraum' Dortmund Kachina-Figuren Mecky und kulturelle Aneignung

Staying West

Comics vom Wilden Westen
Der schauraum liegt gegenüber vom Dortmunder Hauptbahnhof nahe der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz neben einer geräumigen Tiefgarage mit dem seltsamen Namen "Freistuhl". Der Eintritt in den schauraum ist auch tatsächlich frei. In den im schauraum präsentierten Ausstellungen zum Thema Comic werden Originale gezeigt. Das lockt Comicbegeisterte, Passanten, Bibliotheksgänger oder auch Bahnreisende während einer Fahrtunterbrechung. Noch bis zum 3. März 2024 soll die Ausstellung "Staying West - Comics vom Wilden Westen" laufen. In dem großen Raum hängen die einmaligen Exponate ringsum an (Zwischen-) Wänden oder liegen in Vitrinen (siehe 2. Abb. von links). Eine der Vitrinen zeigt Kachina-Figuren der Hopi oder Zuni aus der Zeit um 1950 (s. 3. Abb. v. l.). Ein Tisch samt Hockern bietet passend zu dieser Ausstellung einige Comics zum eingehenderen Lesen und Studieren an. Dort liegt auch das, wie vom Ausstellungsmacher und MuM-Preisträger Alexander Braun gewohnt, herausragend gestaltete, seitenstarke Katalogbuch aus, das man an Ort und Stelle einsehen und erwerben kann (s. 1. Abb. v. l.). Die umfassende, viele Einzelheiten erklärende Umschau durch den Westerncomic ergänzt sowohl die Ausstellung im schauraum durch viele Abbildungen von Originalen und eingängigen Erläuterungen, als auch den 2014 erschienenen Katalog "Going West" desselben Autors durch einen profunden Überblick zum argentinischen, italienischen und DDR-Westerncomic, zu "Bessy" und zu Westernfunnys. Thematisch greifen Ausstellung und Buch überzeugend auch den Umgang mit den Begriffen "Indianer" und "Kulturelle Aneignung" auf (zu Letzterem s. "Mecki" in 4. Abb. v. l.). Das Katalogbuch "Staying West" (272 Seiten, HC) erschien bei Salleck Publications. (adi)

 
Verfilmung von 1989: A Tale of two Cities von Charles Dickens Phiz: Darnays zweite Verhaftung Illustrierter Klassiker: Zwei Städte

Charles Dickens: Eine Geschichte aus zwei Städten

Französische Revolution in Film und Comic
Zu den wohl am häufigsten in Literatur, Comics und Filmen dargestellten historischen Ereignissen oder Abschnitten gehört zweifellos die Französische Revolution. Im Bereich der Comics ist die frankobelgische) Produktion dabei führend. Das hat sicherlich zum einen mit dem kulturellen Stellenwert und der Tradition dieses Mediums in Frankreich zu tun. Vor allem aber spiegelt es die große Bedeutung dieses historischen Umbruchs für die französische Geschichte und das Selbstverständnis der Französinnen und Franzosen wider. Doch ist die Französische Revolution eine Phase von so einschneidender Bedeutung und von so weitreichenden Folgen, dass diese auch in der historischen und politischen Entwicklung der meisten westeuropäischen, namentlich auch der deutschen Staaten, Auswirkungen und prägende Konsequenzen hatte. Eine Ausnahme bildet dabei Großbritannien, und trotzdem hat die englische Literatur einen historischen Roman zum Thema hervorgebracht, der vermutlich zu einer der bekanntesten literarischen Darstellungen der Revolution wurde, außerordentlich populär bis heute zumindest in der angelsächsischen Welt, wovon nicht zuletzt die eindrucksvolle Zahl der Verfilmungen zeugt: "A Tale of Two Cities" von Charles Dickens. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Eine Geschichte aus zwei Städten herunterladen (Stand: 28.09.2023)

 
Robert Louis Stevenson: Kidnapped Mickyvision: Entführt Verfilmung von Rob Roy Illustrierter Klassiker über Rob Roy

Robert Louis Stevenson: Entführt und Catriona

Highlander, Lowlander, Schotten
Kidnapped (dt. "Entführt" bzw. "Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour", erstmals in deutscher Übersetzung erschienen 1890 unter dem Titel "David Balfour oder die Seelenverkäufer") wurde, wie auch Stevensons Romane "Treasure Island" und "The Black Arrow", zunächst 1886 in Fortsetzungen in "Young Folks", einem Literaturmagazin für jüngere Leser(innen), abgedruckt und im gleichen Jahr in Großbritannien und den USA in Buchform veröffentlicht. Erneut schildert Stevenson die Abenteuer eines jungen Mannes an der Schwelle zum Erwachsenenalter vor historischem Hintergrund, diesmal dem seiner Heimat Schottland. Dabei lässt er seinen Protagonisten seine Geschichte selbst erzählen. Und erneut spielt ein Teil der Handlung auf hoher See. Vor allem aber die schottische Landschaft und Historie werden in Beschreibungen und Szenen lebendig, mit Sympathie und zuweilen Humor geschildert: die Schönheit, aber auch die dunklen Seiten der schottischen Natur sowie die Ambivalenz schottischer Charaktere. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Entführt und Catriona herunterladen (Stand: 13.08.2023)

 
Patrick Prugne: Pocahontas Rainer Gabriel: Billy Jenkins Day/Sorel: Macbeth Dufaux/Charles: Fox

Rezensionen

Pocahontas
When the legend becomes fact, print the legend – so die Begründung des Reporters, warum er die Wahrheit über den "Mann, der Liberty Valance erschoss" nicht drucken werde. Und das ist eine Maxime, die für viele – nicht nur, aber besonders in den USA – Geschichten aus der Geschichte gilt. Auch Patrick Prugne hat sich in seinem neuen Band über Pocahontas daran gehalten. Nach bereits mehreren Comicerzählungen über die Kolonialzeit in Nordamerika (17. und 18. Jahrhundert), Zusammenstöße und Zusammenleben von Weißen und Ureinwohnern unter besonderer Berücksichtigung der Lebensweise indigener Völker ist jetzt ein weiterer Band erschienen: "Pocahontas". Wer die bisherigen Bände "Irokesen", "Canoe Bay", "Tomahawk" kennt, dürfte ein wenig überrascht sein ob des Schwerpunkts, den Prugne für seine Erzählung gewählt hat: eben eine Nacherzählung der bekannten Legende...
>> Hier zu Pocahontas weiterlesen (hjk)
Weitere Rezensionen:
>> weiter zu Mr. Jenkins '45 – Billy auf der Flucht
>> weiter zu Macbeth – König von Schottland
>> weiter zu Fox
>> weiter zu Samsara
>> weiter zu Nottingham – Lösegeld für einen König
>> weiter zu Blackbeard 1 – Hängt sie höher!
>> weiter zu USS Constitution 1

 
Comicmuseum Pordenone im Parco Galvani Ständige Ausstellung in Schränken Ausstellung zu Animationsfilmen in Stop-Motion-Technik

Internationales Comicmuseum Pordenone

Comicgeschichtliches am Park im Schrank
Am Parco Galvani in Pordenone befindet sich seit 2018 in einer geräumigen venetischen Villa das PAFF! International Museum of Comic Art (Abb. links). Pordenone mit seinen gut 50.000 Einwohnern liegt in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien etwa 80 km nordöstlich von Venedig. Direktor des PAFF!-Palasts ist Giulio De Vita ("Lazarus Ledd", "James Healer", "Zehn Gebote" 2, "Quintett"). Absicht der Museumsgründer war, einen "kulturellen Container" zu bauen, bei dem der Comic eine Schlüsselfunktion einnimmt. Für die Wechselausstellungen gibt es reichlich Platz im Erdgeschoss und in einer tieferliegenden Etage. – In der einen nicht-ständigen Ausstellung werden derzeit unter der Überschrift "Träume und Wirklichkeiten bei den ersten Meistern des Comic" um die fünfzig Originale von Winsor McCay, Elzie Chrisler Segar, Floyd Gottfredson, Otto Soglow, Otto Messmer, Chester Gould, Al Capp, Rudolph Dirks, Lyonel Feininger, Milton Caniff, George Herriman u.a.m. gezeigt. Ein zugehöriger Katalog liegt im großen Format einer damaligen Sonntagszeitung vor. – Die andere Wechselausstellung ist Knetmasse-Trickfilmen aus den Aardman Studios gewidmet (Shaun das Schaf, Wallace & Gromit, Die Piraten!). Dazu wurden originale Aufbauten aus den Filmen (Abb. rechts), sogar ein haushohes Piratenschiff, in die Ausstellungsräume gebracht. Über die aktuell laufenden Ausstellungen gibt www.paff.it Auskunft. – In der Dauerausstellung stehen Schränke (Abb. Mitte), in denen man die Exponate durch Herausziehen von waagerechten und senkrechten Schubladen zu Gesicht bekommt. Ferner lassen sich Schranktüren öffnen, in denen der Neugierige weitere Türen findet. Die Beleuchtung der Exponate setzt erst durch das Öffnen der Türen ein. Diese ständige Ausstellung gliedert sich in zwanzig thematische Abschnitte, zum Beispiel den Sonntagsseiten, den italienischen Comicformaten, dem Manga, dem frankobelgischen Comic, der Graphic Novel usw. Große Displays und Audioguides halten nähere Erklärungen bereit. Im Vorraum zur ersten Etage befindet sich eine wandhohe Zeichnung von Davide Toffolo, mit der verdeutlicht wird, dass es Comic schon seit Urzeiten gibt, selbst als er noch nicht so hieß und anders gemacht wurde. Dabei legt man sich auf Rodolphe Töpffer ("Les Amours de Monsieur Vieux-Bois", 1827) als denjenigen fest, der zur Stärke der Wechselwirkung von Bild und Text 1837 erste Gedanken niederschrieb. (adi)

 
Der Schwarze Pfeil im Comic Robert Louis Stevenson: Der Schwarze Pfeil Verfilmung von Der Schwarze Pfeil

Der Schwarze Pfeil

Abenteuer zur Zeit der Rosenkriege
The Black Arrow – A Tale of the Two Roses (dt. "Der Schwarze Pfeil") gehört zu den für ein junges Lesepublikum geschriebenen historischen Abenteuerromanen Stevensons. Die Charakterisierung als nicht nur historischer Roman, sondern auch Abenteuerroman ist von Bedeutung, da das Hauptaugenmerk auf die Abenteuer der jugendlichen Protagonisten gerichtet ist, nicht auf die Vermittlung eines historisch korrekten Bildes. Diese Unterscheidung wird am deutlichsten im Fall des Romans "Treasure Island", während der historische Hintergrund in "The Black Arrow" oder auch in "Kidnapped" sowie dessen Fortsetzung "Catriona" eine durchaus größere Rolle spielt. In vorliegendem Falle befinden wir uns in England in der Zeit der sogenannten Rosenkriege im 15. Jahrhundert, also im ausgehenden Mittelalter. Der Protagonist des Romans ist Richard (Dick) Shelton, ein knapp 18jähriger Junge, aufgewachsen als Mündel des Ritters Sir Daniel Brackley, der nicht ahnt, dass dieser Sir Brackley seine Hände im Spiel hatte bei der Ermordung, von Richards Vater, Sir Harry Shelton. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Schwarze Pfeil herunterladen (Stand: 19.06.2023)

 
Roman Quentin Durward Film Quentin Durward Comic Quentin Durward Sammelbild Carcassonne

Quentin Durward

Scotts historischer Roman, der in Frankreich spielt
Das eigentliche Interesse Walter Scotts – und das machen schon seine Ausführungen im ersten Kapitel, vor Beginn der Handlung, deutlich – ist die Darstellung zweier historischer Persönlichkeiten, des französischen Königs Ludwigs XI. und Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die geschilderten Abenteuer, vor allem aber die Liebesgeschichte zweier junger Menschen, Quentin Durwards und der Gräfin Isabelle de Croye, werden in Adaptionen, auf die wir im Comic- und im Filmteil kommen werden, im Mittelpunkt stehen, im Roman sind sie jedoch nur ein Handlungsstrang von mehreren. Handlungszeit des Romans ist das 15. Jahrhundert, der sogenannte Herbst des Mittelalters, den wir – auch und gerade in der Kunst – in erster Linie mit Frankreich und ganz besonders mit Burgund assoziieren. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Quentin Durward herunterladen (Stand: 13.04.2023)

 
TV Sonderband: Ivanhoe Walter Scott: Ivanhoe (Buchausgabe) François Walthéry: Ivanhoe Richard und Elizabeth Taylor: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

Ein Klassiker des historischen Romans
Sir Walter Scott, der Verfasser des Romans "Ivanhoe", wurde 1771 geboren. Seine Romane machten ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und brachten ihm die Bewunderung von Dichtern und Schriftstellern in ganz Europa, gerade in Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein. Vor allem gilt er (neben Alexandre Dumas (père) in Frankreich) als einer der Erfinder des historischen Romans. So galt der Untertitel seines ersten Romans für lange Zeit als Kriterium für die Definition eines "historischen" Romans: ein Abstand zwischen der Gegenwart des Autors und dem behandelten Thema von mindestens sechzig Jahren. Dazu kommen die Konstruktion eines sogenannten "mittleren Helden" als Protagonist und Vermittler des Geschehens zum Leser/zur Leserin und die bei Scott durchgängig erkennbare Intention, das Wissen um die Vergangenheit als wichtigen Aspekt im Gegenwartsbewusstsein, im kulturellen Gedächtnis zu verankern. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Ivanhoe herunterladen (Stand: 28.03.2023)

 
Les Chroniques du Bestiaire Discord Frontend Comicbeispiel Midjourney 2 Comicbeispiel Midjourney 3

Comics machen mit KI

Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)

 
Woyzeck von Andreas Eikenroth Skizze von Georg Büchner durch Alexis Muston um 1835 Skizze Georges Danton Andreas Eikenroth: Dantons Tod, Edition 52 2023

Büchner-Zyklus von Eikenroth

Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
Das Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau zeigt eine Ausstellung mit Eikenroths Arbeiten. (adi)
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 15.06.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert

 
Lederstrumpf Band 2, All 2021 Maid Marian, Tiberius 2023 Johanna von Orleans, ILC 2021

Neues von den legendären Helden

Auf dem Laufenden bleiben
Robin Hood, Klaus Störtebeker, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Jim Hawkins und John Silver oder König Artus – sie alle leben fort in Büchern, Comics und Filmen. Und diese Unsterblichkeit bedeutet eben auch, dass es immer mal wieder Neues von ihnen zu berichten gibt, ob es nun aktuelle mediale Auftritte sind oder andere Anlässe, sich ihrer einmal wieder zu erinnern – oder auch neue (und vielleicht überraschende) Fundstücke, Ergänzungen, Übersehenes (bedauerlich, aber auch das soll vorkommen) oder die Korrektur von Fehlern in den bisherigen Ausführungen. Für solche Nachträge soll hier nun ein erstes Mal der Platz sein, und zwar in – sofern betroffen – historisch-chronologischer Reihenfolge. Mit kurzen Anmerkungen werden zudem die Ausarbeitungen zu den Heiligenlegenden, Surcouf und Slatin Pascha ergänzt.
>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk)

 
Sandman-Heft Nummer 1 Sandman 1, Panini 2007 New York World's Fair Comics Nummer 1 Netflix-Serie Sandman

Sandman

Gaimans großes Götterepos
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
 
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?).

 
Plakat Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor und Ava Gardner Programmheft Prinz Eisenherz Die Schlümpfe und die Zauberflöte Filmprogrammheft Unter schwarzem Visier

König Artus

Die Ritter der Tafelrunde
In Comic und Film sind König Artus mit seinem Hof in Camelot und seinen Rittern Lancelot, Parzival, Gawain, Iwein, Erec usf. in einem Ausmaß präsent, das einem besonders deutlich wird, wenn man sich die Mühe macht, einige Monate lang alles zusammenzutragen und anzusehen, was bei uns zum Thema Artus und seiner Tafelrunde in den Regalen liegt oder bei den Händlern erhältlich ist. Allein der Comicstapel erreicht eine Höhe von nahezu zwei Metern. Die Sichtung aller Filme dauerte Monate. Wegen dieses großen Umfangs, veröffentlichen wir den Artikel zu König Artus in zwei Teilen. Der erste Teil stellt die Artus-Comics, der zweite die Artus-Filme vor. Beide Dokumente sind recht lang (109 und 103 Seiten) und das Herunterladen wird daher eventuell einige Zeit dauern.
>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und
>> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. (hjk)

 
Ukraine: Taras Bulba Ukraine: Panzerkreuzer Potemkin Treppe Ukraine: Mit Feuer und Schwert Ukraine: Holodomor - Bittere Ernte

Ukrainische Geschichte in Film und Comic

Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen

 
Dorian Gray Knesebeck Dorian Gray Alan Ford Dorian Gray Film 1945

Das Bildnis des Dorian Gray

Ewige Jugend, dauerhafte Schönheit
Ein Porträt, das die Spuren des Alters und des Lebenswandels übernimmt, während der Porträtierte auf ewig jung und schön erscheint, dieses Motiv regte viele Comic- und Film-Autoren an, sich an eine Adaption des Romans von Oscar Wilde zu setzen, mal in ernsthafter, mal in scherzhafter Weise. Die seitenstarke Comic-Adaption von Amálie Kovárová und Petr S’rédl, die 2021 erschien, ist Anlass, auf immerhin zwei Dutzend Comics einzugehen, die sich in den letzten Jahrzehnten ab 1956 mit dem lasterhaften Leben des Londoner Lebemannes beschäftigten. Auch über Verfilmungen wird einiges angemerkt, eine Liste der Filme gibt es gleich hier. (adi)
Artikel Das Bildnis des Dorian Gray herunterladen

 
Schatzinsel Petzi Schatzinsel Long John Silver Schatzinsel Arena

Die Schatzinsel

Mit Long John Silver zur fast verlassenen Insel
Natürlich ist Die Schatzinsel nicht in erster Linie ein Film, sondern ein Roman, die literarische Vorlage für eine ganze Reihe von Verfilmungen, aber auch von Comic-Adaptionen und Übertragungen in andere Medien. Als Roman ist Die Schatzinsel ein klassisches Beispiel jener Bücher, mit denen man die längst zum Klischee gewordene Erinnerung verbindet, sie nächtens im Licht einer Schattenlampe unter der Bettdecke gelesen zu haben (als ob nicht schon die Eltern das gemacht hätten und deshalb im Bilde waren). Der Originaltitel des Romans lautet Treasure Island und ist schon fast eine eingetragene Marke. (hjk) Artikel Die Schatzinsel herunterladen

 
Sammelbild Störtebeker-Album Störtebeker Ralswiek 1997 Störtebekers Schädel

Klaus Störtebeker

Zwölf Meter kopflos
In erster Linie ist in unserer Wahrnehmung die Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts die Region, in der die Piraten ihr Unwesen trieben. Und die berühmten Piraten, Korsaren und Seeräuber waren demnach allesamt Engländer, ein paar Spanier oder Franzosen, vielleicht mal ein Holländer. Aber die Geschichte der Piraterie ist sehr viel älter, die Schauplätze finden sich in fast allen Ecken der Welt(meere). Einer dieser Schauplätze war im späten Mittelalter die norddeutsche Küste. Und genau hier finden wir den einzigen Deutschen, der als Pirat unsterblich wurde: Klaus Störtebeker. (hjk) Artikel Störtebeker herunterladen

 
Slatin Pascha Wüstenkrieger Slatin Pascha im Comic Slatin Pascha im Film

Slatin Pascha

Der Aufstand des Mahdi
Der Sudan heute – das ist nach wie vor ein Land andauernder Bürgerkriege, ein geteiltes Land, das nicht zur Ruhe kommt und wo es den beiden jetzt dort existierenden zwei Staaten nicht gelingt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, Probleme, die ihren Ursprung in den Tagen des Imperialismus und Kolonialismus haben, als europäische Staaten Afrika rücksichtslos unter sich aufteilten. Europäer im Sudan des 19. Jahrhunderts? Da fallen dem einen oder anderen vielleicht auch deutsche Namen ein: zuallerest vermutlich Karl May (1842–1912) und dann Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (1840–1892), Emin Pascha, und Rudolf Slatin (1857–1932), Slatin Pascha. (hjk) Artikel Slatin Pascha herunterladen

 
Eiserne Maske Vier Musketiere La femme mousquetaire

Die drei Musketiere

Einer für alle, alle gegen Milady
Mögen auch längst nicht mehr so viele den dicken Wälzer mit den Abenteuern der drei (genaugenommen sind es ja vier) Musketiere, den verwegenen Helden aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, oder gar die beiden weiteren Romane der Trilogie wirklich lesen. Dennoch gehören die in ihnen vorgestellten Motive dank gekürzter Fassungen, unzähliger Verfilmungen, Comics oder auch Bühnenstücken und sogar Musicals zu unserem gedanklichen Gemeingut. (hjk) Artikel Drei Musketiere herunterladen

 
Mutter Theresa Johanna von Orleans Sankt Ursula

Heilige

Heilig, heilig, heilig
Heilige als legendäre Helden? Nun, legendär sind viele von ihnen – nicht zuletzt, da ihre Taten, ja sogar ihr Leben in nicht wenigen Fällen gar nicht eindeutig belegt sind, vielleicht nur Legende sind. Und manche von ihnen, Männer wie Frauen, waren auch Helden und Heldinnen – oft nicht so sehr im herkömmlichen Sinn, sondern eher unter moralischen Aspekten. (hjk)
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Chingachkoog Der letzte Mohikaner Lederstrumpf im Film

Lederstrumpf

Politisch korrekte Indianer
Deerslayer, La Longue Carabine, Hawkeye, Pathfinder, Leatherstocking – all das sind die Namen, unter denen wir Nathaniel Bumppo kennen, eine mythische Figur der frühen amerikanischen Geschichte, eine literarische Schöpfung des Schriftstellers James Fenimore Cooper, der in ihm jenen Pionieren der frühen Siedlungsgeschichte ein unsterbliches Denkmal setzte. (hjk)
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Robert Surcouf Surcouf im Film Surcouf im Comic

Surcouf

Pirat für Napoleon
In Frankreich ist Robert Surcouf, als Kaperkapitän – sowohl Pirat wie Freibeuter – in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gelangt, bis heute ein Held, von Legenden umwoben. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen, in der erzählenden Literatur, im Comic und im Film. Überraschenderweise wurde ihm auch in Deutschland ein Kranz geflochten von dem eigentlich durch andere Schauplätze berühmt gewordenen Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. (hjk)
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Marco Polo Comic Marco Polos Buch der Wunder Max & Luzie bei Marco Polo

Marco Polo

Übers Meer, durch die Wüste, bis weit nach China
Das "Buch der Wunder", in dem von den Reisen von Marco Polo berichtet wird, ist ein Beispiel dafür, wie eine Erzählung aus einer mittelalterlichen Handschrift bis in unsere Zeit herübergerettet wird und immer noch Verbreitung findet. Waren es im Mittelalter des 14. Jahrhunderts buchmalerische Ausschmückungen, so sind es in heutiger Zeit Werbecomics oder Zeichentrickfilme, die auf unsere Bilderwelt zu Marco Polo einwirken. (adi)
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Don Quijote gegen die Windmühlenflügel Don Quijote bei Clever & Smart Don Quijote bei flix

Don Quijote

Gegen Windmühlenflügel
Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel wird es besonders deutlich: Sein Knappe Sancho Panza bemerkt, dass Don Quijote die Wirklichkeit nicht so wahrnimmt, wie sie ist. Durch das Lesen zu vieler Ritterromane gerät Don Quijote in eine eingebildete Welt und reitet nun als "Ritter von der traurigen Gestalt" durch die Lande. Das hört sich nach einer Steilvorlage für einen Vergleich mit heutigen "Querdenkern" an. (adi)
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Robin Hood Robin Hood als frühe Illustration Robin Hood im Film

Robin Hood

Mit Pfeil und Bogen grün und gerecht
Obwohl heute jedes Kind seine Geschichte – und auch den historischen Hintergrund – kennt, ist es doch sehr zweifelhaft, ob es sich bei ihm um eine historische Gestalt handelt. In der Geschichts- und Literaturforschung ist das zumindest immer noch umstritten. Sehr wahrscheinlich aber dürfte die Existenz historischer Bezüge für die literarische Überlieferung sein. (hjk)
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Ergänzende Liste: Wer spielt wen? in den Robin-Hood-Filmen (Stand: 26.1.2023)

 
Zorro im italienischen Comic Zorro im Film Fuchsis Zorro

Zorro

Hundert Jahre Z
Man erfuhr es beim Münchner Comicfestival 2019, in Fachzeitschriften und im Fernsehen: Der für Gerechtigkeit streitende Degenfechter reitet seit hundert Jahren durch das spanische Kalifornien. Passend zum Geburtstag entstehen neue Zorro–Comics jenseits der von Disney gewohnten Art, darunter "Lady Zorro" oder sogar eine Begegnung mit Dracula. (adi)
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Zeittafeln


Zeittafel 1965 Zeittafel 1965 (adi)
In Vietnamkrieg lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen

 
Zeittafel 1964 Zeittafel 1964 (adi)
Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen

 
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Zeittafel 1947 Zeittafel 1947 (adi)
Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen

 
Zeittafel 1945-46 Zeittafel 1945-46 (adi)
Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen

 
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Régis Loisel/Olivier Pont: Der Schweinehund 3: Guajeraï Der Schweinehund 3: Guajeraï (Régis Loisel/Olivier Pont, Carlsen 2024, 78 S., HC, farbig)
Das Titelbild verspricht Abenteuer: Baia klammert sich mit angstgeweiteten Augen an Max Dupont, der ein Moped lenkt, mit dem die beiden auf der Flucht vor Max' angeblichem Vater sind. Auch der dritte Band der Erzählung aus dem brasilianischen Urwald bringt es wie das vorherige Album 'O Maneta' auf deutlich mehr Seiten als für ein Album üblich. Dieser Platz wird gut genutzt, um sowohl die spannende Handlung voranzutreiben, als auch die Beziehungen zwischen Max und der sprechbehinderten Baia einerseits und von Max zum einarmigen O Maneta andererseits zu beschreiben, was nicht ohne gefährliche Zwischenfälle und Gewalttaten abläuft. Auf unterschiedlichen Wegen treffen alle Hauptfiguren in dem Städtchen Guajeraï ein, während gleichzeitig beim Holzfällerlager die Krankenschwestern Christelle und Charlotte alle Hände voll zu tun bekommen. Ein Auslöser für den ganzen Schlamassel, in den Max und Baia da hineingeraten, ist offenbar die Entführung eines kleinen Mädchens, dessen Überreste die beiden in einem Flugzeugwrack entdeckt hatten. Nun bleibt zu klären, wie die verwickelte Lage rund um den Flugzeugabsturz enstanden ist und wer in dieser Situation das beste Ende erwischt. (adi)

 
Kami Garcia/Mico Suayan/Mike Mayhew et al.: Joker/Harley: Psychogramm des Grauens Joker/Harley: Psychogramm des Grauens (Kami Garcia/Mico Suayan/Mike Mayhew et al., Panini 2024, 316 S., SC, farbig)
Über verschiedene Arten von Killern erfährt man in diesem dicken, spannenden Buch einiges: Da gibt es welche, die zur Zeit ihrer mörderischen Taten nicht schuldfähig sind, weil ihre Wahrnehmung gestört ist. Und es gibt welche, die ihre Mordlust nach einem detaillierten Plan ausleben, ohne von Wahnvorstellungen geleitet zu sein. So erklärt es die Profilerin Dr. Harley Quinn (d.i. Harleen Quinzel) ihren Studierenden und KollegInnen. Zur letzten Sorte gehört jene Variante des Jokers, die in dieser gruseligen Erzählung ihre Opfer kunstbewusst hin- und herrichtet. Harley gesteht ihm angesichts der Tatorte eine hohe Intelligenz zu. Die Polizei kriegt ihn nicht zu fassen. Einen großen Teil ihrer eigenen Motivation, den Joker zu Fall zu bringen, bezieht sie aus dem Mord an ihrer Freundin Edie, die sie eines Tages mit lächelndem Gesicht tot in der Badewanne fand, lächelnd, so wie für Joker-Morde kennzeichnend, aber in einer Einzelheit doch grundverschieden. Harley beginnt ihre Ermittlungen nochmals beim ersten Opfer, bei Mick Kelly, der seinen Sohn John oft misshandelte. – Wer sich schon immer gefragt hat, warum der Joker so menschenverachtend auftritt, der erhält mit dieser untypischen Erzählung aus einem alternativem Gotham in realistischer Darstellung eine allemal hinreichend gute Erklärung. (adi)

 
Olivier TaDuc/Xann: XIII Trilogy 1: Jones 1 - Azurschwarz XIII Trilogy 1: Jones 1 - Azurschwarz (Olivier TaDuc/Yann, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Endlich einmal wieder ein klassischer Abenteuercomic in altvertrautem Albumformat: Die actiongeladenen Abenteuer des Agenten XIII finden ein Prequel in diesem Ableger zur ursprünglichen Serie, der sich der Frühzeit einer der immer wieder rettend eingreifenden Figuren annimmt, der späteren Major Jones. Hier aber ist sie noch Unterleutnant Jones und befindet sich in der harten Ausbildung zur Testpilotin, wobei sie es mit Hauptmann Melvin McKaa zu tun bekommt, einem vorgeblich harten Hund. Noch ist unklar, ob ihr das Sorgen machen muss, aber auf jeden Fall schaffen das die Leute vom FBI, die bei ihr auftauchen und vom Ausbruch ihres Bruders Marcus erzählen. So wie die Astronauten der Apollo XIII sich mit Klebeband und Schläuchen aus der Patsche halfen, worauf die Autoren gleich auf Seite 1 erinnern, so schafft es auch Marcus durch eine geschickte Bastelarbeit aus dem Knast zu entkommen. Das allein schlägt dem FBI aber nicht so sehr auf den Magen, wie vielmehr der Umstand, dass in seinem Gefolge auch zwei Aktivisten der "Red Power Warriors" fliehen konnten. – Auf die LeserInnen warten sich parallel entwickelnde Erzählstränge, von deren womöglich glücklicher Fortsetzung sich noch nichts erkennen lässt. Es bleibt also spannend. (adi)

 
Geoff Johns/Torsten Sträter/Jason Fabok/Ingo Römling et al.: Der Drachenritter am Artushof Joker: The World (Geoff Johns/Torsten Sträter/Jason Fabok/Ingo Römling et al., Panini 2024, 172 S., SC, farbig)
Rund um den Start des neuen Joker-Films mit Lady Gaga im Oktober zeigt auch die Comic-Branche, was sie an dieser Figur eines Superschurken hat, der von sich selbst als unbezwingbarer Killerclown überzeugt ist. Dass ihm immer noch genügend Büttel zur Hand gehen, obwohl sie doch wissen müssten, dass er sie bei irgendeinem Unbehagen eiskalt abservieren könnte, zeugt von der Faszination, die er überall zu genießen imstande ist. In der ganzen Welt hat er seine Fans, wovon dieser Band zwölfmal einen Beleg abliefert, indem Autoren aus zwölf Ländern, von den USA über Argentinien und Südkorea bis Polen, Geschichten über ihn aufzuzeichnen wissen. Aus Deutschland sind keine geringeren als Torsten Sträter und Ingo Römling dabei, einen der besten Beiträge zu diesem Band beizusteuern. Dazu schicken sie den grünhaarigen Soziopathen nach Deutschland, wo er erst einmal das fehlende Tempolimit auf der Autobahn genießt. Sein Ziel ist Professor Schropottneck, der Meteorologe, der ihm helfen soll, Gotham wegzupusten. Doch die Autokorektur spielt ihre Streiche und nimmt das Metal-Festival in Wacken ins Visier. Wacken versinkt im Schlamm. Laut Torsten ist der Joker daran Schuld. (adi)

 
Emanuele Arioli/Emiliano Tanzillo: Der Drachenritter am Artushof Der Drachenritter am Artushof (Emanuele Arioli/Emiliano Tanzillo, Carlsen 2024, 104 S., HC, farbig)
Im 13. Jahrhundert war der Roman "Ségurant, der Drachenritter" in Frankreich, Italien, Spanien weit verbreitet, geriet dann aber in Vergessenheit und blieb nur weit verstreut in Teilen erhalten. Es wurde Aufgabe einer wahren Forscherseele, des Paläographen Emanuele Arioli, aus den Puzzleteilen, die er in 28 Schriftstücken in Europa und den USA fand, im Laufe von zehn Jahren eine vollständige Fassung des Romans zu rekonstruieren. – Ségurant, dessen Name uns an Sigurd, den Drachentöter erinnert, wird in der Comic-Adaption dieses wiederhergestellten Romans Sivar genannt. Er ist Sohn von Lilith, einer Seiðkona, einer Zauberin, und macht sich auf, über seine Herkunft mehr zu erfahren. Die Suche führt ihn an den Hof von König Artus, zu dessen Tafelrunde er vorzudringen versucht. – Aus finsteren Gründen ist Morgane, Artus' Halbschwester, sowohl am Zauberer Merlin, als auch an Sivar sehr interessiert. Das führt dazu, dass dieser alles verliert, was ihm lieb ist. Aber er ist beim Lanzenstechen erfolgreich und begegnet dort erstmals dem Drachen, dem er nun folgt. Der abenteuerliche Weg stellt ihn und seine beiden Gefährten vor schwierige Aufgaben, sogar auf einem Schachbrett. (adi)

 
Baru: Bella Ciao (tre) Bella Ciao (tre) (Baru, Edition 52 2024, 136 S., SC, farbig)
Wenn man dringend Arbeitskräfte braucht, dann sind Arbeitsmigranten hochwillkommen. Das war bei uns seit 1955 so, als der Bedarf unter anderem in Industrie und Bergbau zu Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Marokko, Portugal und anderen Ländern führte. Allein vier Millionen Italiener kamen nach Deutschland. Auch Frankreich suchte Arbeitsmigranten, man wollte 200.000 italienische Arbeiter aufnehmen. Das klappte nicht, die italienische beschwerte sich, was dann zu einem Nebeneinander von legaler und illegaler Migration führte. Baru beschreibt wie in den beiden vorangegangenen Bänden "Bella Ciao (uno)" und "Bella Ciao (due)" in mehreren Episoden die Situation der Italiener in Frankreich, berichtet von ihren Eigenheiten, von ihrem abenteuerlichen Weg hin in die fremde Arbeitswelt. Beeindruckend ist unter anderem die Geschichte von Francesco Nardi, der 1947 mit nichts als einem Hemd auf dem Leib und den 22.000 Lire aufbrach, die er durch eine Hypothek auf sein mütterliches Haus erhielt. Das Geld kassiert sein Schlepper, der die Route nach Frankreich kennt. Nur mit dem Hemd bekleidet muss er dazu durch die Kälte in 2.500 m Höhe. Das schreckt ihn keinen Moment. (adi)

 
René Lehner/Bernd Natke/Kim Schmidt et al.: Graphica 7 Graphica 7 (René Lehner/Bernd Natke/Kim Schmidt et al, Wiele Verlag 2024, 32 S., Heft, farbig)
Die Sommerpause ist vorbei, das neue, das siebte Graphica-Heft ist wie vom Verlag versprochen jetzt erhältlich. Darin geht die Liebesgeschichte von Don Caneloni und Lilly Laola einem vielleicht guten Ende entgegen. Im Weiteren hat uns Natke sechs Erlebnisse von Klärchen, der kleinen Klimakleberin, humorvoll aufgezeichnet. Kristina Stroh steuert einen Beitrag über die peinliche Befragung von Mike bei, der gerne mit Peggy und ihrer Gang in seinem offenen Wagen vor aller neidischen Augen um den Block fahren möchte. Ein für Hans von Dratt wenig schmeichelhaftes Abenteuer, in dem sich der "Held" von einem Esel aus der Patsche helfen lassen muss, hat Peter Schaaff zu Papier gebracht. Neu im Team der Graphica-Zeichner ist der Könner Kim Schmidt, der zwei Onepager von "Leo & Theo" beisteuert. Und schließlich beschreibt Andreas Alt in "Daphne erstarrt" seine Begegnung mit eben jener Daphne, die ihm einen gewissen Glauben abverlangt. Sie erstarrt hier aber noch nicht. "Capt'n Crazy" von Matthias Schäfer beschließt das Heft, für dessen bunte Mischung eine Fortsetzung noch davon abhängt, ob der Verlag genug Abonnenten findet. (adi)

 
Bill Finger/Bob Kane/Jerry Robinson/Dick Sprang et al.: Joker Anthologie - Die größten Schurkenstücke des Verbrecherclowns Joker Anthologie - Die größten Schurkenstücke des Verbrecherclowns (Bill Finger/Bob Kane/Jerry Robinson/Dick Sprang et al., Panini 2024, 372 S., HC, farbig)
Der Entwicklung des Jokers als Comicfigur, die sich anfangs dem Zugriff durch Batman und "Robin, dem Wunderknaben" mit Schlangenpillen, Wasserschlauch und Betäubungsgas widersetzt, bis hin zum Psychopathen, dem als Arthur Fleck eine gespaltene Persönlichkeit nachgesagt wird, ist lang, über 80 Jahre lang. Die Erzählkünste der Autoren seiner Auftritte als schurkischer Verbrecher liefern einerseits kindlich-hanebüchene Plots, aber auch psychologisch-komplexe Charakterstudien einer nahezu zu bedauernden Seele. Die 1940 begonnene Entwicklung der Joker-Geschichten bis in die heutige Zeit, hier also bis hin zu einer kurzen Erzählung aus "Mann, der nicht mehr lacht", lässt sich mit der nun vorliegenen "Anthologie", die man womöglich treffender mit "History" betiteln könnte, gut nachvollziehen. Untrennbar verknüpft mit dem Werden der Jokerfigur ist selbstredend die Figur der Harley Quinn, auf deren erstes Auftauchen die LeserInnen in diesem mit erklärenden Zwischenseiten angereicherten Buch warten müssen. Beachtlich ist jedenfalls die Entwicklung und die Vielgestaltigkeit des zeichnerischen Könnens, die in dieser Gesamtschau deutlich wird. (adi)

 
Maren und Ahmadjan Amini: Ahmadjan und der Wiedehopf Ahmadjan und der Wiedehopf (Maren und Ahmadjan Amini, Carlsen 2024, 240 S., HC, farbig)
Von tausend Vögeln, die, angeführt durch den Wiedehopf, den weisesten Vogel Simurgh erreichen wollen, kommen nur dreißig ans Ziel. Diese Erzählung, die vom sufistischen Dichter Fariduddin Attar stammt, führt die Vögel auf einer beschwerlichen und gefährlichen Reise durch sieben, sinnbildlich zu verstehende Täler letztlich zu einem Erkenne-dich.selbst. – Als ihr Vater Ahmadjan tausend Vögel malt, kommt seiner Tochter Maren der Gedanke, die Erlebnisse ihres Vaters zusammen mit ihm und verwoben mit der Erzählung von den Vögeln zeichnerisch festzuhalten. Die 2023 mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgezeichnete Lebensgeschichte ihres Vaters nimmt die LeserInnen mit durch die Wechselfälle seiner Suche nach einem zufriedenstellenden Erreichen seiner Wünsche. Dabei werden sowohl die politischen als auch die kulturellen Hintergründe einer Welt zwischen einem Dorf im Pandschschir-Tal und Hamburg deutlich. Das Pflichtgefühl und die Beharrlichkeit, mit der Ahmadjan zwischen den jeweiligen Tälern seines Lebens vorwärtsstrebt, fordern unser Erstaunen oder Respekt. Wer wollte schon freiwillig mit einem alten Pferd wochenlang über die hohen Berge Afghanistan ziehen? (adi)

 
Victor Mora/José Cardona: Sigma-Gigantic - Integral 1 Sigma-Gigantic - Integral 1 (Victor Mora/José Cardona, Kult Comics 2024, 212 S., HC, farbig)
Eine weitere Comicserie aus den Zeiten des ersten ZACK wird dem Vergessen entrissen: Der große, aber lenkbare Asteroid "Sigma-Gigantic" flog 1979/80 durch das beliebte Comicmagazin und war wie "Turi und Tolk" und "Kai Falke" eine Eigenproduktion von ZACK. Die beiden Hauptfiguren, der Zoologe Dr. Bruno Castorp und Mireia erforschen fremde Welten wie vordem Valerian und Veronique. Bruno und Mireia stehen einerseits die beiden Roboter Goliath und Piccolo zur Seite, ein unterschiedlich begabtes Pärchen wie von R2-D2 und C-3PO bekannt, und andererseits kümmert sich Mireias Großvater, Professor Glavius, als Leiter der ganzen Unternehmung, um das Wohl und Wehe der Weltraumabenteurer. Schon kurz nachdem sich Bruno und Mireia kennengelernt haben, lernen die LeserInnen Pluvia-Saurier, Vampirgorillas vom Mars und Kralle kennen. Dieser gerissene Weltraumpirat krallt sich kurz darauf Bruno und Mireia, um sich ganz Sigma-Gigantic unter den Nagel zu reißen. – Aus den fünf SciFi-Geschichten, die in diesem ersten Sammelbands sorgfältig nachgedruckt wurden, sticht "Titanen des Weltraums" insofern hervor, als hier sowohl ein Schwarzes Loch, als auch eine Armada titanischer Roboter zur Gefahr werden. (adi)

 
Matthew Rosenberg/Carmine Di Giandomenico/Francesco Francavilla: Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 3: Die Schlacht der Joker Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 3: Die Schlacht der Joker (Matthew Rosenberg/Carmine Di Giandomenico/Francesco Francavilla, Panini 2024, 116 S., SC, farbig)
Der offenbar "richtige" Joker ist zurück in Gotham, nachdem es ihm in Los Angeles zu langweilig geworden war. Im vorherigen Band der aus zwölf Kapiteln bestehenden Joker1-gegen-Joker2-Geschchichte war es schon soweit gekommen, dass die beiden Joker mit den von ihnen angeheuerten Schergen jeden Moment übereinander herzufallen drohten. Nun rasen die Kontrahenten wie zwei Güterzüge ungebremst aufeinander zu. – Hauptaufgabe dieses finalen Bandes über eine ungewöhnliche Gegnerschaft ist natürlich die Klärung der Tatsache, wie dem einen überhaupt ein anderer Joker gegenüberstehen konnte. Man ahnt, dass der Joker an seiner Verdoppelung mit seiner kaltblütigen aber eben auch leichtfertigen Art vielleicht selbst schuld ist. Zwar kommt er zu der Einsicht "Die Welt hat bereits Angst vor mir. Zwei von mir sind einfach nur dumm" und dennoch kostet es ihn und auch Red Hood (d.i. Jason Todd) und den Heldinnen Manhunter (d.i. Kate Spencer) und Ravager (d.i. Rose Wilson) enormen Einsatz, alles wieder in die uns gewohnte, irre Ordnung zu bringen. (adi)

 
Francisco Ibáñez: Clever & Smart Sonderband 21: Frisch gedopt geht alles besser! Clever & Smart Sonderband 21: Frisch gedopt geht alles besser! (Francisco Ibáñez, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Das Thema Doping bleibt trotz aller Kontrollen und vorbeugenden Maßnahmen auf der Tagesordnung des Sports. Man denke derzeit nur an die diesbezüglichen und kuriosen Entscheidungen bei den olympischen Wettkämpfen oder beim Tennis. Dass sich auch der geniale Humorzeichner Francisco Ibáñez an dem Sujet abarbeitet, sieht man in diesem Album. Natürlich nimmt er sich des Themas wie gewohnt lustvoll scherzend an. So schickt er die beiden leidgeprüften und schmerzgewohnten Agenten des T.I.A., des Trans-Internationalen Agentenrings, wieder einmal hinaus in eine für sie hinterhältige Welt. Der kahlköpfige Verwandlungskünstler Fred Clever und sein vorgesetzter, zweihaariger Jeff Smart lassen im Auftrag vom Boss Mister L keine Falle aus, in die man bei der Jagd nach Dopingsündern tappen kann. Umgehend erkennen die beiden Flachpiepen an vielen Orten Doping-Verdachtsfälle, die sich zu ihrem Unglück aber stets in Wohlgefallen auflösen. Mit untauglichen Mitteln versuchen die Agenten Blutproben zu nehmen, Dopingmittel zu verbrennen oder gedopte Radfahrer zu überführen. Zumindest die LeserInnen haben daran ihren Spaß, die beiden unverwüstlichen Agenten zu unserer Schadenfreude wohl nicht. (adi)

 
Antonio Segura/Jordi Bernet: Kraken Kraken (Antonio Segura/Jordi Bernet, Kult Comics 2024, 184 S., HC, schwarzweiß)
Dreizehntausend Kilometer Kanalisation sind unter der Großstadt Metropol zu überwachen, ein dreckiger Job für die Untergrundsaktionsgruppe UAG, die dort unten sowohl Kriminelle, aber noch viel mehr den Kraken zu fürchten hat. Leutnant Dante, ein tougher ud erfahrener Anführer der UAG, beschreibt den Kraken als "glitschiges Biest". Es soll aus den Abfällen, der Fäulnis, den Chemikalien entstanden sein, die man aus Metropol in den Untergrund leitet. Und als wäre die Bekämpfung dieses gierigen Schauerwesens nicht schon nervenaufreibend und gefährlich genug, so kommen Dante und seinen Leuten auch noch üble Verbrecher in die Quere, die sich in den Untergrundkanälen verstecken. – Die in den Jahren 1983 bis 1987 in den beiden spanischen Zeitschriften "Metropol" und "Zona 84" veröffentlichten Episoden ergehen sich in ihren Schilderungen von Grusel, Gewalt und Grausamkeiten, gerade auch gegen Frauen, frei auf dem Feld von Phantastereien, wie sie zu einer solchen dunklen, stinkenden Umgebung passen könnten. So muss Dante sowohl Exorzisten, Leichenschändern, schießwilligen Kollegen, als auch grausamen Schurken durch die Abwässer folgen. (adi)

 
Joshua Williamson/Simone Di Meo/Mikel Janín/Nikola Cizmesija: Batman und Robin 1: Vater und Sohn Batman und Robin 1: Vater und Sohn (Joshua Williamson/Simone Di Meo/Mikel Janín/Nikola Cizmesija, Panini 2024, 172 S., SC, farbig)
Batman: "Lass Robin runter, Langstrom, sofort." Man-Bat (d.i. Kirk Langstrom): "Nenn mich nicht so. Dieser willensschwache Hohlkopf ist fort. Ich bin nur Bat." Batman: "Spielt keine Rolle, wie du dich nennst. Was immer du planst, ich werde dem ein Ende bereiten." Dieser Dialog zwischen den alten Kontrahenten, von dem Man-Bat bereits tot geglaubt, dank genügend Chemikalien aber wieder auferstanden ist, kommt zustande, nachdem Batman mit White Rabbit (d.i. Jaine Hudson) durch das übliche Oberlichtfenster zum Tatort durchgebrochen ist. Es geht immerhin darum, seinen Sohn Damian, das Kind aus seiner Beziehung zu Talia al Ghul, aus den Klauen einiger Tiersuperschurken (Orca, Croc, Man-Bat, Fox, Vulture) zu befreien. – Das Verhältnis von Batman zu seinem Sohn und dessen Unwillen, die Schule zu besuchen, ist eines der Dreh- und Angelpunkte dieser neuen Serie. Zum anderen geht es um die Entführung von Dr. Kafira, der es in der Forschung zur DNS-Sequenzierung so weit gebracht hat, dass es die Tierschurken offenbar interessiert. Und dann kommt noch eine neue Schurkin auf den Plan, Shush, eine bandagierte Frau mit schlechten Absichten, zu deren unbandagierter Natur Damian einen Verdacht hegt. (adi)

 
Raoul Cauvin/Daniel Kox: Dein Freund und Helfer (Integral) 1: Immer im Dienst Dein Freund und Helfer (Integral) 1: Immer im Dienst (Raoul Cauvin/Daniel Kox, Kult Comics 2024, 244 S., HC, farbig)
Recht schnell bekommt es der Wachtmeister 212 mit jenem älteren Herrn zu tun, der immer wieder versucht, sich das Leben zu nehmen. Dessen Anstrengungen hinterlassen auch an unserem wohlbeleibten und immer dienstbereiten Polizeibeamten ihre Spuren, da er selbst in gefahrvollen Situationen alles daransetzt, den Lebensmüden zu retten. Zudem machen ein Betrunkener und permanent Kommissar Keller, sein Vorgesetzter, dem braven Ordnungshüter das Leben schwer. Was ihn hingegen glücklich macht, das ist, jemandem einen Strafzettel zu verpassen oder, besser noch, gleich mehrere auf einmal. – In diesem Band sind die ersten fünf Alben der Serie versammelt. In seinem redaktionellen Teil werden unter anderem die anfänglichen Schwierigkeiten beschrieben, bis sich die Funnys mit dem wachsamen Wachtmeisters im belgischen Magazin "Spirou" als eine der beliebtesten Comicreihen durchsetzten. Der in "Spirou" als Arthur Delfouille bekannte Polizist erlebte dort immerhin so viel, dass damit seit 1975 bis heute dreißig Alben gefüllt werden konnten. Nach fast fünfzig Jahren an Veröffentlichung der meist zwei- bis vierseitigen Episoden erfreut nun die Neufassung der Anfänge eines Klassikers. (adi)

 
Vincent Zabus/Nicoby/Jostein Gaarder: Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie 2: Bis heute Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie 2: Bis heute (Vincent Zabus/Nicoby/Jostein Gaarder, Hanser 2023, 264 S., HC, farbig)
"Es kann einen schon frustrieren, eine Comicfigur zu sein, aber hat man es einmal akzeptiert, hat es etwas Befreiendes. Sein spezifisches Potenzial voll auszuschöpfen! Herrlich." So erfährt und erklärt Sofie Amundsen, die jugendliche Hauptfigur dieser Erzählung, an einer großen Sprechblase hängend ihre Freiheit im Sinne Spinozas, der diejenigen als frei ansieht, die ihre vorhandenen Möglichkeiten entwickelt haben. Des Öfteren spielt der Autor in den eingängigen Erklärungen zu den Lehren berühmter Philosophen auf die Comicform dieser Adaption an, in der auch seine Tochter Hilde eine Rolle spielt. – Anschaulich werden unter anderem die Arbeiten von Immanuel Kant auf den Punkt gebracht, hier mit Hilfe von Sofies Mutter. Sonst wird Sofie vom Philosophielehrer Alberto Knox unterrichtet, der schon im ersten Band ab dem Thema Christentum in der griechisch-römische Welt an ihrer Seite steht. Die beiden begeben sich anschließend in die Welt der Romantik und dann zu den Erkenntnissen von Marx, Darwin, Freud bis hin zu den Existenzialisten. Dabei werden Bezüge zur Gegenwart und zu den LeserInnen hergestellt. Zu diesem Zweck erkennt sich Hilde als stellvertretend für die Zielgruppe dieses Buchs. Gern will sie Sofie dabei helfen, den sie begrenzenden Comicpanels zu entkommen. Aber kann (oder sollte) eine Flucht aus einem Comic in die weite Welt überhaupt gelingen? (adi)

 
Jose Luis Munuera/Béka: Rostige Herzen 2: Inspiration Rostige Herzen 2: Inspiration (Jose Luis Munuera/Béka, Carlsen 2024, 72 S., HC, farbig)
Eva und ihr Hund Jesper müssen sich mit Einbrüchen und Diebstählen durchs Leben schlagen, seitdem ihre Eltern durch mechanische Menschen ermordet wurden. Zwar sollten das die Asimov'schen Robotergesetze verhindern, aber über die setzt man sich bei Militärdrohnen und anderer Kampfrobotik ja auch hinweg. Und um einen Kampf geht es Halpha, dem Plantagenbesitzer und Auftraggeber der beiden mordenden Roboter schließlich auch. Er möchte alles beseitigen, was die mechanischen Menschen an Kreativem entwickeln und derart kreative Roboter vernichten. Mit dem Auftauchen künstlicher Kreativität sieht er den Untergang der Menschheit kommen ("Ein Roboter [...] soll nicht kreieren! Ein Roboter soll gehorchen!"). Er lässt seine Handlanger nach Weldon suchen, einem bücherschreibenden Roboter. Die Druckerin Malou macht sich verdächtig, weil sie öfter Tinte und Papier kauft. Auch Eva gerät in Gefahr, weil sie das letzte Examplar eines Buches von Weldon nicht hergeben will. Halpha überlässt es der "Inspiration" seines Mordroboters, was er mit Eva macht, womit er von diesem Gerät dann doch auch selbst eine Form von Kreativität erwartet. (adi)

 
Tom King/Daniel Sampere: Wonder Woman 1: Die Rebellin Wonder Woman 1: Die Rebellin (Tom King/Daniel Sampere, Panini 2024, 180 S., SC, farbig)
In der Einleitung, die den Rahmen für die Story schafft, erfährt man, dass es neben dem Lasso der Wahrheit noch zwei weitere Lassos gibt. Trinity, das ist Lizzy, die Tochter von Diana Prince (Wonder Woman), trägt sie alle. Eines davon ist das Lasso der Lügen, mit dem man jemanden so beeinflussen kann, dass dieser einem jede Unwahrheit für bare Münze nimmt. Das lässt an gewisse PolitikerInnen denken, die so etwas wie Lügenlassos sind. Und noch eine zweite Parallele zu typisch politischer Reaktion drängt sich beim Lesen dieses neuen Wonder-Woman-Bandes auf: weil eine einzelne Amazone in einer Kneipe unter machistischen Männern gewütet hat, geraten gleich alle Amazonen unter Generalverdacht des Männermordens, des geplanten Männlichkeitsvernichtens. Die Amazonen werden per Gesetz aus den USA ausgewiesen. Wonder Woman lehnt sich dagegen auf. Um auch sie zu entfernen, setzen die Behörden Sargent Steel samt Armee gegen sie ein, was dem Heer nur Verluste und zerschmetterte Abrams-Panzer à 55 Tonnen einbringt. Doch ist es gar nicht Steel oder der US-Präsident, der hinter allem steckt, sondern ein verdeckt arbeitender. faschistoider Souverän, der Trinity rückblickend in den blauen Textkästen alles genau erzählt. Ist er der König von Amerika? Nein, Danke. (adi)

 
Tom King/Rafael De Latorre/Stevan Subic: Der Pinguin 1: Auferstanden von den Toten Der Pinguin 1: Auferstanden von den Toten (Tom King/Rafael De Latorre/Stevan Subic, Panini 2024, 180 S., SC, farbig)
Mit seinem Zylinder, der ihn größer erscheinen lässt, mit seinem Regenschirm, der es in sich hat, mit seinem Frack, dem watschelnden Gang und seiner langen, spitzen Nase, die Oswald Cobblepot den Ganovennamen Pinguin einbrachten, so wird diesem Superschurken erstmalig eine eigene Serie bravourös geschrieben und gezeichnet, obwohl man diesen schrägen Vogel schon totglaubte. Doch jetzt lebt er in Metropolis, als harmloser Blumenhändler samt Freundin Rita Wells. Die Behörden überwachen ihn. Agentin Nuri Espinoza erschießt erst einmal seinen Vogel. Sie setzt sich hart durch. Sie erpresst Oswald. Sie will ihn zurück nach Gotham, zurück in seine alte Funktion als Gangsterkönig und Gegenspieler Batmans. Oswald scheint sich in der nun aufgezwungenen Rolle nicht unwohl zu fühlen, sondern beginnt umgehend in seiner brutalen, unwiderstehlichen Art einen Helfer und mehrere "Schergen" an sich zu binden, die Force of July, seine kleine Armee, mit der er sich in Gotham durchsetzen will. Doch was hier wie die klassische Sammlung von Mitkämpfern à la 'Die sieben Samurai' beginnt, nimmt eine überraschende Entwicklung, als er auf Lisa St. Claire trifft, seine überaus gewiefte Ex. (adi)

 
Olaf Brill/Michael Vogt: Der kleine Perry 2: Im Reich der 42 Welten Der kleine Perry 2: Im Reich der 42 Welten (Olaf Brill/Michael Vogt, Carlsen 2024, 96 S., HC, farbig)
Mit einem Doppel-Raumschiff durchkreuzen hier die aus den "Perry Rhodan"-Heften bekannten Weltraumhelden und Mutanten das All. In dieser Serie entsprechen Perry, Thora, Gucky, Crest, Bully und die anderen zwar den Figuren in der SciFi-Romanvorlage, sind aber als Kinder dargestellt. Wegen eines stotternden Hyperantriebs strandet die junge Schar im Wega-System, in dem 42 Planeten herumwirbeln und eine stürmische Gammastrahlung ihr Raumschiff in Gefahr bringt. Es gelingt ihnen die Landung auf einem Wegamond. Dort stellt sich heraus, dass ein ausgebrannter Hyperkristall an den Antriebsproblemen ihres Raumschiffverbunds schuld ist. Perry macht sich mit Thora und Ras Tschubai in der terranischen Stardust auf die Suche nach neuen Hyperkristallen, um ausgebrannte ersetzen zu können. – Die sich an eine junge Leserschaft richtende Abenteuererzählung überträgt die Charaktere der Figuren aus den seit 1961 erscheinenden SciFi-Romanen passend in ein kindliches Umfeld. So zeigt Bully zum Beispiel seinen aufbrausenden Charakter, als ihm losgerüttelte Schrauben von der Raumschiffdecke auf den Kopf fallen. Und es schwebt sogar Icho Tolot, der Haluter, heran, wenn es brenzlig wird. (adi)

 
G. Willow Wilson/Marcio Takara/Guillem March et al.: Poison Ivy 3: Sporen des Schreckens Poison Ivy 3: Sporen des Schreckens (G. Willow Wilson/Marcio Takara/Guillem March et al., Panini 2024, 156 S., SC, farbig)
Auch wenn dieser Band als dritter der Reihe dieser Autorin nummeriert ist, so eignet er sich doch (wie es der Text auf dem Backcover verspricht) tatsächlich gut als Einstiegsband in die vielgestaltige Welt der Öko-Aktivistin Poison Ivy (d.i. Dr. Pamela Lillian Isley). Pam ist nach Gotham zu ihrer Freundin Harley Quinn (d.i. Dr. Harleen Frances Quinzel) zurückgekehrt. Sie wird von Batman (d.i. Bruce Wayne) sogleich ermahnt, keine Verbrechen zu begehen. Das hat sie auch gar nicht vor, sondern sie sucht für sich und Harley, in deren Abstellkammer auch noch Janet Emilia Mitchell wohnt, einen ruhigen Rückzugsort für ihre Zwei- oder Dreisamkeit. Sie findet eine ideal passende Jagdhütte im Sumpf, die unbewohnt zu sein scheint. Doch da kommt ihr der Krokodilmann Killer Croc (d.i. Waylon Jones) in die Quere. Sie einigen sich: Pam erhält die Hütte, wenn sie ein Bauprojekt stoppt, das Waynes Sumpf trockenzulegen droht. – Inhaltlich hält der Band zwar auch eine zarte Dreiecksgeschichte für uns bereit, aber hauptsächlich dreht sich die Story um Gefahren für ökologische Ausgewogenheit, die ausgerechnet auch aus Pams Kampf für deren Erhaltung hervorgehen. Die Lamiasporen und der Floronic Man bleiben für Pam und für Gotham bedrohlich. (adi)

 
Shiro Kuroi: Leviathan 1 Leviathan 1 (Shiro Kuroi, Carlsen 2024, 196 S., Tb., schwarzweiß)
Die Klassenfahrt kommt mitten zwischen Proxima Centauri und der Erde abrupt zum Halten, etwa zwei Lichtjahre vom Fahrtziel entfernt. Es wird gerätselt, ob ein Meteorit oder ob Terroristen ihr Raumschiff so sehr beschädigt haben, dass es hilflos durchs All treibt. Der betreuende Roboter teilt dem Klassenlehrer Senrí Senda mit, dass der noch verfügbare Sauerstoff nur für fünfzig Stunden reicht. Es gibt zwar eine Kälteschlafkapsel, aber darin kann nur eine Person die Zeit überleben, bis Hilfe eintrifft. Die SchülerInnen Futaba Nikaido und Kazuma Ichinose belauschen das Gespräch von Lehrer Senda mit dem Roboter. Der Lehrer will das Wissen um den einzigen Rettungsplatz unbedingt für sich behalten, woraus sich eine tätliche Auseinandersetzung mit Nikaido ergibt. Ichinose führt ein Tagebuch, in das er alle Ereignisse einträgt. – Die spannende SciFi-Erzählung umgibt der Autor mit einer Geschichte von Wrackräubern, die das havarierte Schiff lange Zeit später auf der Suche nach Beute durchstreifen und dabei Ichinoses Tagebuch finden. Sie nehmen an, dass sie also noch eine/n Überlebende/n in dem riesigen Wrack finden werden. Wer wird das sein, wer aus der Klasse wird sich durchgesetzt haben? Bevor die drei Wrackräuber das erfahren, sind von ihnen noch einige Fallstricke zu überwinden. (adi)

 
K. Perkins/Mellow Brown/Fernando Dagnino: Blade Runner Origins 2: Schrott Blade Runner Origins 2: Schrott (K. Perkins/Mellow Brown/Fernando Dagnino, Panini 2024, 122 S., SC, farbig)
Der weißhaarige Ex-Detective auf dem Titelbild ist Cal Moreaux. Hinter ihm steht rechts im Hintergrund Asa, ein Nexus-5-Replikant, in den die führende Wissenschaftlerin des roboterbauenden Tyrell-Konzerns, Lydia Kine, vor ihrem Tod ihr Bewusstsein hineingeladen hat, wie der vorherige Origins-Band erzählt. Cal soll den angeblichen Selbstmord von Lydia untersuchen, aber auch einen eigensinnigen Replikanten ausschalten, ein gefährlich werdendes Nexus-5-Exemplar. Dazu wird auf Cal von der Tyrell-Managerin Ilora "Ilchen" Stahl großer Druck ausgeübt, schnell zum Erfolg beim Ausschalten des außer Kontrolle geratenen Replikanten zu kommen, durch den brave Haushaltsroboter zu gewalttätigen Maschinen mit existenziellen Fragen werden. Die wie Cal ebenfalls kurz- und hellhaarige Ilora tritt zwar engelhaft weiß gekleidet auf, droht jedoch ganze Stadtteile niederzubrennen, wenn Cal versagt. – Die AutorInnen dieser Blade-Runner-Vorgeschichte entwickeln grafisch interessante Treppenhausszenen und schicken ihre humanoiden Roboter in kraftvolle Auseinandersetzungen, bei denen sowohl horizontal als auch vertikal Mauern und Decken anstrengungslos durchbrochen werden. Cal wird's hoffentlich überleben. (adi)

 
Yves Sente/Laurent Verron: Mademoiselle J. 2 - 1945: Bis ans Ende der Welt Mademoiselle J. 2 - 1945: Bis ans Ende der Welt (Yves Sente/Laurent Verron, Carlsen 2024, 64 S., SC, farbig)
Onkel Paul erzählt den wissbegierigen Kindern, wie es mit der Journalistin Mademoiselle J. (d.i. Juliette de Sainteloi) weiterging, nachdem die deutsche Armee im Juni 1940 in Paris einrückte. Im vorangegangenen Band '1938: Ich werde niemals heiraten' konnte die herzkranke Juliette einer betrügerischen Heirat entgehen. Jetzt beobachtet sie mit ihrer Freundin Lea Vollak den Einmarsch der deutschen Truppen. Die jüdische Familie Vollak glaubt sich nicht in Gefahr, nimmt die Gerüchte der Massendeportation von Juden nicht ernst. Doch 1942 ist es soweit. Man transportiert Familie Vollak in die Lager nach Auschwitz und Majdanek. Im August 1944 wird Paris befreit, im Januar 1945 das KZ Auschwitz. Juliette hofft darauf, dass Lea und ihre Familie nun nach Paris zurückkehren. Doch die Vollaks bleiben verschwunden. Juliette will sie finden und Leas Spur "bis ans Ende der Welt" folgen. – Eingekleidet in eine unaufgeregte Rahmenhandlung wirkt die Geschichte dankenswerterweise und gekonnt Nazi-Geschichtsvergessenheit entgegen. Spirou bzw. Ptirou kommt in der Erzählung eine Rolle am Rande zu, die entspannende Momente in diesem Drama liefert, welches sich nicht in einem plumpen Gut-gegen-Böse verliert, sondern die Vielfalt menschlichen Verhaltens deutlich macht. (adi)

 
Matthew Rosenberg/Ryan Cady/Carmine Di Giandomenico et al.: Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 2: Leben und Sterben in Gotham Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 2: Leben und Sterben in Gotham (Matthew Rosenberg/Ryan Cady/Carmine Di Giandomenico et al., Panini 2024, 140 S., SC, farbig)
Das im ersten Band des nichtmehrlachenen Jokers begonnene Konzept, der Hauptgeschichte über den um seine Einzigartigkeit kämpfenden Joker spaßige Kurzgeschichten anzufügen, findet ihre Fortsetzung. Da erfährt man, dass der Joker einen Zwillingbruder namens Ralph hat, dass der Joker verrückterweise auf Man-Bat (d.i. Dr. Kirk Langstrom) reiten wollte, dass nunmehr Ralph Superman an die rote Wäsche gehen soll, dass der Joker als Präsidentschaftskandidat "Babys schütteln und Hände küssen" soll, dass man mit einem Gehirnwellenleser alls guten Menschen beseitigen kann und dergleichen Übeltaten mehr, wie sie zu einem wahren Joker passen. Und damit kommt man zur Hauptfrage dieses gut gezeichneten Fortsetzungsbandes, wer sich als wahrer Joker durchsetzen kann. Noch bemüht sich der vermutlich echte Joker aus Los Angeles herauszukommen, um den Fake-Joker in Gotham City zu vertreiben. Doch schon auf dem Weg zum Flughafen kommt ihm Manhunter (d.i. Kate Spencer) in die Quere. Und in Gotham hilft Solomon Grundy (d.i. Cyrus Gold) dem Gegen-Joker wieder auf die Beine. Es bahnt sich eine entscheidende Auseinandersetzung an. (adi)

 
Henri Vernes/André Taymans: Don 1: Palomita Paloma Don 1: Palomita Paloma (Henri Vernes/André Taymans, Schreiber & Leser 2023, 48 S., HC, farbig)
Der Titelheld John "Don" King (d.i. Giovanni Mazzini), ein Abenteurer mit Mafia-Verwandtschaft, der auf eigene Rechnung arbeitet, übernimmt im Land Paloma gezwungenermaßen einen Auftrag des einflussreichen Alberto Liñares. In Paloma versuchen Esperanto-Rebellen die Macht zu übernehmen (wobei selbstverständlich nicht gemeint ist, dass sie sich gegen das gleichnamige Sprachkonstrukt auflehnen, vielmehr heißt der Anführer der Rebellen Carmillo Esperanto). Zu den Rebellen gehört auch Palomita Paloma mit ihrer Halbmaske aus bluroter Seide, die vom Chef der Staatspolizei, Colonel Diaz, als "schön wie der Tag, aber mit einer Seele so schwarz wie die Nacht" beschrieben wird. – Der Autor Henri Vernes (1918-2021) hat über 200 "Bob Morane"-Romane geschrieben, aus denen viele Comic-Adaptionen entstanden. Aus seiner erotisch angehauchten Romanreihe "Don", die in den 1980er Jahren herauskam, hat nun der von "Caroline Baldwin" her bekannte Zeichner André Taymans zum Gedenken an den Autoren einen Comic gemacht, in dem eine sogenannte "hübsche Kleine" (siehe Cover) nicht nur den Erotikpart übernimmt. (adi)

 
Junji Ito: The Liminal Zone 1 The Liminal Zone 1 (Junji Ito, Carlsen 2024, 224 S., HC, schwarzweiß)
Er soll schon über 200 Horrorgeschichten veröffentlicht haben, der Mangaka Junji Ito. Er wird als 'Meister des Horrors', als 'Grusel-Großmeister', als 'Horror-Mangaka' beschrieben, was seinem enormen Einfallsreichtum zuzuschreiben ist. Zwar beklagt Ito im Nachwort dieses Buches, dass ihm zusehends die Ideen ausbleiben, doch den hier versammelten vier Horrorgeschichten merkt man das nicht an. Vielmehr liefert seine ausufernd tränenreiche Erzählung über Trauerfrauen, die wie andernorts Klageweiber die Verstorbenen beweinen, eine sehr phantasievolle Aussicht auf das Thema Totenklage. In der zweiten Erzählung steht einer stellvertretenden Schulleiterin einer Mädchenschule ein finales Erziehungsmittel zur Verfügung, das schon Lots Weib zur Säule erstarren ließ. Auch die dritte Erzählung zeigt die ungewöhnlichen erzählerischen Fertigkeiten des Autors, indem dieser die Lebensmüden zu einer Art Seelenwäsche in einen Geisterfluss springen lässt. In der vierten Geschichte dieses Bandes wird der Moment des Aufwachens einem jungen Mann zum horrenden Erlebnis. Auf welche seiner Einfälle diese Erzählideen zurückgehen, lässt der Autor im Nachwort deutlich werden. Seine alten Notizbücher spielen dabei eine wichtige Rolle. (adi)

 
Stephanie Phillips/Flaviano/Rico Renzi: Grim 2: Devils & Dust Grim 2: Devils & Dust (Stephanie Phillips/Flaviano/Rico Renzi, Cross Cult 2024, 128 S., HC, farbig)
Schon vom Tod gezeichnet, durch ein rotes Zeichen auf der Stirn kenntlich gemacht, können Soldaten, Verunglückte, Kranke nicht sterben, weil ihnen niemand endgültig den Lebensfaden durchtrennt. Das wäre eigentlich die Aufgabe von Jessica Harrow, aber die dafür nötige Sense wurde ihr gestohlen und befindet sich jetzt bei der Jenseitschefin Adira (siehe auch Grim 1). Nun zerbricht selbst die Schere der Nornen beim Versuch, einen Schicksalsfaden zu zerschneiden. – Mit ihren Gefährten Eddie und Marcel versucht Jessica, aus ihrer sensenlosen Situation herauszukommen. Dass plötzlich alle Menschen um sie herum das Todesmal auf der Stirn tragen, macht deutlich, wie wichtig der Jessica zugedachte Job für die gesamte Menschheit ist. Ihrer Aufgabe als Grim Reaper (d.i. der/die SchnitterIn, der Tod) möchte sie trotzdem nicht nachkommen ("Wählt jemand anderen oder ... lasst abstimmen."). Doch es scheint ihr unausweichliches Schicksal, das aus den Fugen geratene Verhältnis zwischen Himmel und Hölle wieder herzustellen. Dazu soll sie mit Hilfe ihrer Sense acht Höllentore passieren. Aber wie soll ihr das ohne diese Sense gelingen? (adi)

 
Floc'h/Jean-Luc Fromental/José-Louis Bocquet: Blake und Mortimer Spezial 3: Die Kunst des Krieges Blake und Mortimer Spezial 3: Die Kunst des Krieges (Floc'h/Jean-Luc Fromental/José-Louis Bocquet, Carlsen 2024, 128 S., HC, farbig)
Mit dem unangenehmen Titel für diesen dritten Band aus der Reihe besonderer Blake-und-Mortimer-Comics jenseits der Hauptserie nehmen die Autoren Bezug auf das gleichnamige Werk des chinesischen Generals Sunzi (um 544-496 v. Chr.). Eine Ausgabe von Sunzis Buch finden Professor Philip Mortimer und Captain Francis Blake nämlich im Zimmer von ihrem Erzfeind Colonel Olrik. Dieser wurde von der Polizei in New York geschnappt, nachdem er etwas Rätselhaftes in die Horus-Stele im Metropolitan-Museum geritzt hatte. Das FBI entscheidet sich für eine Einweisung von Olrik in eine psychiatrische Klinik, die unter der Leitung von Dr. Rosalind Shapiro steht. Mit Hilfe von Elektroschocks will sie Olrik therapieren. Blake und Mortimer überlegen unterdessen, nicht zuletzt wegen der von Olrik markierten Textstellen in Sunzis Buch, was lediglich Blendwerk und was eigentliches Ziel von Olrik ist. – Grafisch fallen in diesem Band der vergleichsweise einfache, fette Konturstrich und die großflächigen Panel auf, womit sich das Album von seinen Vorgängern deutlich unterscheidet. (adi)

 
Renren Galeno: Sa wala - Für nichts Sa wala - Für nichts (Renren Galeno, Dantes Verlag 2024, 224 S., SC, schwarzweiß)
Man könnte das Tier ein verrücktes Huhn nennen oder einen irren Vogel, aber das beschreibt den Hahn, den der Taxifahrer Anding Faustino nachts auf der Straße aufgreift und mitnimmt, unzureichend. Denn das aggressive Tier scheint weniger irre, als vielmehr gezielt tätig und wehrhaft zu sein. Das musste schon sein Vorbesitzer leidvoll erfahren, aber Anding und seine Familie wissen davon nichts, erschrecken sich nur über die Ansprüche des Vogels ans Futter. Vielmehr können sie sich über die Einnahmen aus den Hahnenkämpfen freuen, die Whitey, wie er nun genannt wird, furios gewinnt. Wie lange kann es mit diesen Erfolgen weiter gehen? Werden sich dank ihm alle Schulden der Familie und das Studium des Sohnes Dandan bezahlen lassen? Wird die kleine Amor jemals wieder eine Katze bekommen? – Die Autorin Renren Galeno greift ein Motiv auf, das man aus einigen Erzählungen oder dem Glücksspiel kennt, wenn es darum geht, rechtzeitig aus einem Erfolgsgang auszusteigen, um später nicht ohne alles dazustehen. Doch so einen Moment scheint es für Anding und Whitey gar nicht zu geben. Der Hahn ist ihr Schicksal. Diabolisch. (adi)

 
Steve Orlando/Sara Pichelli/Lorenzo Tammetta et al.: Scarlet Witch 2: Hexenjägerin Scarlet Witch 2: Hexenjägerin (Steve Orlando/Sara Pichelli/Lorenzo Tammetta et al., Panini 2024, 124 S., SC, farbig)
Die magische Tür im Laden von Darcy Lewis und Wanda Maximoff (d.i. Scarlet Witch) steht weiterhin denjenigen Wesen offen, die sich in ausweglosen Situationen befinden. Mit ihren zauberhaften Kräften springt Wanda diesen Verzweifelten dann bei. Dabei vertraut sie, vielleicht etwas vorschnell, auf die Aufrichtigkeit der Bedrängten und auf die Rechtmäßigkeit ihrer Anliegen. – Wie schon der erste Scarlet-Witch-Band versammelt auch der nun erschienene zweite Band im Wesentlichen für sich allein stehende Erzählungen aus fünf US-Heften, die durch die Hauptfiguren und durch Joseph miteinander verbunden sind. Dieser Joseph erscheint überraschend bei Wanda. An ihm ist merkwürdig, dass er dem Mutanten und X-Men-Feind Magneto ähnelt und wie dieser Metalle verformen und bewegen kann. Zunächst unterstützt Joseph die scharlachrote Hexe, doch die Autoren lassen mehrfach durchblicken, dass im Hintergrund jemand lauert, der es auf Wanda abgesehen hat (dieser Band heißt ja auch 'Hexenjägerin'). Wanda erfüllt derweil nichtahnend ihre Aufgaben, hilft Ganymede, der letzten Überlebenden der Erzschwesternschaft, kümmert sich um einen verstümmelten Bücherfreund und begleitet einen Bergriesen nach Jotunheim, wo sie ein Rededuell zu gewinnen hat. (adi)

 
Irene Marchesini/Carlotta Dicataldo: Rebis - Ein Kind der Natur Rebis - Ein Kind der Natur (Irene Marchesini/Carlotta Dicataldo, Cross Cult 2024, 192 S., SC, farbig)
Geboren als Junge mit Albinismus erlebt Martino zwar mit seinen Geschwistern Lena und Maria ein herzliches Miteinander, aber die abergläubische Nachbarschaft sieht ihn wegen seiner weißen Haar- und Hautfarbe als Unglücksbringer, der Schuld an Missernte und Ausfällen bei den Nutztieren ist. Martinos Vater Girolamo gibt nach einiger Zeit dem Drängen der Leute nach und will den Jungen wegschicken. Um dem zu entgehen, flüchtet sich Martino in den Wald, wo er die allein lebende Viviana aufsucht, die für seine Lage Verständnis zeigt und auch seine Käferlarve betreut. – Dass man diese Geschichte nicht als übliche Erzählung über ein Außenseiterkind versteht, dafür sorgt das Rätselhafte, das die Figur der Viviana mit ihren stets tränenden Augen umgibt, und die Einzelheiten der Entwicklung von Martino zu Rebis, das sich symbolisch in der Metamorphose der Käferlarve wiederfindet (siehe Titelbild). Der Name Rebis (lat. res bina, zwei Dinge) ist eine der Andeutungen in diesem gut gezeichneten Comic, die die Lektüre bereichern. Den LeserInnen wird vermutlich schnell einfallen, an welche zwei Dinge die Autorinnen dabei wohl gedacht haben werden. (adi)

 
Corinna Bechko/Beni R. Lobel: Avatar: Gemeinsam gegen den Tod Avatar: Gemeinsam gegen den Tod (Corinna Bechko/Beni R. Lobel, Panini 2024, 132 S., SC, farbig)
Der originale Titel "Adapt or die" dieser Vorgeschichte zum ersten und außerordentlich erfolgreichen SciFi-Film "Avatar – Aufbruch nach Pandora" lässt nicht gerade auf deren Inhalt schließen. Letztlich ist der Rohstoffhunger einer terranischen Bergbaufirma Auslöser für das Siechtum im Volk der Na'vi und nicht etwa eine mangelnde Anpassung der die Natur respektierenden, indigenen Bevölkerung jenes Mondes Pandora im gut vier Lichtjahre entfernten Doppelsternsystem Alpha Centauri. Auch wenn man Parker Selfridge, dem örtlichen Leiter der wirtschaftlichen Unternehmung, wohl keine Absicht unterstellen kann, so könnten die Folgen des Bergbaus auf Pandora für die Na'vi schrecklich enden. – Wir erinnern uns, dass Jake Sully bei seiner Ankunft auf Pandora bereits auf eine bewährte Avatar-Technik vertrauen konnte. Dr. Grace Augustine nutzte sie schon etwa zehn Jahre vorher, um mit Mo'at, der spirituellen Führerin der Na'vi, durch solche mental gesteuerten, künstlich erzeugten Na'vi-Körper Kontakt halten zu können. Grace setzt sich bei Mo'at dafür ein, zum Aufbau eines verständnisvollen Miteinanders eine Schule für die Na'vi-Kinder einzurichten. Doch dann werden immer mehr dieser Kinder sehr krank. (adi)

 
Thomas Dahms/Alexander Pavlenko: Verwandelt: Franz Kafka - Leben, Lieben, Literatur Verwandelt: Franz Kafka - Leben, Lieben, Literatur (Thomas Dahms/Alexander Pavlenko, Knesebeck 2024, 128 S., HC, farbig)
Der hundertste Todestag von Franz Kafka (1883-1924) ist Anlass, auf Leben und Werk des Prager Schriftstellers einzugehen. Im Radio hört man vielteilige Lesungen von "Der Prozess" (ein Bankangestellter wird vermeintlich grundlos angeklagt) oder "Die Verwandlung" (Gregor Samsa verwandelt sich in ein Insekt). Als Comic sind Kafkas Erzählungen unter anderem in "Gib's auf" von Peter Kuper, "Kafka for Beginners" von David Zane Mairowitz und Robert Crumb, "Das Urteil" von Moritz Stetter oder auch "Agnosia" von Daniel Simon erschienen. In fruchtbarer Ergänzung der Comic-Adaptionen gibt die nun vorliegende Biographie "Verwandelt" einen umfassenden Überblick sowohl über Kafaks Erzählungen und Romane, als auch über seinen Lebensweg. So wird deutlich, in welchen Lebenslagen seine Werke entstanden, aus denen sie jeweils kennzeichnende Textteile in die grafischen Darstellungen eingefügt sind. Der im historischen Comic erfahrene Autor schafft es, die Tragik aus familiären und beruflichen Zwängen einerseits und einem leidenschaftlichen Drang zum Schreiben andererseits deutlich werden zu lassen, was Kafkas Liebesbeziehungen zu wenig Raum ließ. (adi)

 
Eric Arnoux/David Morancho: Sigi 1: Operation Brünnhild Sigi 1: Operation Brünnhild (Eric Arnoux/David Morancho, Schreiber & Leser 2023, 64 S., HC, farbig)
In zeichnerisch beeindruckender Weise nehmen sich die Autoren die 1927 begonnene Weltumrundung von Clärenore Stinnes (1901-1990) zur Vorlage, um eine abenteuerliche Reisegeschichte entstehen zu lassen. Im Unterschied zur zweijährigen Fahrt von Stinnes, beginnen sie die lange Reise nicht in Richtung Osten, sondern im (wilden) Westen. Die Rennfahrerin Sigrid Hassler, genannt Sigi, und ihr Fotograf Sven Lindahl sind wie Stinnes mit einem Adler Standard 6 aufgebrochen, begleitet von einem Lastwagen voller Ersatzteilen. Sie haben sich nicht nur mit technischen Tücken abzuplagen, sondern finden sich auch antideutschen Anfeindungen ausgesetzt, wenngleich Sigi ihre Abneigung gegen die Nazis deutlich macht ("Mir sind die Nazis zuwider, ich will nichts mit ihnen zu tun haben.") Dennoch ziehen im Hintergrund einige Nazis die Strippen, um die angestrebte Weltrekordfahrt von Sigi propagandistisch ausnutzen zu können. Es läuft nicht alles so glatt wie gewünscht (sonst wäre es ja auch kein richtiges Abenteuer). Zu allem Ärger stellt sich auch noch Gunny Cooper, ein US-Veteran aus dem Ersten Weltkrieg, der bisher siegesgewohnten Sigi in den Weg. (adi)

 
Christian Godard/Julio Ribera: Der Vagabund der Unendlichkeit 2: In der Tiefe des Nichts Der Vagabund der Unendlichkeit 2: In der Tiefe des Nichts (Christian Godard/Julio Ribera, Kult Comics 2024, 236 S., HC, farbig)
"Nur der Allmächtige kann uns vereinen, wenn dies sein Wille ist", ruft ihm seine Traumfrau zu. Wie in den ersten vier Erzählungen, die man im vorherigen Sammelband findet, bleibt die nahezu krankhafte Sehnsucht von Axle Munshine nach seiner Shimere der bestimmende Antrieb für Axles Reisen durch Raum, Zeit und Traumwelt. Die/der EternautIn Musky steht ihm dabei unverbrüchlich zur Seite. Der Aufforderung, den Allmächtigen aufzusuchen und ihn um Shimere zu bitten, kommen die beiden Weltraumfahrer mit dem mächtigen Raumschiff Silberdelphin natürlich sogleich nach. Sie treffen auf einen alt gewordenen Alchemisten, der jedenfalls sein Bestes versucht. – Die Darstellung einer wahnwitzig verzerrten Realität, in der Axle und Musky beim nächsten Versuch landen, Shimere zu erreichen, war für die Bundesprüfstelle Anlass, die sechste Geschichte der Serie bei uns von 1987 bis 2012 auf den Index für jugendgefährdende Schriften zu setzen. Mit einem raupenförmigen Verzerr im Nacken taucht Axle in eine erschreckende Naziwelt ein, bei deren Verbilderung die Autoren mit den Grenzen des Erträglichen spielen. Wie gut, dass Musky wie immer rechtzeitig eingreifen kann. (adi)

 
René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer: Graphica 6 Graphica 6 (René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer, Wiele Verlag 2024, 32 S., Heft, farbig)
Das sechste Heft des neuen Magazins mit Comics aus deutschsprachigen Werkstätten kündigt für das siebte Heft, das Ende September nach der Sommerpause erscheinen soll, Beiträge aus drei neuen Quellen an: Peter Schaaf aus Düsseldorf, Kristina Stroh aus Erftstadt und Kim Schmidt aus Güllerup werden den Raum füllen, der durch die mit diesem Heft zu Ende gehenden Serien "MacRogers" und "Gravity" frei wird. Damit setzt der Verlag die Idee fort, den LeserInnen einen möglichst abwechslungsreichen Inhalt vorzulegen. – In diesem Heft erfährt man, ob Don Caneloni seiner angebeteten Lilly Laola als Liebesbeweis das wertvolle Diamantenkollier der Prinzessin Dia beschaffen kann. Die mexikanische Konkurrenz um El Bandido schläft allerdings ganz und gar nicht und auch die holde Lilly ist nicht ohne eigenen Plan. – Als Fortsetzung der sehr persönlichen Erinnerungen in der Graphic Novel "Daphne erstarrt" wird man nach der Sommerpause lesen können, ob die Kunststudentin Daphne irgendein Interesse an ihrem Verehrer entdeckt, der zu mehr führt, als einem gemeinsamen Spaziergang am Fluss. Werden dabei Lateinkenntnisse helfen? Ardua via prima est. (adi)

 
Bill Willingham/Mark Buckingham/Steve Leialoha: Fables - Im tiefen, dunklen Wald 2 Fables: Im tiefen, dunklen Wald 2 (Bill Willingham/Mark Buckingham/Steve Leialoha, Panini 2024, 124 S., SC, farbig)
Da sind sie wieder, die Figuren aus Märchen und Kinderbüchern, die in neuen Rollen im tiefen, dunklen Wald ihre Ruhe oder Machterfüllung suchen. Schneewittchen (Snow White) und der große, böse Wolf (Bigby) haben sich ein neues Zuhause eingerichtet (siehe Band 1), doch Peter Pan mit seiner Sklavin Tinkerbell (Tink, "Glöckchen") stört die familiäre Idylle. Er will seinen Vorstellungen alles im tiefen, dunklen Wald unterwerfen und ist damit nicht der einzige Bewerber um diese Position. Auch der Jagd-Gott Herne und Jack in the Green mischen sich in den Kampf um die Herrschaft ein. Der alte Herne unterschätzt dabei die Fähigkeiten von Tinkerbell. Die wendige und mächtige Fee hält Peter Pan gezwungenermaßen (noch) die Vasallentreue. Bei den unweigerlich kommenden Auseinandersetzungen fühlt sich Peter in seiner magischen Rüstung (siehe Titelbild) und mit seinem Zauberschwert jedenfalls sicher, selbst wenn ihn der große Wolf frisst. – In der gut aufgebauten Erzählung gelangt man sowohl zu überraschenden Ergebnissen, als auch zu einem märchenhaften Ende, wobei Aschenputtels (Cinderella) Vorschlag, Pinocchio zum Präsidenten der USA zu machen, seinen ganz besonderen Reiz entfaltet. (adi)

 
Doug Headline/Luana Vergari/Onofrio Catacchio/Jean Ray: Harry Dickson 1: Mysteras Harry Dickson 1: Mysteras (Doug Headline/Luana Vergari/Onofrio Catacchio/Jean Ray, Schreiber & Leser 2023, 64 S., HC, farbig)
Der belgische Schriftsteller Jean Ray (d.i. Raymundus Joannes de Kremer, 1887-1964) ist Autor von etwa hundert Kriminalromanen, die in den 1930er Jahren unter der Überschrift "Harry Dickson: Le Sherlock Holmes americain" erschienen, wie Text und Abbildungen im Anhang dieses ersten Bands der Comicadaption erläutern. Jean Ray soll für die Serie "60 bis 70 Seiten in einer einzigen Nacht" geschrieben haben. Dass dabei solche komplexen Erzählungen wie "Mysteras" herauskamen, das ist allemal beachtlich. – Die Schriftstellerin Delphina Cruyshank wohnt abgeschirmt von der Außenwelt in der Kuppel eines hohen Turms. Von dort oben kann sie mit dem Fernrohr ins benachbarte Gefängnis hineinsehen, woher sie Einfälle für ihre Romane erhält. Sie beobachtet, dass im Knast ein elektrischer Stuhl aufgebaut wird und erlebt eine Hinrichtung mit. Kurz darauf verschwinden sowohl die Leiche des Hingerichteten, als auch Miss Cruyshank spurlos. So beginnt der mysteriöse Kriminalfall, den Harry Dickson und sein Assistent Tom Wills nun aufzuklären haben. Wie konnte Miss Cruyshank aus dem Turm verschwinden, obwohl der Zugang zur Kuppel offenbar nicht benutzt wurde? (adi)

 
Budjette Tan/KaJo Baldisimo: Trese 1: Mord am Balete Drive Trese 1: Mord am Balete Drive (Budjette Tan/KaJo Baldisimo, Dantes Verlag 2024, 144 S., SC, schwarzweiß)
Sie klärt mysteriöse Todesfälle und Verbrechen dank ihrer Kenntnisse über die örtlichen Dämonen und Dunkelgestalten auf. Beschützt durch zwei durchsetzungsstarke Begleiter, den Kambal, tritt Alexandra Trese das Erbe ihres Großvaters an. Dieser brachte ihr bei, wie man mit den übernatürlichen Wesen umgeht, die sich um uns herum im Verborgenen aufhalten. Alexandra weiß, welche von ihnen nützlich oder gefährlich werden können und wie man sie anspricht. Da gibt es zum Beispiel die Aswang, mörderischen Beutegreifern, bei denen man Babys gegen Nixenknochenpulver eintauschen kann, oder die Tikbalang, schnelle und pferdeförmige Wesen, die Freude daran haben, Menschen in die Irre zu führen. – Der vorliegende erste Band der philippinischen Autoren enthält vier Geschichten, in denen die mythischen Figuren ihres Landes ihr Unwesen treiben. Diese Sagengestalten werden den LeserInnen jeweils am Ende der Kapitel in Form von Tagebucheinträgen vorgestellt. Zusätzlich, wie bei diesem Verlag üblich und sehr willkommen, ergänzt der Übersetzer das Abgebildete im Anhang durch Ergebnisse seiner umfangreichen Recherche. So lässt sich eine ferne, neue Sagenwelt gerne entdecken. (adi)

 
Olivia Vieweg: Fangirl Fantasy Fangirl Fantasy (Olivia Vieweg, Carlsen 2024, 272 S., HC, farbig)
Der Schauspieler Allan Dale will hoch hinaus ins seriöse Fach. Doch er musste sich bis dato mit Rollen in schlichten Produktionen begnügen. Er nennt diese einen "lächerlichen Dreck". Die bisherigen Filmrollen, zum Beispiel eine mit einem niedlichen Hund, bescheren ihm zwar viele weibliche Fans, aber die empindet er als lästig. Drei Fangirls setzen ihm nun besonders zu. Sie wollen nicht akzeptieren, dass er aus ihren Lieblingsserien vorzeitig ausgestiegen ist. Lia, Kate und Ashley entführen Allan in ein einsames Haus nach Bad Sülzenbrück, um ihre Lieblingsserien von ihm zu Ende spielen zu lassen. Allan flieht natürlich umgehend, aber erfolglos. Er kann sich dem Wunsch der drei Fangirls letztlich nicht entziehen. Für Lia bringt er die Schnulze "Only the Wind Knows" zu einem guten Ende, für die Ärztin Kate geht es mit dem Superheldenmachwerk "Young Destroyers" weiter und dann fehlt noch das Happy End beim SciFi-Epos "Opportunity" für Lehrerin Ashley. – Die zumindest seit ihrer Erzählung "Endzeit" bekannte Autorin überzeugt mit gelungenen, witzigen Einfällen, sei es, dass sie den Inhalt typischer Fernsehserien karikiert, sei es, dass sie das Geplapper von Fans auf den Arm nimmt: "Ich liebe die Farbe deiner Ohren, wenn die Sonne von hinten durchscheint." (adi)

 
Jörg Hülsmann: Kant - Vom Aufbruch der Gedanken Kant - Vom Aufbruch der Gedanken (Jörg Hülsmann, Knesebeck 2024, 96 S., HC, zweifarbig)
Im Stile eines Sachcomics werden hier sowohl die Persönlichkeit des famosen Philosophen Immanuel Kant, sein beruflicher Lebensweg und seine alltäglichen Gewohnheiten umrissen, als auch Kants wesentliche philosophischen Überlegungen wiedergegeben. Letzteres gerät trotz Wechselspiels zwischen Zitaten von ihm und dem begleitenden, zusammenfassendem Text angesichts der inhaltlichen und sprachlichen Komplexität wohl nicht immer so leicht und verständlich wie es ein eiliger Leser hoffen mag, doch immerhin entsteht mindestens ein Eindruck von den Gedanken, mit denen sich Kant beschäftigte. Diese ließen ihn zeitweise mit König und Kirche aneinandergeraten. Sie lohnen auch weiterhin eine Auseinandersetzung mit ihrem Gehalt. Kants wohl bekanntestes Ergebnis umfangreicher Überlegungen über die Freiheit des menschlichen Willens sollte als Grundlage eines friedllchen Zusammenlebens gelten: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Daraus lässt sich ableiten, dass das eigene Handeln durch Respekt seinen Mitmenschen gegenüber seine Grenzen erhalten sollte. Eine solche Einsicht wünscht man insbesondere so manchem Potentaten. (adi)

 
Miguelanxo Prado: Kreidestriche Kreidestriche (Miguelanxo Prado, Cross Cult 2024, 104 S., HC, farbig)
"Und so bleibt an diesem Ort die Welt – das gesamte Universum – in zwei Hälften geteilt durch diesen Kreidestrich inmitten des Ozeans." Der unverhältnismäßig lange, gerade Pier einer kleinen, einsamen Insel bietet den Booten, die hier ankommen, einen geschützten Liegeplatz. Nach stürmischer Irrfahrt erreicht Raúl die Insel und findet dort Aufnahme im Gasthaus von Sara und ihrem Sohn Dimas. Bei einem Rundgang über das ansonsten menschenleere Eiland sieht Raúl in der Ferne Ana auf das Meer hinausblickend (s. Titelbild), deren Boot auf der anderen Seite des Piers liegt. Später trifft er im Gasthaus auf sie und bemüht sich vergeblich um Annäherung. Ana beschreibt die Insel als weiße Trennlinie zwischen dem Fassbaren und dem Möglichen. Ana wartet auf die Ankunft von jemandem. Doch wenn drei Boote zur selben Zeit an der Insel anlegen, bringe das laut Sara immer Unglück. Es wäre ein böses Omen. Eines Nachts legt tatsächlich ein drittes Boot an. Mit ihm kommen zwei Männer, unter denen ganz offensichtlich nicht derjenige ist, auf den Ana gewartet hat. – Mit seiner eindringlichen Erzählung regt Prado zum Hineinfinden in eine ungewöhnliche Situation an, in der die Personen vielleicht nicht ganz zufällig an diesem verlassenen Strich im Meer zusammentreffen. (adi)

 
Ralf 'Ramar' Marczinczik: Digger Digger (Ralf "Ramar" Marczinczik, Kult Comics 2024, 192 S., HC, schwarzweiß und farbig)
Außer zu Manny bekommt der in Einzelhaft sitzende, schwergewichtige Digger keinen Kontakt. Manny hat im Gefängnis einige "Privilegien": Manny darf Post und Bücher an die Insassen verteilen, darf in den Hof und kommt beim Putzen im Knast weit genug herum, um Digger auch einmal eine Rolle Extra-Klopapier oder sogar Trockenwürmer zustecken zu können. Digger scheint mit dem Aufeinthalt in seiner Einzelzelle gut klarzukommen. Auch eine Messerattacke im Duschraum bringt ihn nicht aus dem Gleichgewicht. Sein massiger Körper widersteht dem Angriff. Aber Manny weiß, dass das Alleinsein die Gefangenen irgendwann 'loco' (irre) werden lässt. Auch bei Digger deutet sich so etwas an. Er beginnt, jeden Tag wie doof im Hof zu tanzen. Er erklärt: "Es gibt Abkürzungen zum Glücklichsein, mein Freund... und tanzen ist eine davon!" Wie das genau gemeint ist, werden die LeserInnen dieser kurzweiligen Erzählung schließlich erfahren. – Der Autor Ramar legt uns mit dieser gut gebauten und gekonnt gezeichneten Knastgeschichte ein Lesestück vor, das in der mitfühlenden Leserschaft den Wunsch wachsen lässt, dass es Digger wie auf dem Titelbild trotz seiner Masse in himmlische Freiheit schafft. (adi)

 
Xermánico/Scott Godlewski/Jeremy Adams: Green Lantern (3. Serie) 1: Zurück auf der Erde Sweeney Boo/Tini Howard/Erica Henderson et al.: Harley Quinn (4. Serie): Eine Krise nach der anderen Matthew Rosenberg/Tini Howard/Stefano Raffaele/Leila Leiz et al.: Batman Sonderband: Knight Terrors Tini Howard/Sami Basri/Nico Leon et al.: Catwoman (3. Serie) 1: Es kann nur eine Katze geben Green Lantern (3. Serie) 1: Zurück auf der Erde (Xermánico/Scott Godlewski/Jeremy Adams, Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
Harley Quinn (4. Serie) 1: Eine Krise nach der anderen (Sweeney Boo/Tini Howard/Erica Henderson et al., Panini 2024, 140 S., SC, farbig)
Batman Sonderband: Knight Terrors (Matthew Rosenberg/Tini Howard/Stefano Raffaele/Leila Leiz et al., Panini 2024, 244 S., SC, farbig)
Catwoman (3. Serie) 1: Es kann nur eine Katze geben (Tini Howard/Sami Basri/Nico Leon et al., Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
Durch die Titelzeile "Dawn of DC" auf den Buchdeckeln macht der Verlag bei DC-Bänden kenntlich, dass diese Comics einen einfachen Einstieg in die Erzählreihen der jeweiligen Superhelden und -schurken anbieten. Es sind kaum Kenntnisse über eine womöglich komplexe Vorgeschichte nötig oder es helfen Kommentare zu Beginn und am Schluss der Bände den Neu- und GelegenheitsleserInnen (und den Vergesslichen) auf die Sprünge. So beginnt es mit Hal Jordan als Green Lantern wieder ganz einfach und irdisch in Coast City, ohne grüne Laterne, aber mit einem besonderen Ring und außergewöhnlicher Willenskraft. Er bemüht sich, zurückgekehrt aus dem Weltraum, um einen Neuanfang mit Carol Ferris, die mittlerweile jedoch anderweitig verlobt ist. Als der rücksichtslose Thaal Sinestro versucht, seinen gelben Ring durch die von ihm bei den Erdbewohnern geschürte Angst aufzuladen, muss Hal all seine grüne Vorstellungskraft aufbringen. Denn Hals Fähigkeiten sind jetzt begrenzt, was es zum Glück spannend macht. – Auffällige Änderungen im inhaltlichen und grafischen Fortgang der Harley-Quinn-Serie von 2021 sind Anlass, bei uns in der Numerierung der Bände nun in einer 4. Serie wieder bei 1 anzufangen. Die Clownprinzessin prügelt sich wie üblich mit Two-Face (d.i. Harvey Dent) und knockt diesen mit einem dicken Fisch aus. Wo kommt der denn her? Die Antwort darauf hat Folgen, und als Harley in letzter Sekunde in die kosmische Karotte von Erde 26 beißt, greift die erboste Lady Quark ein... – Die Erzählungen im "Knight Terrors"-Band wirken noch überraschender, wenn man Vorwort und Werbetext zuvor nicht liest, sondern darüber staunt, wie Batman erst auf die Nase, dann vom Dach fällt und schließlich als Leiche in Jokers Schrank landet. Im diesem, dem abgedrehtesten der obigen vier "Dawn of DC"-Titel haben außer dem Joker auch Harley Quinn, Catwoman und Poison Ivy furchtbare Träume durchzustehen. Dafür zeichnet ein "Meister der Nachtmahre" verantwortlich, der versteckte Ängste aufdeckt, zum Beispiel Furcht vor einer Welt ohne Batman, vor irrsinnigen Reisen durch Raum und Zeit oder vor dem Leben mit Harley Quinn in einem Traumhaus. – In Gotham City steht nicht nur das Arkham Asylum für die besonders schweren Fälle, sondern da hält auch noch ein Bezirksgefängnis Zellen für kriminelle Sonderbegabungen wie Catwoman (d.i. Selina Kyle) bereit. Die Räume dieses Frauenknasts sind nicht so gut abgeriegelt, dass Katzen nicht durch sie hindurchschlüpfen können. Catwoman und ihr katzengleiches Double Eiko Hasigawa lassen sich zusammen mit dem braven Tomcat (d.i. Dario Tomasso) von der Durchsetzung ihrer Pläne für die Zukunft Gothams jedenfalls durch nichts aufhalten. (adi)

 
Martin Quenehen/Bastien Vivès: Corto Maltese: Die Königin von Babylon Corto Maltese: Die Königin von Babylon (Martin Quenehen/Bastien Vivès, Schreiber & Leser 2023, 192 S., HC, farbig)
Wer wollte schon behaupten, dass Corto Maltese ein moralisch integrer Comicheld sei, ein Abenteurer, der eigene Interessen hinter Recht und Gesetz stellt, ein Vorbild an lauterem Verhalten. Nein, das ist Corto wirklich nicht. Der laut ursprünglicher Erzählreihe 1887 auf Malta geborene Freigeist verfolgt seine eigenen Ziele. – Der vorliegende aktuelle Band zeigt einen verliebten Corto, der seine Semira im Venedig des Jahres 2002 in den Nachwirren der Balkankriege begleitet. Er hilft, einen von ihr ermordeten Serben zu beseitigen. Semira sinnt auf Rache, die auf ihren Erlebnissen im Jugoslawienkrieg beruht. Ein Überfall auf ein Schiff bringt Corto und Semira in erhebliche Gefahr und Semira zum Nachdenken: "Corto...? Wenn wir das hier überleben... dann vergessen wir die Piraterie?" Auf dem Weg nach Sarajevo ist ihr erhoffter, gemeinsamer Weg dann schon zu Ende. Corto nimmt die Verfolgung des Mörders auf, was ihn erst nach Istanbul führt und dann mit der Agentin Gina nach Babylon (bei Bagdad) bringt. Gina meint, Corto könnte ihr bei einer Schatzsuche helfen. Das liefert Corto neuen Gefahren aus, führt aber auch zu bleibender Erinnerung an Semira, seiner Königin von Babylon. (adi)

 
Frank Giroud/Daniel Hulet: Zehn Gebote: Benjamin Zehn Gebote: Benjamin (Frank Giroud/Daniel Hulet, comicplus+ 2024, 120 S., HC, farbig)
Der Student Benjamin Fleury trifft während der Barrikadenkämpfe der Julirevolution im Paris des Jahres 1830 auf den Maler Hippolyte Lecomte. In dessen Wohnung findet Benjamin ein Porträt, das ihn fesselt. Es zeigt eine Frau namens Ana-Luna und wurde von einem Herrn Beauchamp in Auftrag gegeben, aber nie abgeholt. Benjamin macht sich auf die Suche nach dieser Frau, eine Suche, die ihn nach Ägypten bringt. Dieses Land, von dem er bisher nur durch Aquarelle eine Vorstellung gewonnen hat, sieht er nun mit eigenen Augen und fühlt sich davon überwältigt. Das Abbild von Ana-Luna verfolgt ihn auch hier bis in seine Träume. Dank seiner Aufmerksamkeit findet er eine Spur, die in das Haus Armel Paschas führt. Damit beginnt für Benjamin eine spannende Entdeckungsreise, in der es gar nicht mehr um Ana-Luna geht. – Frank Giroud, der Autor dieser Erzählung, die als Ableger seiner Serie "Zehn Gebote" gelesen werden kann, spielt in der Geschichte sowohl auf historische Tatsachen wie den Kanalbau vom Roten Meer zum Mittelmeer an, als auch auf Erkenntnisse über die faszinierende Kultur rund um die Grabanlagen der Pharaonen. Scheinbare Scheintüren, tödliche Fallen, Räuber und die heilige Königin Sabakhtari erwarten Benjamin schon. (adi)

 
Éric Corbeyran/Paul Marcel: Der Goldkäfer Der Goldkäfer (Éric Corbeyran/Paul Marcel, Knesebeck 2024, 48 S., HC, farbig)
Ein golden glänzender Käfer, dessen Rückenpanzer wie mit einem Totenschädel bemalt aussieht, der lässt dem verarmten, weltabgeschieden lebenden William Legrand keine Ruhe. Legrands Diener Jupiter hatte den Käfer am Fundort in ein Papier eingewickelt. Dieses Papier enthält ein Geheimnis, das zur Ursache für Legrands Aufregung und Anlass für eine aufwendige Suche wird. – Edgar Allan Poe veröffentlichte diese Kurzgeschichte im Juni 1843. Im Kern geht es in ihr um die Entschlüsselung eines Textes, um die Veranschaulichung eines kryptografischen Vorgangs, der auf das Wissen von Buchstabenhäufigkeiten beruht. Für die zugehörige Erklärung nehmen sich die Autoren dieser Comicadaption zum Glück den nötigen Raum, was nicht etwa zulasten der Darstellung der abenteuerlichen Handlung, also der Suche nach dem Totenschädel und nach dem Nachlass von Käpt'n Kidd geht. Dieser Kapitän erweist sich nicht nur als sehr erfolgreicher Pirat, sondern auch als begnadeter Schreiber geheimer Texte mit geheimnisvoller Tinte. Zum Schluss bleibt noch die Frage, warum der Goldkäfer unbedingt durch das linke Auge des Totenschädels fallen soll. Natürlich hat auch das seinen ausgeklügelten Grund. (adi)

 
Franz Gerg/Monika Sattrasai/Doris Ertel-Zellner, Reinhold Zellner: Max & Luzie Integral 1: 1989-1991 Max & Luzie Integral 1: 1989-1991 (Franz Gerg/Monika Sattrasai/Doris Ertel-Zellner, Reinhold Zellner, Kult Comics 2024, 200 S., HC, farbig)
Meistens beginnt es mit einer Bruchlandung. Die beiden abenteuerlustigen Kinder Max und Luzie und der geniale Erfinder Kieks kommen mit ihrem Luftfahrrad zwar immer an ihr Ziel, aber so eine ungewollte Landung kann hart sein und sogar den Turm von Pisa schief werden lassen. Das neugierige Trio gelangt nach Pisa um das Jahr 1600, in die Französische Revolution von 1789, zum Alten Fritz in die Mitte des 18. Jahrhunderts und an all die anderen Orte und Zeiten, weil ihr Luftfahrrad über eine Zeit-Super-Automatik verfügt, also einer ähnlich der von Doktor Who, aber ohne Telefonzelle. Die Absicht hinter diesem erzählerischen Zeitreise-Kniff ist, den jungen LeserInnen dieser von 1983 bis 2002 erschienenen Kundenzeitschrift einer Versicherungsgesellschaft außer Unterhaltung auch geschichtliches Wissen zu vermitteln. Beim Zusammentreffen mit Galileo Galilei erfahren sie sogar, dass alle Körper unabhängig von ihrer Masse in gleichen Zeiten gleiche Strecken durchfallen. Tatsächlich, Max, Luzie und Kieks plumpsen gleichzeitig nach knapp 4 Sekunden unter dem Turm von Pisa ins Stroh ("PLOF"). (adi)

 
Tobi Dahmen: Columbusstraße Columbusstraße - Eine Familiengeschichte 1935-1945 (Tobi Dahmen, Carlsen 2024, 528 S., HC, schwarzweiß)
Tobi Dahmen gehört unser Beifall und Respekt dafür, dass er die Geschichte seiner Familie so sehr im Einzelnen recherchiert und gründlich aufgezeichnet hat, dass daraus nicht nur eine betroffen machende Beschreibung, sondern auch ein mahnendes Schaubild der NS- und Kriegs-Zeit geworden ist. Im Vordergrund stehen dabei die Schicksale zweier Familien, derjenigen von Karl und Elisabeth Dahmen im Westen, und der von Heinz und Lore Funcke im Osten. Karl und Elisabeth lebten in der Columbusstraße in Düsseldorf. Der jüngste der drei Söhne der beiden ist Vater des Autors. Aus Erzählungen und aus vielen Briefen und Fotos, die man ihm hinterließ, setzte Tobi Dahmen eine seitenstarke Dokumentation zusammen, in der nicht zuletzt die Kriegserlebnisse seiner Onkel Eberhard und Peter vom Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Leid erzählen. Zudem werden die Folgen der Kriegswirtschaft durch die Aufzeichnungen zu Heinz Funcke und dessen Familie deutlich, der in Chemnitz als Direktor einer Schraubenfabrik einerseits die Anforderungen der unersättlichen Rüstungsproduktion und andererseits die Sorge um den Schutz seiner Familie auszuhalten hatte. (adi)

 
Bruno Gazzotti/Olivier Bocquet: Soda - Der blutrünstige Priester Soda - Der blutrünstige Priester (Bruno Gazzotti/Olivier Bocquet, Piredda 2024, 64 S., HC, farbig)
David Solomon aka Soda hält aus Sorge um seine Mutter sein doppeltes Spiel aufrecht. Ihr gegenüber gibt er den braven Priester, tatsächlich aber arbeitet er bei der Kriminalpolizei in einem gefährlichen Beruf, von dem die Mutter wegen ihres schwachen Herzens nichts wissen soll. Ihr helfen ihre Herzmedikamente und auch Soda schluckt Pillen, die seine Schlafstörungen beseitigen sollen. Das hat unerwartete Folgen. Sein Erinnerungsvermögen setzt aus. Man drängt ihn, mit dem "Seelenklempner" bei der Polizei zu sprechen, Doktor Giovanni Argiolas, der ihn jedoch noch mehr verzweifeln lässt, zumal ihn ein Gewaltopfer in seiner Verkleidung als Priester als Täter wiedererkennt. Ob er im Schlaf übelste Dinge anstellt, von denen er nichts weiß? Seine Freunde Corporal Linda Tschaikowski und Sergeant Babcock halten in dieser schwierigen Zeit zwar zu ihm, doch die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. – Mit diesem Einzelband wird eine in sich abgeschlossene Geschichte zur Serie "Soda" vorgelegt, die in Deutsch von 1989 bis 2017 mit dreizehn Bänden erschien. Darin sind nicht nur Sodas Kriminalfälle spannend und humorvoll erzählt, auch die detaillierten Zeichnungen zum New York der 1980er Jahre sind überaus sehenswert, deren Entstehung man im Skizzenteil dieses Albums nachvollziehen kann. (adi)

 
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