Die Alte Kongresshalle stand nicht zur Verfügung, also wich das alle zwei Jahre stattfindende Münchner Comicfestival ins städtische Kulturzentrum Gasteig HP8 in Sendling aus. Das brachte den großen Vorteil mit sich, dass alle Besucher gratis am Festival teilnehmen konnten. Dass sich durch das neue Quartier die Messe räumlich in Verlagsmesse und Independentmesse aufteilen musste, ließ sich offenbar nicht vermeiden. Es hatte zur Folge, dass die Independentler ihre Tische schon um 17 Uhr geräumt haben mussten, um den Besuchern der Isarphilharmonie Platz zu machen, während die zehn Beschicker der Verlagsmesse den Comicfans noch um die zwei Stunden länger ihre Bücher anbieten konnten. Das buntere Treiben um die Independenttische und Signierstände (s. Abb. 1. v. l.) hatte aber das Flair, das man sich von einer Comicveranstaltung erhofft. Es signierten neben vielen anderen Hanco Kolk ("Gilles der Gauner", "Tulpen aus Istanbul") und Bernd Kissel ("Die Känguru-Comics") (s. Abb. 2. v. l.). – Bei der ICOM-Preisverleihung wurden Sascha Dörp ("Drinnen"), Franz Suess ("Diebe und Laien") (s. Abb. 3. v. l.) und Michael Mikolajcak (als Autor für "Tick Tock") besonders belobigt. Hocherfreut hielt Franz Suess, Urkunde und Preisgeld in die Kameras. Den Kontakt zum nicht anwesenden Sascha Dörp stellte Jurorin Sandra Nußer per Smartphone her, um das Publikum seinen herzlichen Dank mithören zu lassen. – Auf drei Etagen stellt das Amerikahaus Zeitungscomic alter und neuer Zeit aus (u.a. Kissel, Puck, Reiche). Weitere Comic-Ausstellungen bieten das Istituto Italiano (zu Manuele Fior), das Tschechische Zentrum (zu Jaromir 99), das Istituto Cervantes (zu Miki Montlló) und das Valentin-Karlstadt-Musäum (zu Seyfried) und andere mehr, die auch noch nach dem Festival zu besichtigen sind. – Im Saal "Projektor" des Gasteig, dem Vortragssaal des diesjährigen Comicfestivals, fand zum Beispiel die Vorstellung der Grafiknovelle "Die vertriebenen Kinder" von Marek Toman und und Jan Blažek statt (s. Abb. 4. v. l.). Die Lebenserinnerungen von aus der Tschechoslowakei vertriebenen, deutschen Kindern nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der tschechische Autor in aufrüttelnder Weise dar. – Den PENG-Preis des Festivals erhielt Gudrun Penndorf für ihre beachtlichen Leistungen als Comic-Übersetzerin. (adi)
Gut besucht zeigte sich die Mai-Ausgabe der Comicmesse Köln. Eine halbe Stunde vor Einlass in die Stadthalle Köln-Mülheim bildete sich bei sonnigem Wetter bereits eine lange Warteschlange auf dem Parkplatz vor dem Eingang (s. Abb. ganz links). Die große Halle war im Unterschied zum Vorjahr dank eines neu hinzugekommenen Mangabereichs gut gefüllt. Über ein halbes Dutzend kleinerer Comicverlage stellten ihr Programm und ihre Neuerscheinungen vor, darunter prominent im Foyer die Salleck Publications, die den Belgier Christian Papazoglakis ("Ayrton Senna", "Alpine") zum Signieren an ihren Stand mitbrachten (s. Abb. 2. v. l.). An den Händlertischen mit ihren Comicstapeln, Merchandiseartikeln und Stöberkisten herrschte reger Betrieb (Abb. 3. v. l.), auch wenn deren Anzahl noch nicht wieder an die Zahl aus der Zeit vor der Seuche heranreicht. Sehr interessant war es, sich im Mangabereich umzusehen und umzuhören, wo junge ZeichnerInnen ihre Arbeiten in teils aufwendig dekorierten Ständen unter fantasievollen Namen vorstellten. Da konnte man zum Beispiel in der Präsentationsmappe von Jessica Kikisch blättern und von ihren Erfahrungen mit dem Inken (Tuschen) erfahren (s. Abb. ganz rechts und inktober.com ("improve your inking skills")). – Nachdem sich schon die Nachricht verbreitet hatte, dass diese Comicmesse nicht mehr stattfinden wird, kann man den Veranstaltern nun danken, diese wohl seit 1977 bestehende Veranstaltung (damals noch als "Kölner Comic-Tauschtage" im Kolpinghaus) am Leben zu halten. (adi)
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Cover ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
Was darf Satire? Dieser Fragestellung geht eine Ausstellung am Beispiel der Karikaturen von Greser & Lenz im Museum Wilhelm Busch in Hannover ab März bis Juni 2023 nach. Das interessiert auch beim Comic, wenn man etwa an Joe Saccos Satire "BUMF" oder Walter Moers' "Es ist ein Arschloch, Maria" denkt. – Am ersten Tag der Werkschau standen die beiden Zeichner (linkes Foto, Achim Greser 1. v. l., Heribert Lenz 3. v. l.) zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Hiram Kümper, und dem Leiter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Johannes Janssen (linkes Foto, 2. v. l.), Rede und Antwort. Dank der Sponsoren konnte das Museum 84 Arbeiten von Greser & Lenz ankaufen. Janssen stellte fest, dass Satire alles erlaubt sein müsse. Man unterstütze Ausstellungen wie diese auch gerade deswegen, weil sie nicht bloß "eine Verlängerung bürgerlichen Amüsements" seien. Kümper kritisierte, dass sich an die Aussage "Was darf die Satire? Alles." von Kurt Tucholsky (man lese bei Wiki nach) oft ein "aber" anschlösse. Nachdrücklich betonten Kümper und Greser, dass Satire nicht eingeschränkt werden dürfe, sonst bliebe sie eine solche ihrem Wesen nach nicht. Greser beschrieb einen möglichen Eingriff in die Freiheit der Satire bildhaft wie eine "Faust auf Schmetterling". Lenz erwähnte Grenzbereiche der Satire im Hinblick auf Beleidígungen, die justiziabel sind (siehe Böhmermann-Affäre, Satire vs. verbotener Schmähkritik). Man wolle als Satiriker den gesellschaftlichen Fortgang "nicht nur Moralwärtern" überlassen, wozu Greser auf die "bubenhafte Lümmeligkeit" von Max und Moritz hinwies, die sich ebenfalls gegen das wandten, was ihnen nicht passte. – Bei der F.A.Z. fühlen sich die beiden Zeichner gut aufgehoben, da diese als Stiftung den "freien Geist" böte, der ihnen auch ihre Mohammed-Karikaturen abzudrucken erlaubte. Dass der Staatsschutz anschließend ihr Atelier untersuchte, diente nicht dem Aufdecken eines Vergehens, sondern dem Schutz der beiden vor etwaigen Anschlägen. Ihre damalige, bewachte Ausstellung wurde dann zur "sichersten Witzbildschau". – Das Besondere an der jetzt im WBM beginnenden Ausstellung von Greser&Lenz-Karikaturen sind die zugehörigen Leserbriefe, die neben den Exponaten angebracht sind. Die Reaktionen der Leserbriefschreiber sind teils amüsierend, teils erschreckend. Greser & Lenz stehen zum Dialog bereit (rechtes Foto). – Im oberen Ausstellungsraum werden ebenfalls bis Juni 2023 beeindruckende Zeichnungen von Günter Mattei gezeigt (Foto in der Mitte), auch die mit Banane. (adi)
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>> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin
Seit dem 1. Februar 2023 ist Dr. Eva Jandl-Jörg (linkes Foto, 1. v. l.) die Direktorin des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover. Zum neuen Team gehört auch Dr. Catrin Kuhlmann als Kommunikationsexpertin (linkes Foto, 2. v. l.). Die neue Leiterin betont, dass ihr an Teamarbeit und Publikumsbeteiligung für die kommenden Ausstellungen viel liegt. Ihre ersten beiden Ausstellungen starten im November: "Oh, oh du fröhliche... Freude und Schrecken des großen Fests" und "Heizt du noch oder frierst du schon? Soziale Kälte bei warmen Füßen" (Arbeitstitel). Jandl-Jörg ist Kulturwissenschaftlerin, im Unterschied zu ihrer Vorgängerin, einer Kunstwissenschaftlerin. Von dieser wurden noch Ausstellungen für dieses Jahr bis in den Spätsommer hinein vorbereitet, darunter eine zum vielfältigen Schaffen von Volker Kriegel und eine zum Karikaturistenduo Greser & Lenz (rechtes Foto, Heribert Lenz 1. v. l., Achim Greser 2. v. l., bei der Verleihung des Sondermann 2006). Jandl-Jörg möchte gesellschaftrelevante Themen aufgreifen, wie man an den Titeln ihrer November-Ausstellungen schon ablesen kann. Kuhlmann ergänzte die Ausführungen mit der Frage "Darf Satire wirklich alles?", womit sie wohl auf Greser & Lenz anspielte. Jandl-Jörg möchte zuvorderst die Sammlungen des Hauses nutzen und diese auch zu Studienzwecken öffnen. Bei den ihr angebotenen Konvoluten für die Sammlung will sie selektiv vorgehen, nicht alles nehmen, was so kommt. Man kann nur hoffen, dass dadurch Sammlungen nicht auseinandergerissen werden. – Das Wilhelm-Busch-Museum hat in der Vergangenheit viele Comic-Ausstellungen geleistet, denken wir nur an die großartigen Werkschauen zu Hergé (2001), Kohlsaat (2003), Bernd Pfarr (2004 und 2018) und an die Einblicke in den Manga (2012), Nick Knatterton (2013) und Kauka (2016). Es wäre zu begrüßen, wenn sich das fortsetzen ließe, sich aber auch eine Perspektive für aktuell tätige ZeichnerInnen der Comic-/Graphic Novel-Szene eröffnete. (adi)
Auch wenn der Comic-Salon Erlangen 2020 nur digital stattfinden konnte, so gab es dennoch eine Verleihung von Max-und-Moritz-Preisen. Darjush Davar (Foto rechts) kümmerte sich auch für diese PreisträgerInnen darum, ihre Arbeiten und ihr Arbeitsumfeld trotz Corona in einer Wanderausstellung zu präsentieren. Dieser Aufgabe, der er mit lobenswerter Leidenschaft und Akkuratesse nachging, stellte er sich nach 2014, 2016 und 2018 im Jahr 2020 bereits zum vierten Mal. Die Ausstellungen entstehen in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Erlangen, dem Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale und der Schmitz-Lippert-Stiftung (cöln comic haus). Ob die Ausstellungen nun wirklich "die besten deutschen Comics" zeigen, wie sie die Überschrift nennt, wird heiß diskutiert. Man bilde sich eine eigene Meinung, wobei diese Ausstellungen selbstverständlich hilfreich sind. Die 2020er-Ausstellung ist letztmalig in der Comic-Werkstatt in Stadthagen (Landkreis Schaumburg) zu sehen (Foto links). Dort hat Davar einen ehemaligen Friseursalon zum Ausstellungsraum umgestaltet, mit gemütlichen Nischen, in denen man Comics lesen oder sich ins Studium des Comic-Lebenswerks von David Basler vertiefen kann. Davar ist daran gelegen, in den Exponaten zu allen PreisträgerInnen auch etwas von deren Arbeitsweise deutlich werden zu lassen. So erkennt man nicht nur bei einer Comic-Arbeit von Lisa Frühbeis (Foto Mitte) den Weg, auf dem sie von einer ersten Skizze bis zur fertigen, farbigen Seite gelangt. Auf einem Foto des Arbeitsplatzes von Anke Feuchtenberger sieht man erstaunt einen ganzen Schubladenschrank voller Kohlestifte. In Sprechblasen antworten die PreisträgerInnen auf Fragen zu empfehlenswertem Comic, zu ihrem Zeichenwerkzeug und zu ihrem Verhältnis zu Wilhelm Busch. Wilhelm Busch wurde in Wiedensahl geboren, nur zehn Kilometer von Stadthagen entfernt. Die naheliegende Idee, im Geburtshaus Wilhelm Buschs Comic-Ausstellungen unterzubringen, stellte Darjush Davars Leidensfähigkeit auf den Prüfstand. Die sich ergebenden Schwierigkeiten offenbarten eine sehr gestrige Comic-Wertschätzung provinzieller KulturkapitänInnen. Die Ausstellung mit den neuen Max-und-Moritz-PreisträgerInnen von 2022 soll am 18.11.2022 im Erika-Fuchs-Haus starten. (adi)
Zwei Büchner-Literaturadaptionen hat Andreas Eikenroth gezeichnet: "Woyzeck" und "Lenz" liegen als Hardcover-Alben vor. Die Direktorin der Ludwiggalerie Oberhausen, Dr. Christine Vogt (Foto links), weist in ihrem Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung auf die Besonderheiten dieser grafischen Arbeiten Eikenroths hin, die reich an Bildzitaten sind. Als Kunstgeschichtlerin hat sie ihre Freude am Entdecken dieser Zitate (vornehmlich in "Lenz") und empfindet das Nebeneinander von Bild und Text, also den Auszügen aus der Büchnerschen Vorlage, als gelungen. – An den Wänden des Treppenhauses hängen über drei Etagen hinauf Bildträger, die in bunter Abfolge einmal zu "Woyzeck", einmal zu "Lenz" jeweils die drei Stufen der Entwicklung der Seiten der Alben erkennen lassen (Foto Mitte): Erst kommt die Skizze, dann die Vorzeichnung, dann die farbige Schlussbearbeitung. Erläuterungen zu den Exponaten oder zu Georg Büchner fehlen im Treppenaufgang, solche lassen sich nachfolgender Mitschrift entnehmen. Eikenroth hat als Blickfang und zur Auflockerung Gemälde zu den Alben in die lange Reihe der Exponate gehängt (Ausschnitt rechts). Die Ausstellung ist vom 5. Mai bis zum 24. Juni 2022 in der Stadtbibliothek Wuppertal zu sehen. (adi)
Mitschrift des Eröffnungsvortrags von Christine Vogt herunterladen
Der Veranstalter des Comic-Salons zeigt sich sehr zufrieden. Rund 30.000 BesucherInnen seien an den vier Tagen gekommen, was zu den Rückmeldungen der Verlage passt, die von "leicht höheren Umsätze" (Carlsen) bis zu "mehr verkauft als jemals zuvor" (avant) reichen. Das Angebot an die Besucher der drei Messehallen ist enorm. Von kleinauflagigen Liebhaberstücken bis zur Massenzeichenware und zu Merchandise-Artikeln, von antiquarischen Alben bis zu voluminösen Sammelbänden lässt sich vieles finden und – vor allem – vor dem Kauf ansehen oder auch von den KünstlerInnen signieren. Die Warteschlange vor dem Carlsen-Signiertisch von Émile Bravo ("Spirou und Fantasio Spezial") in Halle A ist reichlich lang, bei anderen Verlagen in dieser Halle sieht es ebenso aus. In Halle B steht eine lange Schlange vor dem Schreiber & Leser-Tisch bei André Taymans ("Caroline Baldwin"). Nicht einmal die Hälfte der Messebesucher tragen eine FFP2-Maske, man verlässt sich wohl auf seinen Impfschutz und sein Glück. Der Veranstalter kämpft unterdessen mit so vielen coronabedingten Ausfällen bei seinem Personal, dass es eng wird, vor allem beim kommenden Abbau der Zelte. In einigen Räumen wie in der Orangerie oder den Räumen der Universität wird auf FFP2-Maske bestanden. Das scheint auch kein Problem zu sein, wie man zum Beispiel in der Orangerie bei der Diskussion über den Stand der Comic-Fachmagazine bemerkt (Foto rechts). Alex Jakubowski befragt Gerhard Förster von der "Sprechblase", Matthias Hofmann von "Alfonz" und Volker Hamann von der "Reddition" nach den Charakteristika ihrer Publikationen. Jede richte sich an eine besondere Leserschaft, die die angebotenen Fachartikel in Papierform erwarten. Ein entsprechendes, papierloses Angebot im Internet ließe sich vielleicht mit einer Bezahlschranke oder durch Werbung finanzieren. Man frage sich, wie die Situation in zehn Jahren aussehen wird, wenn die "haptisch" Lesenden, wie Gerhard Förster die Papierleser nennt, weniger werden. Einen besonderen Beifall erhält der anwesende Heiner Jahncke für seine Expertise und jahrelange Mitarbeit bei den Fachartikeln. (adi)
Schwerpunkte des Comic-Salons sollen feministischer Comic, queere Themen und Comic aus Afrika sein. Im hohen Redoutensaal sind zahlreiche Stellwände für Exponate zum feministischen Comic aufgestellt, kreuz und quer, um zahlreiche Winkel zu schaffen, die die Gliederung der Ausstellung in die Bereiche "Strong Female Lead", "Autobiographie", "Biografie", "Girl's Clubs", "Gender Reverse", "Body & Sex Positive", "Wissen & Historie", "Aktivistinnen und Anarchas" unterstützen. Unter den nachdenklich machenden Schaustücken sind auch Arbeiten von Alison Bechdel ("Fun Home") und Barbara Yelin ("Gift", "Irmina", "Vor allem eins: Dir selbst sei treu"), die in ihren Arbeitsfeldern viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben und Leitbilder wurden. Das Foto oben links bildet eine Arbeit von Helena Janečič ab, bei der sich fragen lässt, ob Frauenfiguren im Comic eine Rolle ausfüllen, die mehr ist, als das jeweilige Werk lediglich als "eye candy" (Augenschmaus) zu schmücken. Gleich neben der Ausstellung zu den "VorbilderInnen" wird grafische Literatur von Birgit Weyhe gezeigt, was zur Frage reizt, welchen Platz Weyhe als VorbilderIn einnehmen könnte oder sollte, da sich bei ihr Narration und Relevanz der Erzählinhalte und ihre grafische Darstellung auf recht unterschiedlichem Niveau begegnen. Wichtige soziopolitische Anliegen finden mit den häufig schlicht gefertigten, zu oft mit zu simpler Symbolik ausgestatteten Panels keine visuelle Entsprechung. – Zwischen die vielen Beispiele von vorbildlichem Comic aus dem Kongo setzt Asimba Bathy mit der Installation "Offizielles Outfit des Kongolesischen Comics" (Bild Mitte) einen scherzhaften Akzent. Der Umgang mit Haltung und Mimik der Figuren und die perspektivische Abwechslung, unter anderem bei Draufsicht auf Alttagssituationen in einer Stadt, zieht den Leser in diesen Alltag und in die Handlung hinein. Da ist zum Beispiel ein junger Mann namens Neema ya Mungu, der auf seinem Handy dringend die Nachricht erwartet, ob jetzt das Geld da sei, um seine Mutter operieren lassen zu können. Oder da tuscht Thembo Kash, der aus Butembo im Ostkongo stammt und an der Kunstakademie in Kinshasa studierte, in "Vanity" einen bewegungsreichen Kampf zwischen einer Agentin und ihrem Angreifer. In Vitrinen zeigt diese Ausstellung unter der Überschrift "Populäre Bilder" überdies wie kongolesischer Comic auch als Siebdruck gestaltet wird. – Im Uhrzeigersinn an den Wänden entlang sieht man in einer Ex-Sparkasse die Stationen der Entwicklung von Mawils Comicschaffen. Eine der Wände zeigt großformatig "Lucky Luke sattelt um", einen Hochpunkt unter seinen Arbeiten (Foto rechts), bei denen man sich auch an "Kinderland" oder an Supa-Hasi erinnert. Mawil hat einen attraktiven Stil gefunden, durch den aus seinen Zeichnungen zwar Komik aber nicht Klamauk spricht, durch den zwar gelegentlich ein Scheitern, aber keine Ausweglosigkeit dargestellt wird, durch den man freudig akzeptiert, dass ein Cowboy die Prärie per Fahrrad durchquert. (adi)
Als Josephine Mark als Gewinnerin des Max und Moritz-Preises für den besten Comic für Kinder verkündet wird, ist der Jubel im Markgrafentheater besonders groß. Die Preisträgerin kämpft mit den Tränen. Gestern erhielt ihr Comic "Murr" einen ICOM-Preis, jetzt gehört ihrem "Trip mit Tropf" ein Max und Moritz-Preis (Foto links). Die beiden Moderatoren der Preisverleihung, Hella von Sinnen und Christian Gasser, lotsen launig, einfühlsam und gut vorbereitet die PreisträgerInnen aufs Siegersofa. Liv Strömquist, die den Max und Moritz-Preis für "Im Spiegelsaal" als besten Sachcomic entgegen nimmt, wählt die Möglichkeit, lieber im Parkett zu sitzen, als auf der heißen Bühne zu schwitzen. Der Oberbürgermeister Dr. Florian Janik nimmt es auf sich, dort die ganzen zwei Stunden zu bleiben, um die Urkunden überreichen zu können. Die silbernen Siegertaler werden nachgereicht, man hat sie nicht rechtzeitig bestellt, aber die gewichtigen Max und Moritz-Brote sind da. Janiks lebhaft vorgetragene Begrüßung bringt zum Ausdruck, wie froh man sei, nach vier langen Jahren endlich wieder den Comic-Salon in der Stadt zu haben. Für "Dragman" wird der Max und Moritz-Preis für den besten internationalen Comic überreicht. Der Preisträger, Steven Appleby, kommt wie weiland Ralf König im Frauenkleid auf die Bühne (Foto rechts). Man weiß, dass sein Superheld in "Dragman" nur in Frauenkleidern Superkräfte entfaltet. Als beste Debütalben sind drei Titel nominiert: "Melek + ich" von Lina Ehrentraut, "Who's the Scatman?" von Jeff Chi und "Pfostenloch" von Daniela Heller. Die Jury machte es sich einfach und entschied, dass alle drei Comics den Max und Moritz-Preis für den besten deutschsprachigen Debüt-Comic empfangen sollen und auch alle drei ein Preisgeld von tausend Euro erhalten. Aisha Franz wird für "Work-Life-Balance" als Preisträgerin für den besten deutschsprachigen Comic ausgerufen. In kurzen Filmen beantwortet der Preisträger des Max und Moritz-Preises für ein herausragendes Lebenswerk, Naoki Urasawa, einige Fragen zu seinen Arbeiten und bedankt sich so aus dem fernen Japan für den Preis. Als Überraschung vergibt die Jury noch einen Sonderpreis an den Ausstellungsmacher Alexander Braun, dessen umfangreiche Kataloge als besonders wertvoll hervorgehoben werden. Selten genug, dass ein Panini-Titel zu den Preisträgern gehört. Mit "Lisa und Lio" hat es Daniela Schreiter aber geschafft, den Publikumspreis zugesprochen zu bekommen. Steffen Volkmer nimmt den Preis entgegen und erklärt, dass es für die Künstlerin als Autistin nicht möglich sei, bei einem solchen Rummel, wie es eine Preisverleihung nun einmal ist, persönlich dabei zu sein. Aber er organisiert für Samstag eine Signierstunde mit der Künstlerin, die mit den drei "Schattenspringer"-Büchern so erfolgreich wurde. (adi)
Beim Rundgang durch Messehallen und Ausstellungen biegt Markus Söder (Foto links) unverhofft in die Schiffstraße 9 ab, in der eine Initiative für ein Comicmuseum in Erlangen provisorisch untergekommen ist. Er bleibt relativ lange in dem Haus und wird beim Herauskommen sogleich vom Erlanger Oberbürgermeister Dr. Florian Janik befragt, ob er also ein staatliches Comicmuseum einrichten wolle. Söder verneint nicht, sondern spielt den Ball zurück mit der Aufforderung, dass die Kommune erst einmal vorlegen solle. Dann könne er sich eine Unterstützung durch das Land Bayern vorstellen. Die Frage nach einem solchen ersten deutschen Comicmuseum wird ihm während seines Rundgangs von verschiedenen Seiten gestellt und er äußert sich immer zuversichtlicher, so dass der Oberbürgermeister seinen Mitarbeitern gegenüber festhält: "Jetzt hat er es viermal in die Kamera gesagt. Daraus müssen wir etwas machen." (Foto rechts v.l.n.r.: Anne Reimann, Leiterin des Erlanger Kulturamts, OB Dr. Florian Janik, Bodo Birk, Organisator des Comic-Salons). Seinen Rundgang beginnt Söder am Stand von Carlsen, wo er sich beim Blättern in einem "Clever & Smart"-Album erfreut an diese seine Jugendlektüre erinnert. Dann geht der ausgewiesene Marvel-Fan Söder weiter zu Panini, wo ihm Steffen Volkmer eine ganze Stofftasche voller Superheldencomics verkaufen kann. In einem anschließenden Kurzinterview auf einer Bühne im Schlosspark zählt er die lange Reihe von Comics auf, die er von Kindesbeinen an gelesen hat, im Keller aufbewahrt und teils immer noch liest. Man gewinnt den Eindruck, dass er dem Thema Comic sehr aufgeschlossen gegenüber steht. Nun ist spannend, ob für Erlangen mehr daraus wird als heiße Luft. (adi)
In den hellen Räumen des Kunstmuseums genießt man als inhaltlich und architektonisch schönste Ausstellung des Salons diejenige zu Catherine Meurisse. Ihr Witz, der aus ihren Karikaturen und Comicbüchern spricht, und ihre beeindruckenden zeichnerischen Arbeiten, die hier in vielen Beispielen zusammengetragen sind, haben die große Beachtung verdient, die ihr entgegen gebracht wird, zum Beispiel durch das Comicmuseum Basel. Herausragende Farbseiten aus "Nami und das Meer", "Weites Land" und "Die Leichtigkeit" zeigen sich gut präsentiert. Dass in ihrem Werk immer auch ein ernstes Anliegen mitschwingt, macht die Überschrift zur Ausstellung deutlich: "L'Humour au sérieux". – Als comichistorisch wichtigste Ausstellung bringt Alexander Braun die von ihm kuratierte Ausstellung zu Will Eisner vom Schauraum in Dortmund nach Erlangen ins räumlich lebendiger ausgestattetere Kunstmuseum. Als "Graphic Novel Godfather" tituliert wird die Bedeutung des Meisters durch die versammelten Originale und Vitrinenschaustücke überdeutlich. Sogar den prächtigen Katalog zur Ausstellung kann man hier noch erhalten, obwohl er eigentlich vergriffen ist. – Die für uns bedeutsamste Ausstellung zeigt das Stadtmuseum in seinem "Laubengang", also einer Folge von gemütlichen, kleineren Räumen, die sich zur inhaltlichen Gliederung eines Themas bestens anbieten. Das lässt die Ausstellung "Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern" übersichtlich und nachvollziehbar werden. Die drei ComicautorInnen Miriam Libicki, Barbara Yelin und Gilad Seliktar haben die Erzählung der drei Holocaust-Überlebenden Emmie Arbel, David Schaffer und Rolf Kamp für uns aufgezeichnet und die Ergebnisse zu einem Buch zusammengestellt. Die Arbeitsweise der AutorInnen, ihre originalen Zeichnungen und Skizzen, Videomaterial und Bücher zum Thema (Foto rechts) machen das wichtige Anliegen, die Erlebnisse von Zeitzeugen auch grafisch wiederzugeben, vorbildlich verständlich. (adi)
Die Kuratorin der Ausstellung "Kubuni. Comics aus Afrika", Joëlle Épée Mandengue (Foto links), betont, dass die Wortwahl wichtig sei. Es ginge hier nicht um den afrikanischen Comic, sondern um Comics aus Afrika, genauer aus dem Subsahara-Afrika. Unterstützt durch das Institut français sind die beachtlichen Arbeiten einer Wanderausstellung aus Angoulême in die Ladengalerie Friedrichstraße 41 gebracht worden, die Vielfalt und zeichnerisches Können der afrikanischen Comic-Autoren ausweisen. Joëlle Épée Mandengue ist Leiterin des Bilili-Comic-Festivals in Brazzaville, Congo. – Aus der Preisverleihung des ICOM geht Josephine Mark mit "Murr" als Siegerin bei den Verlagsveröffentlichung hervor. Zusätzlich erhält sie auch für "Trip mit Tropf" eine Auszeichnung, da es dieser Titel ebenfalls in die Nominierungsliste schaffte. Als Preisträger des ICOM-Preises für selbstveröffentlichten Independent-Comic darf sich Geier für "The Most Dangerous Game" auf das Preisgeld des Siegers freuen, welches sein Freund Holger Bommer entgegen nimmt. Den dritten ICOM-Preis für eine besondere Publikation erhält "Die Liebe ist stärker als der Tod" von Olliver Ottisch. – Annette Köhn (Foto rechts) richtet ein Jaja-Wohnzimmer ein. Die Verlagsleiterin (siehe "Verlagswesen") hängt in diesem Zimmer einer Jaja-Ausstellung Bilder auf und gleichzeitig präsentieren am Stand in "Messe-Halle B" Mitarbeiter des rührigen Verlags ein umfangreiches Angebot. Dazu gehört auch "Impfland" von Federico Cacciapaglia, der ebenfalls nach Erlangen gekommen ist. (adi)
Bei sommerlichen Temperaturen von um die 30 Grad richten zahllose Helfer der Verlage und Ausstellungsmacher am Mittwoch die drei Zelthallen und die vielen Ausstellungsräume ein. Man darf sich wundern, wie das alles bis Donnerstag um 12 noch fertig werden kann, aber das wird es natürlich. Auf dem Zelt "Messe-Halle A" auf dem Schlossplatz prangt eine Art Murale mit dem Aufruf "Peace now". Lkw und Transporter bringen Materialien und Bücher für die Stände heran. Rechts neben der Messe-Halle A stehen im Zugang zum Schlosspark die vielen Tische und Bänke einer Gaststätte, die bereits gut besucht sind. Im Schlosspark rund um den Hugenottenbrunnen besprechen sich bei der Messe-Halle B unter strahlend blauem Himmel die Leute auf der grünen Wiese, während der Hauptsponsor DATEV, ein IT-Unternehmen, daneben eine "Nerd Lounge" zum Zocken im Freien aufbaut. Zum Comic-Salon werden 25.000 Besucher erwartet, darunter am Freitagnachmittag auch der Ministerpräsident des Landes. (adi)
Der Comic-Salon zeltet wieder. Ab Donnerstag, dem 16. Juni 2022, ist vier Tage lang Messebetrieb mit 230 Ausstellern in Zelthallen auf dem Schlossplatz und im Schlossgarten. Beides ist vom Bahnhof aus schnell zu erreichen. Zugleich werden an verschiedenen Orten der Stadt nicht weniger als 20 Comic-Ausstellungen gezeigt. Über 400 ComicautorInnen sind angekündigt. Die Comicbörse findet am Sonntag auf dem Marktplatz statt (bei schlechtem Wetter in der Heinrich-Lades-Halle). Die Website des Comic-Salons listet ein umfangreiches Programm auf. Aus diesem ragen die Max-und-Moritz-Gala am Freitagabend mit der Verleihung der Max-und-Moritz-Preise und eine Veranstaltung am Samstagabend mit Bernd Kissel und Marc-Uwe Kling zu ihren Känguru-Comics heraus. Am Donnerstagabend verleiht der ICOM die Independent Comic Preise. Zum Programm, in dem feministische Comics und queere Themen und Comics aus der Demokratischen Republik Kongo als Schwerpunkte genannt sind, gehören zahlreiche Vorträge und Podiumsveranstaltungen. Unter den vielen Ausstellungen gibt es eine über Vorbilder*innen im Redoutensaal, eine zu Will Eisner und zu Catherine Meurisse im Kunstmuseum, eine mit Daniela Schreiter in der Villa an der Schwabach, eine mit Mawil in der Ex-Sparkasse. Lesungen, Filme, Konzerte, Party und ein eigenes Programm für Kinder runden die tollen Tage ab. (adi)
Seit dem April 2019 finden im schauraum in Dortmund Comic-Ausstellungen statt. Dieser besondere Raum entstand aus einem ehemaligen Ladenlokal mit knapp 200 m² Fläche direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Der Eintritt ist frei. Als erfahrener Kurator übernahm Alexander Braun die Aufgabe, alle halbe Jahre sowohl eine Ausstellung mit sehenswerten Originalen als auch den zugehörigen Katalog zusammenzustellen. Nach den Ausstellungen "Ente süß sauer – Carl Barks und die Folgen" und "Nimm das, Adolf – Zweiter Weltkrieg im Comic" von 2019 folgte trotz Pandemie 2020 "Anime fantastisch – Die Kunst des japanischen Zeichentrickfilms" und 2021 "Will Eisner – Graphic Novel Godfather". Jetzt, im Frühjahr 2022, steht der "Horror im Comic" auf dem Programm des schauraums. In einem Teil des Raumes werden Comic-Exponate zu Gespenster- und Gruselgestalten auf roten und grauen Wänden präsentiert, in der anderen Hälfte hängen Originale vor einer Wand, die komplett mit einer Vergößerung der beeindruckenden "Frankenstein"-Laborszene von Bernhard "Bernie" Wrightson bedeckt ist. Toll! Die reichhaltigen Kataloge zu diesen Ausstellungen werden immer dicker. Der Katalog "Horror im Comic" ist 456 Seiten stark, wird aber Besuchern im Ausstellungsraum vergünstigt angeboten. (adi)
Bei frühsommerlichem Wetter startete nach längerer Pause die Intercomic in der Stadthalle in Köln-Mülheim wieder zu einem langem Börsentag. Mit Applaus wurde Hermann ("Comanche", "Duke", "Die Türme von Bos-Maury") gefeiert, der an gleich zwei Signierständen zu Gast war. An den Ständen der Comichändler stapelten sich die langvermissten Kisten und Kartons mit Raritäten und vielen Comics zu Schnäppchenpreisen. Verlage wie Salleck oder All zeigten ihre Neuerscheinungen im Foyer, andere reihten sich in fünf Gängen im großen Saal der Stadthalle zwischen Händler- und Zeichnertischen ein. Im Vergleich zur Intercomic vor der Pandemie war die Börse zwar kleiner, aber gut besucht. Auch schon bevor es im Foyer und im Saal enger wurde, setzten die meisten Besucher aus freien Stücken ihre Maske auf: vorbildlich. Bei den Zeichnern bot Timo Grubing angesichts des nahenden Muttertags an, die Mutter als Zombie zeichnen zu lassen, während Rudolph Perez im bereits 25. Zebra-Sonderband weise daran erinnerte: "In der Tusche liegt die Wahrheit" (Fotos v.l.n.r.: Hermann Huppen, Comichändler, Eckart Schott (Salleck Publications), Timo Grubing). (adi)
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von
der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen
Die von Robert Crumb gezeichnete LP-Hülle für "Cheap Thrills" von Janis Joplin macht immer noch gute Laune, wohl wegen der Erinnerung an die Musik und die Underground-Comix. 180 solcher berühmten und vertrauten Schallplattencover mit Comicmotiven erwarten den Besucher in der Ausstellung "Vinyl!", die die Ludwigsgalerie Schloss Oberhausen bis zum Mai 2022 zeigt. Der Katalog zur Ausstellung druckt sogar 350 prächtige Comic-Cover ab, was die Beliebtheit des Comic in der Musikszene einer Zeit belegt, die sich "progressiv" nannte. Der Ausstellungsmacher Eckart Sackmann erklärte bei der Eröffnung von "Vinyl!", dass er in den 1980ern selbst einmal als Zeichner eines solchen Comic-Covers für eine irische Band vorgesehen war, nachdem er den Musikern in Hamburg drei Monate Unterkunft gewährt hatte. Leider ging die Band zu früh auseinander. Die psychedelische Stimmung und den musikalischen Klang jener Zeit vermitteln eine Öllampen-Projektion und eine wohlüberlegte Musikauswahl. Drei Vitrinen zeigen weiteres Material zu einem seltenen Comic-Thema in einer ungewöhnlichen musealen Schau. (adi)
Im ersten Raum erwarteten den Besucher Beispiele von frühem Comic, links ging es auf mehreren Etagen weiter zu Comic jüngeren Datums, der in seiner Zeit nicht veröffentlicht wurde. Sogar Arbeiten von Wilhelm Busch und Franz von Pocci tauchten beim frühen Comic auf. Die Hängung der Exponate war angenehm "luftig", die Texte hatten den passenden Umfang. Unter den abgebrochenen Comicprojekten sind solche, bei denen man es bedauern mochte, dass die Verleger oder Künstler vorzeitig aufgeben mussten, aber auch solche, bei denen man sich sehr damit einverstanden fühlte, dass diese Vorhaben rechtzeitig abgebrochen wurden. Es wird von der Sozialisierung jedes einzelnen Ausstellungsgängers abhängen, ob man zum Beipiel liebend gern Kreitz, Bunk, Vieweg, Scheuer oder Wäscher weitergelesen hätte. Interessant sind in jedem Falle die Gründe, die für den jeweiligen Abbruch angeführt werden. Das reicht von der Ablehnung durch den Verleger bis zu persönlichen Schicksalsschlägen. All das ist in einem umfangreichen Katalog zu dieser Ausstellung nachzulesen und anzusehen, der in der bewährten Edition Alfons erschien. (adi))
Schon vor elf Uhr bildete sich eine lange Warteschlange vor der Eingangstür der Stadthalle Hiltrup. Geduldig warteten die überwiegend jugendlichen Messegänger auf den Einlass, der sich wegen der sorgfältigen Impfpass- und Personalausweiskontrolle etwas hinzog. In der Halle standen vier lange Doppeltischreihen, an denen HändlerInnen für Comics, Mangas, Zeichnungen und für vielerart Merchandise-Artikeln ihre zum Teil gut dekorierten Stände aufgebaut hatten. Auf der Bühne zeigte Alexandra Völker ("Catwalk") (Foto ganz links) etwa zwei Dutzend NachwuchszeichnerInnen wie man Manga zeichnen kann. Christoph Heuer (Foto rechts) signierte seine Engels-Biographie. Er wurde 2002 in der Comicforschung als Autor von "Kindergeschichten", einer "nonlinearen Novelle", bekannt. 2007 zeichnete er bei Carlsen den Band "Der erste Frühling", eine Erzählung über ein zwölfjähriges Mädchen bei Kriegsende 1945 in Berlin. Die nächsten Veranstaltungen dieser Art sind für Düsseldorf und Bremen angekündigt. (adi)
(o) comicforscher.de, Hildesheim 2021, 2022, 2023 und 2024